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0722 - Eiswind der Zeit

0722 - Eiswind der Zeit

Titel: 0722 - Eiswind der Zeit
Autoren: M.H. Rückert
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schüttelte den Kopf, dass ihre blonden Haare, die zu den Seiten hin etwas dunkler wurden, hin und her flogen.
    »Vierteilen…«, versuchte Dale einen zweiten Versuch.
    »Zu schnell.«
    »Pfählen, wie einst bei diesem Grafen vor 500 Jahren«, spann Dale seinen Ideenfaden weiter. »Ich glaube, das war in Transsylvanien…«
    Judith überlegte kurz. »Vlad Dracul oder so?«
    »Aber genau!«
    Ein bitteres Lächeln lag um ihre Mundwinkel. Sie beobachtete die Polizei bei der Routine-Arbeit und strich sich gedankenverloren die schulterlangen Haare zurück. Vier weiße Wagen mit den blauweißroten Leuchtbalken quer über dem Dach standen am Tatort. Der Busfahrer hatte die Polizei informiert. Die Insassen des betroffenen Busses machten ihre Aussagen gerade auf der Polizeistation.
    »Los, Dale, wir fahren auch zurü…«
    Plötzlich weiteten sich die Augen der Ärztin. Sie hieb dem Fahrer die Hand auf die Schulter.
    »Dale… das gibts doch nicht! Das darf es einfach nicht geben!«, schrie sie ihn an.
    Dale sah sie erst verwirrt an, dann blickte er dorthin, wohin ihr ausgestreckter rechter Arm zeigte.
    Aus dem Nichts war eine armlange, blaue Windhose erschienen, mitten über drei Polizisten, zwei Männern und einer Frau, die am Tatort über die Ergebnisse ihrer Arbeit diskutierten!
    Die Kollegen der drei winkten mit den Armen und brüllten ihnen Warnungen zu. Die drei warfen sich ratlose Blicke zu, sie wussten nicht, worauf ihre Kollegen sie hinweisen wollten.
    Als sie die Köpfe in die Nacken legten und in die Luft über sich blickten, war es zu spät. Die Außenstehenden konnten genau erkennen, wie die Polizisten zusammenzuckten und in der Bewegung eingefroren stehen blieben.
    Die Windhose rotierte immer stärker, dabei wurde sie ständig größer, bis sie etwa drei Meter Höhe und zwei Meter Durchmesser erreicht hatte. Sie wirbelte zwischen den drei Polizisten hin und her, die wie hypnotisiert auf ihren Plätzen blieben und außer Stande waren zu fliehen. Vereinzelt erklangen Schreie oder Röcheln, die Leute wälzten sich, an allen Gliedern zuckend, am Boden.
    Kurz darauf waren sie nur noch bewegungslose Skelette in Uniformen.
    Einige Passanten, die Foto- oder Videokameras mit sich führten, filmten das grausige Geschehen. Sie konnten nicht nur die Bilder des magischen Phänomens einfangen, sogar das Rauschen des Windes war auf den Aufnahmen zu vernehmen.
    Die Ärztin schluckte. Es war so schnell gegangen, dass die Polizisten nicht den Hauch einer Chance gehabt hatten.
    Viel schneller, als es die Berichte der Zeugen aussagten, schoss es ihr durch den Kopf. Woher sollte sie auch wissen, dass der Meister nach der Erfahrung des ersten Angriffs sowohl die Größe der Windhose als auch die Geschwindigkeit forciert hatte?
    Nach der Schreckminute, tatsächlich hatten sie und der Fahrer knapp so lange reglos in ihrem Auto gesessen, sahen sie, dass die Windhose sich in die Luft erhoben hatte, mit einem Mal verblasste und von einer Sekunde zur anderen nicht mehr zu sehen war. Sie sprangen aus dem Wagen heraus und hasteten auf die drei Skelette zu.
    An der Unglückstelle hatten sich schon die anderen Polizisten, die vorher in Deckung gegangen waren, sowie einige Schaulustige versammelt.
    Ausnahmslos alle waren blass, nachdem sie die drei jüngsten Opfer des Phänomens gesehen hatten.
    Die Polizisten standen unter Schock, als sie realisierten, dass ihre Kollegen auf diese würdelose Art und Weise gestorben waren.
    »Was war das?«, schluchzte ein Polizist, ein Bär von einem Mann, der vor seinen drei toten Kameraden kniete.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete die Ärztin, die glaubte, sie hätte Schmirgelpapier verschluckt, so rau war ihre Kehle. »Aber es kann nicht von dieser Welt sein!«
    ***
    Der Magier saß erschöpft und zufrieden auf der Parkbank. Auch der zweite Angriff hatte besser geklappt, als er sich hatte träumen lassen. Dass etliche Leute den magischen Angriff gefilmt hatten, störte ihn nicht, im Gegenteil, dadurch würde sein Pendant noch schneller benachrichtigt werden und würde noch eher hierher kommen. Er blickte sich um. Immer noch hatte ihn niemand bemerkt, seine Unsichtbarkeit klappte perfekt.
    Schweiß lief ihm das Gesicht herunter, die Zunge klebte am Gaumen.
    Ich habe mir wohl doch ein bisschen viel zugemutet , dachte er, als er nach Luft schnappte. Die Unsichtbarkeit aufrechtzuerhalten und gleichzeitig den Eiswind zu stabilisieren, kostet eine Unmenge an magischer Kraft, zumal mir mein Amulett dabei nicht
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