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072 - Die Rache des Magiers

072 - Die Rache des Magiers

Titel: 072 - Die Rache des Magiers
Autoren: Earl Warren
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Oder was meinst du, Bernie?“
    „Nein, das ist es wohl nicht. Trotzdem, Tote gehören bestattet, ob sie jetzt einbalsamiert sind oder nicht. Können Sie denn nicht Herrn Kronberger davon überzeugen, daß er seine Frau in der Familiengruft beisetzen läßt? Er quält sich doch nur, wenn er sie täglich vor Augen hat.“
    Marie Walter schüttelte den Kopf. Sie steckte sich eine Zigarette an.
    „Klaus, Herr Eberlein, Sie sehen beide nur die moralische und die legale Seite dieses Falles, allenfalls noch die medizinische und theologische. Viel mehr Angst bereitet es mir aber, daß da etwas im Spiel ist, was ich nicht begreifen kann. Etwas Übernatürliches. Es ist … es ist so nicht zu erklären. Kronbergers Art. Er ist völlig verändert. Ich kenne ihn seit dreißig Jahren und weiß, daß irgend etwas mit ihm vorgeht, etwas Grausiges, Entsetzliches. Die Atmosphäre des Hauses hat sich geändert.“ Marie zog hastig an ihrer Zigarette, hob hilflos die Schultern. „Ich möchte nicht melodramatisch klingen, aber es ist tatsächlich so, daß in allen Ecken der Villa das Grauen nistet. Diese Stimme, die ich hörte, war einwandfrei die Stimme der toten Frau Irene Kronberger.“
    Klaus Sorell schüttelte den Kopf, tätschelte beruhigend Marie Walters Arm.
    „Tante, Irene Kronberger ist tot. Ich habe sie selbst untersucht. Der Amtsarzt hat den Totenschein ausgestellt. Tot ist tot. Du kannst ihre Stimme nicht gehört haben.“
    „Was Sie empfinden, Frau Walter, ist die natürliche Furcht, die jeder Mensch vor dem Tod hat“, sagte der Technologe. „Sobald Irene Kronbergers Leiche beigesetzt ist, werden auch Ihre Ängste und Befürchtungen weichen. Und die von Herrn Kronberger. Ich frage noch einmal: Können Sie ihn denn nicht überreden?“
    Marie Walter schüttelte den Kopf. Klaus Sorell und Bernhard Eberlein warfen sich einen Blick zu. Dann sagte Dr. Sorell: „Ich glaube, Bernie und ich sollten morgen abend ruhig und sachlich mit Edgar Kronberger über die Sache reden. Schließlich ist er ein vernünftiger, klardenkender Geschäftsmann. Er muß Argumenten zugänglich sein. Was meinst du dazu, Tante Marie?“
    Marie Walter sah ihn ratlos an.
    „Das kann Ärger geben“, meinte sie schließlich. „Aber ich bin dafür, es zu versuchen. Edgar Kronberger ist ein außergewöhnlicher Mann und ein großartiger Mensch. Ich kenne ihn schon sehr lange, und ich muß sagen, daß ich ihn aufrichtig bewundere. Ich kann nicht mit ansehen, wie er zugrunde geht. Er leidet ganz schrecklich. Gut, redet mit ihm. Aber ihr müßt sehr, sehr vorsichtig und diplomatisch sein.“
    „Das versprechen wir dir, Tante Marie. Nun will ich sehen, ob Helga nicht bald zurückkommt. Sie wird böse, wenn wir sie zu lange aussperren.“
    Marie Walters Nichte kam wenige Minuten später. Der Dackel durfte mit ins Zimmer. Er tollte eine Weile herum, spielte mit den Besuchern, besonders mit Bernhard Eberlein, ehe er sich in sein Körbchen trollte, wo er still und unbemerkt Klaus Sorells Hausschuh zerkaute.
    Bernhard Eberlein erbot sich Marie Walter zu der Villa Kronberger zu fahren, damit sie die Taxikosten sparte.
    „Es liegt ohnehin auf meinem Heimweg“, sagte er. „Wenn Sie nicht mit mir fahren, Frau Walter, kränken Sie mich.“
    Marie tat ihm den Gefallen. Der junge Theologe hatte einen alten Kleinwagen, der an allen Ecken und Kanten klapperte. Er setzte Marie vor der Villa ab.
     

     

Nachdem Bernhard Eberlein abgefahren war, kramte Marie den Schlüssel aus der Handtasche, schloß das Tor auf. Als sie durch den Park ging, fiel ihr auf, daß in dem Zimmer im ersten Stock, in dem die Tote aufgebahrt war, Licht brannte. Der Rolladen war aufgeklappt, und ein Fenster stand offen.
    Marie ging nicht in die Villa, sondern trat unter das offene Fenster. Ein seltsames Gefühl der Neugierde trieb sie. Sie wußte selbst nicht recht, was sie zu sehen oder zu hören erwartete.
    Da stand sie nun auf den Steinplatten zwischen den Blumenrabatten, mitten in der Nacht im bleichen Mondlicht. Eine Turmuhr schlug. Zwölfmal. Langsam und schwer hallten die Schläge durch die Nacht.
    Plötzlich sah Marie, wie in dem Zimmer im ersten Stock der Villa ein seltsames, bläuliches Licht aufstrahlte. Es war zuerst so intensiv, daß Marie den Blick abwenden mußte. Nach kurzer Zeit wurde es schwächer. Ein matter, bläulicher Lichtschein blieb.
    Marie Walter hörte Stimmen von oben. Die eine war die des Bankiers Edgar Kronberger. Er sagte: „Irene, Liebste, endlich,
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