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0742 - Mein Bruder, der Dämon

0742 - Mein Bruder, der Dämon

Titel: 0742 - Mein Bruder, der Dämon
Autoren: Roger Clement
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heimzusuchen?«
    »Ich… ich… Also ehrlich gesagt hatte ich schon in England Kontakt zu den Mächten der Unterwelt.«
    »Das wundert mich überhaupt nicht.«
    »In England wurde uns der Boden etwas zu heiß unter den Füßen. Da habe ich Calmac um Rat angefleht.«
    »Calmac?«
    Andrew Gladstone konnte unmöglich wissen, warum dieser Name Asha Devi so aufwühlen würde. Daher war der Dämonenknecht auch reichlich geschockt, als die Polizistin plötzlich über den Tisch griff, sein Hemd so fest packte, dass einige Nähte aufrissen, und ihn zu sich herüberzog.
    »Sag das noch mal!«, fauchte sie.
    »C… Calmac, Madam. Das ist ein Erddämon in meiner Heimat.«
    »Das weiß ich!«, blaffte Asha Devi. »Und dieser Calmac hat dir den heißen Tipp gegeben, deine dreckigen Aktivitäten nach Indien zu verlegen?«
    »Eigentlich war es nicht Calmac selbst, Madam. Sondern einer seiner Vasallen…«
    »Hat dieser Vasall auch einen Namen?«, fragte Asha Devi mit tonloser Stimme.
    Auf Andrew Gladstones Stirn bildeten sich unzählige Schweißtropfen. Was hatte er denn jetzt schon wieder falsch gemacht? Er legte ein Geständnis ab, sang wie die sprichwörtliche Nachtigall - und diese verfluchte Inspectorin machte wieder den Eindruck, als ob sie gleich ausrasten würde.
    »D… der Vasallendämon heißt Sura, Madam. Jedenfalls glaube ich das.«
    Asha Devi erwiderte nichts, sondern versank in tiefes Nachdenken. Andrew Gladstone konnte nicht wissen, warum Calmacs Erwähnung sie so aufgewühlt hatte.
    Der Dämonenknecht konnte nicht ahnen, dass Ashas eigener Bruder einst von Calmac zu einem Dämon gemacht worden war. Und auch nicht, dass jener Vasallendämon Sura einst ein Mensch gewesen war. [3]
    Ein Mensch mit dem Namen Sura Devi!
    Als ungefähr fünfundvierzig Minuten später Sergeant Tanu in den Verhörraum zurückkehrte, saßen sich Asha Devi und Andrew Gladstone immer noch schweigend gegenüber.
    Der Polizist stellte den halbkalten McDonalds-Kaffee vor den Gefangenen hin. Sergeant Tanu war erstaunt. Einerseits darüber, dass sich Asha Devi den Verdächtigen offenbar nicht vorgeknöpft hatte. Und andererseits entdeckte er ein entsetzliches Gedankenchaos in der Seele seiner Vorgesetzten.
    Der Sergeant konnte nämlich Gedanken lesen. Eine Fähigkeit, die er bisher vor seiner Vorgesetzten geheim gehalten hatte.
    Aber nun erschrak Tanu fast vor dem Gefühlswechselbad, das ein gewisser Sura in Asha Devis Innerem ausgelöst hatte.
    Wut, Scham, Sehnsucht, Groll…
    Asha Devis Seele war ein tiefer Abgrund.
    Sergeant Tanu beschloss, aus Rücksicht auf sein eigenes Seelenheil nicht länger in die Gedanken seiner Vorgesetzten zu blicken.
    Zum Glück brach die Inspectorin in diesem Moment das Schweigen.
    »Sergeant, schaffen Sie mir diese Kanaille aus den Augen!«
    Tanu packte den Dämonenknecht am Oberarm und riss ihn hoch. Gladstone konnte seine Erleichterung kaum verbergen.
    Asha Devi wandte sich noch einmal an ihn. »Die Anklage gegen Sie lautet auf versuchten Mord sowie Gründung einer verbotenen Organisation. Sie werden vor ein ordentliches Gericht gestellt. Falls sich zeigt, dass Sie wirklich Engländer sind, wird man sie vermutlich nach England abschieben.«
    Gladstone gestattete sich fast schon wieder ein überhebliches Grinsen, als Sergeant Tanu ihn Richtung Tür stieß.
    Aber das wird ihm vergehen, dachte Asha Devi. Sie hatte nämlich nicht erwähnt, dass sie die Anklageschrift gegen Gladstone auf dem normalen Postweg zur Staatsanwaltschaft schicken würde.
    Das konnte selbst innerhalb von New Delhi Wochen dauern, weshalb alle wichtigen Briefe ohnehin gefaxt wurden. Und während dieser Wochen würde Andrew Gladstone im India State Prison einsitzen.
    Seine Mitgefangenen werden nicht gut zu sprechen sein auf einen Engländer, der ein indisches Mädchen töten wollte, dachte Asha Devi gemein lächelnd. Jedenfalls, wenn sie es erfuhren. Und sie, die Inspectorin, würde dafür sorgen, dass sie es erfuhren…
    Wenn Gladstone in seine englische Heimat zurückkehrte, würde er jedenfalls einiges zu erzählen haben. Falls er dann dazu noch in der Lage war.
    Immerhin verstieß die Inspectorin gegen kein geltendes Gesetz. Nur seinen Reisepass hätte sie vielleicht nicht verbrennen sollen. Da war ihr Temperament mit ihr durchgegangen.
    Asha Devi öffnete nun die Schublade des Verhörtischs. Sie nahm eines der darin liegenden Barfis [4] heraus und schob es sich in den Mund…
    ***
    Stadtteil Fulham, London, England
    »Sind Sie Zamorra?« Der
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