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072 - Die Rache des Magiers

072 - Die Rache des Magiers

Titel: 072 - Die Rache des Magiers
Autoren: Earl Warren
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scherzhaften Seite zu nehmen.
    „Sie sind kerngesund, aber sehr nervös und nervlich überbeansprucht. Ich empfehle Ihnen dringend einen längeren Urlaub. Noch besser wäre eine Kur.“
    „Ausgeschlossen. Unmöglich.“
    „Hören Sie, Herr Kronberger, Ihr Puls ist viel zu schnell, Ihr Blutdruck zu hoch. Ihre Herztöne gefallen mir auch nicht, und die Tests beweisen, daß Sie völlig überreizt sind. Haben Sie sich über irgend etwas sehr aufgeregt, oder gibt es etwas, das Sie außerordentlich beansprucht? Reden Sie ruhig offen mit mir. Sie wissen, daß ich an die ärztliche Schweigepflicht gebunden bin.“
    „Es geht mir gut, Doktor, und ich brauche keinen Arzt. Ich habe nichts, womit ich nicht fertig würde. Ich habe mich auch nicht aufgeregt. Aber ich werde mich gleich aufregen, wenn Sie mich weiter wie ein kleines Kind behandeln. Denken Sie daran, daß ich Sie nicht herbestellt habe, Doktor. Ich werde mit Marie ein ernstes Wort reden. Nur ihr zu Gefallen habe ich mich von Ihnen untersuchen lassen.“
    Dr. Sorell hob die Schultern. Er hatte Edgar Kronberger auf das geheimnisvolle, nächtliche Treiben im Haus ansprechen wollen, auf die Tatsache, daß er den einbalsamierten Leichnam seiner Frau in der Villa aufbewahrte, doch jetzt war entschieden nicht der Zeitpunkt, darüber zu reden. Marie Walter hätte viel Ärger bekommen, wenn Dr. Sorell Sachen zur Sprache gebracht hätte, die er nur von ihr wissen konnte.
    Er schrieb dem Bankier also ein Rezept aus.
    „Das ist ein Beruhigungsmittel fürs vegetative Nervensystem. Das zweite ist ein Schlafmittel. Nehmen Sie beides nach Vorschrift, schlafen Sie nachts und halten Sie sich mehr an der frischen Luft auf. Golf oder Spazierengehen. In vierzehn Tagen werde ich wieder nach Ihnen sehen.“
    „Ich rufe Sie an, wenn ich Sie brauche.“
    „Hören Sie, Herr Kronberger, Sie sind ein gutzahlender, sehr gut bemittelter Privatpatient. Außerdem sind Sie mein Renommierpatient. Ich will nicht, daß Sie sich mit einem Herzinfarkt aus dem Staub machen und mich mit den Schulden für eine noch nicht bezahlte komplette Praxiseinrichtung sitzenlassen. Ich habe wenig Zeit, und ich besuche Sie nicht zum Spaß. In vierzehn Tagen.“
    Dr. Sorell hatte genau den richtigen Ton getroffen.
    „Rufen Sie vorher an“, sagte der Bankier.
    Der junge Arzt ging. Kronberger ging in den kleinen Salon, um sein Abendessen zu verzehren. Marie erwartete ihn dort, fertig zum Ausgehen angezogen.
    „Ich werde mit Dr. Sorell meine Nichte besuchen“, sagte die rothaarige Frau. „Helga hat mich sehr gebeten, mich wieder einmal sehen zu lassen. Den Schlüssel für das Parktor habe ich.“
    „Es ist gut, Marie“, sagte der Bankier zerstreut. „Sie werden es vielleicht nicht glauben, aber ich komme sehr gut allein zurecht. Ohne Leute, die meinen, sie müßten mich wie ein kleines Kind behandeln und mir den Onkel Doktor ins Haus holen, wenn ich mal eine Nacht nicht richtig schlafe.“
    Marie ging, um weiteren Kontroversen auszuweichen.
    Der Bankier aß an diesem Abend wenig. Auch die Zigarre schmeckte ihm nicht so recht. Er ging in sein Arbeitszimmer und versuchte zu arbeiten. Doch er konnte sich nicht konzentrieren. Schließlich gab er es auf.
    Ruhelos ging er im Arbeitszimmer auf und ab, sah immer wieder auf die Renaissanceuhr auf dem Aktenschrank. Kronberger fürchtete sich vor der Mitternachtsstunde, und zugleich sehnte er sie mit allen Fasern seines Herzens herbei.
    Amanns Worte gingen ihm nicht aus dem Sinn. Die ewige Verdammnis. Tod und endloser Schrecken nach dem Tod. Er lachte trocken. Mummenschanz. Was wollte dieser Scharlatan, der behauptete, vierhundertfünfundzwanzig Jahre alt zu sein?
    Da paktierte er zuerst mit jener Macht, mit der er Kronberger eine Zusammenkunft vermittelt hatte, und nachher wollte er vor ihr davonlaufen. Jetzt hatte er Geld, war unabhängig. Doch wohin auf der weiten Welt wollte er flüchten vor der Macht, der er diente?
     

     
    Marie Walter saß neben dem jungen Arzt. Sie fuhren ins Zentrum, wo er seine Wohnung in der Nähe der Praxis hatte. Klaus Sorell parkte den Wagen am Bordstein. Sie gingen zu dem modernen Apartmenthochhaus.
    Helga erwartete sie bereits. Sie war Maries Nichte, die Tochter ihrer Schwester. Helga Caczmarek studierte an der Universität im 5. Semester Soziologie. Sie war mittelgroß, hatte schulterlanges, rotblondes Haar. Eine gewisse Ähnlichkeit mit ihrer Tante war unverkennbar. Helga war hübsch, selbstbewußt und kritisch.
    Sie führte mit
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