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072 - Die Rache des Magiers

072 - Die Rache des Magiers

Titel: 072 - Die Rache des Magiers
Autoren: Earl Warren
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endlich!“
    Die Stimme einer Toten, die Stimme Irene Kronbergers antwortete: „Edgar, nein, bitte, bitte – quäl mich nicht länger! Ich habe so schreckliche Angst. Jede Minute dieser fürchterlichen, widernatürlichen, fluchbeladenen Existenz ist mir eine Qual.“
    „Es ist jetzt nicht zu ändern“, sagte Kronberger. „Wozu die kurze Zeit, die uns gegeben ist, mit Jammern und Klagen verbringen? Komm, wir gehen in mein Zimmer. Diese Umgebung ist nicht das Richtige, mein Liebling.“
    „Ach, Edgar, Edgar! Wenn es Liebe ist, was dich zu dieser Handlungsweise treibt, dann wünschte ich, du haßtest mich.“
    „Komm, Liebling. Komm, wir haben nur die eine Stunde.“
    Die Stimmen verstummten. Offenbar hatten die beiden den Raum verlassen. Marie Walter stand da wie gelähmt. Ihre Nackenhaare sträubten sich. Gänsehaut bedeckte ihren ganzen Körper, und sie spürte, wie Schauder sie überliefen. Voller Grauen sah sie, wie in Edgar Kronbergers Schlafzimmer das Licht aufflammte.
    Sie preßte die Hand vor den Mund, konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken. Ihre Knie zitterten so, daß sie kaum gehen konnte, als sie zum Eingang der Villa taumelte. Mit zitternden Fingern suchte sie den Schlüssel, schloß leise auf.
    Um keinen Preis der Welt wollte sie bemerkt werden. Im Dunkeln ging sie durch den großen Vorraum und den Gang zu dem Gästezimmer am anderen Ende des Hauses, weit entfernt von Edgar Kronbergers Räumen.
    Marie verschloß die Tür. Sie setzte sich an den Tisch, barg das Gesicht in den Händen. Nach einer Weile nahm sie die Kognakflasche aus dem Schrank. Marie trank nicht, weder heimlich noch offen. Nur hin und wieder, wenn sie es nötig zu haben glaubte, genehmigte sie sich ein Gläschen.
    Und heute hatte sie es weiß Gott nötig. Der Flaschenhals klirrte gegen das Glas. Sie leerte es in einem Zug und schenkte sich gleich ein weiteres ein.
    Nach den zwei Kognaks beruhigte sich ihr wildschlagendes Herz allmählich. Immer wieder mußte Marie daran denken, was jetzt im Schlafzimmer des Bankiers vor sich ging. Es war furchtbar, entsetzlich, gräßlich.
    Konnte es sein, daß Edgar Kronberger sie aus irgendeinem Grund narrte, mit Hilfe eines Tonbandes vielleicht? Doch wie hätte er dieses merkwürdige Licht erzeugen sollen? Und warum sollte er so etwas tun?
    Marie hätte schreien können. Doch wer sollte sie hören? Kronberger? Irene? Auf keinen Fall. Marie blieb am Tisch sitzen. Sie wollte das Zimmer auf keinen Fall verlassen, ehe es Tag war. So saß sie am Tisch und versuchte sich an Gebete zu erinnern, die sie längst vergessen hatte.
     

     
    Gegen drei Uhr morgens taten die Müdigkeit und der Alkohol ihre Wirkung. Drei Campari und zwei doppelte Kognaks waren weit mehr, als Marie Walter sonst trank. Die Augen fielen ihr zu. Sie vergewisserte sich noch einmal, daß die Tür und das Fenster fest verschlossen waren. Dann zog sie sich aus und legte sich ins Bett.
    Die rothaarige Frau schlief bald ein. Ihr Schlaf war unruhig. Sie warf sich hin und her, stöhnte. Ein arger Alptraum plagte sie.
    Marie träumte, sie durchwandere ein finsteres Labyrinth. Sie wußte, daß im Dunkel etwas unsagbar Grauenvolles auf sie lauerte. Sie rannte und rannte, doch immer wieder stieß sie gegen feste Wände, mußte an den Ausgangspunkt zurückkehren. Es war etwas hinter ihr, berührte sie fast, doch sie wagte nicht, sich umzuschauen.
    Endlich fand sie einen Gang, der nicht blind endete. Sie trat aus dem dunklen Labyrinth hinaus in eine glühende, bleiche, hitzeerfüllte Wüste. Abgestorbene Bäume reckten sich wie Skelette. Zu beiden Seiten ihres Weges sah Marie Schlangen und Skorpione.
    Ein Skorpion hob seinen Stachel. Er war ganz nahe. Marie sprang über ihn weg. Sie sah vor sich in der Wüste einen Punkt. Sie mußte darauf zugehen, immer näher. Sie mußte hin, mußte sehen, was da war.
    Als sie näher kam, erkannte sie, daß mitten in der Wüste ein Pfahl stand. Daran gefesselt war eine Frau. Es war Irene Kronberger. Schritt um Schritt kam Marie näher.
    Sie sah, daß Irenes Gesicht vor Schmerz und unsagbarer Qual verzerrt war. Die glühende Sonne brannte unbarmherzig auf sie nieder. Große Brandblasen erschienen auf ihrer weißen Haut. Marie konnte sehen, wie sie wuchsen. Sie mußten ihr fürchterliche Qualen bereiten.
    „Hilf mir, bitte, hilf mir!“ flehte Irene Kronberger. „Oh, hilf mir doch, hilf mir! Marie, hilf mir!“
    „Warte, ich binde dich los.“
    Sie suchte ihre Kleider nach einem Messer ab, fand aber
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