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072 - Die Rache des Magiers

072 - Die Rache des Magiers

Titel: 072 - Die Rache des Magiers
Autoren: Earl Warren
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angenommen.
    Amann senkte den Kopf.
    „Was soll ich Ihnen sagen? Sie haben mit Ihrem eigenen Blut ein Urteil unterschrieben, das schlimmer ist als ein Todesurteil. Sie sind verdammt, verflucht und gezeichnet in alle Ewigkeit. Ich weiß nicht, ob Sie fromm sind, oder ob sie je Dantes Beschreibung des höllischen Infernos gelesen haben. Sehen Sie dort nach, was Sie erwartet. Und jetzt lassen Sie mich gehen, ich will nicht länger mit Ihnen zusammen sein.“
    Kronberger musterte ihn einen Augenblick.
    „Hauen Sie ab, Mann. Sie widern mich an.“
    Amann sah ihn an. Furcht lag in seinem Blick. Dann ging er. Kronberger trank die beiden Kognaks, die der Ober brachte. Das war ganz gegen seine sonstigen Gewohnheiten. Er zahlte und ging.
    Auf dem Bahnhof war es kalt und zugig. Die blecherne Lautsprecherstimme rief Ankunfts – und Abfahrtszeiten aus. Menschen gingen oder hasteten über die Bahnsteige. Am Bahnsteig Acht sah Kronberger einen kleinen Mann mit einem altmodischen schwarzen Anzug in der Menge. Der Mann war eigentümlich bleich. Seine Augen konnte Kronberger nicht erkennen, denn er war zu weit entfernt. Doch es schien ihm, als grinse der Mann ihn an. Dann drehte er ihm den Rücken zu, ging durch die Bahnsteigsperre. Kronberger redete sich ein, es sei irgendein Mann gewesen. Er verließ den Hauptbahnhof. Auf der großen Normaluhr sah er, daß es 19.30 Uhr war.
    Kronberger ging durch die Fußgängerunterführung. Er fuhr mit der Rolltreppe nach oben. Sein Wagen stand in einer Seitenstraße. Der Chauffeur öffnete ihm den Schlag.
    „Hallo, Süßer, komm doch mal her“, rief ein stark geschminktes Mädchen in schwarzem Lederrock, das in der Einfahrt eines Hauses stand.
    Kronberger beachtete sie nicht, schloß die Wagentür.
    „Nach Hause“, befahl er dem Chauffeur.
    Sie fuhren durch die abendliche Stadt von Ampel zu Ampel. Neonreklamen leuchteten. Autoschlangen stauten sich an einer Baustelle. Endlich erreichten sie den stilleren Vorort, bogen in die Villenstraße ein.
    Albert stieg aus, sagte ein paar Worte in die Sprechanlage. Das schmiedeeiserne Tor der Einfahrt wurde von der Villa aus elektrisch geöffnet. Der schwarze Wagen fuhr den kiesbestreuten Parkweg hoch.
    Kronberger sah in der Auffahrt das Auto Dr. Sorells stehen. Der hatte ihm gerade noch gefehlt! Er hatte den Arzt nicht bestellt.
    „Morgen um acht“, sagte der Bankier zu seinem Chauffeur.
    Er stieg aus, ging ins Haus. Marie Walter kam ihm entgegen. Sie nahm Kronberger Hut, Mantel, Schal und Handschuhe ab.
    „Was will Dr. Sorell hier?“ fragte der Bankier.
    „Er ist Ihretwegen hier“, antwortete Marie. „Ich bat ihn, zu kommen.“
    „Wozu? Ich brauche keinen Arzt.“
    „So? Da bin ich anderer Ansicht. Sehen Sie doch einmal in den Spiegel!“
    Kronberger warf einen Blick in den Garderobenspiegel. Er erschrak, als er sein Gesicht sah. Bleich, eingefallen, die Augen tief in den Höhlen. Er sah krank und erschöpft aus. Zudem bemerkte er, daß seine Hände zitterten. Amanns Worte hatten ihn mehr erschüttert, als er sich selber gegenüber zugeben wollte.
    „Sie sollten mit Dr. Sorell reden“, sagte Marie Walter. „Er ist ein sehr tüchtiger junger Mann, der seinen Weg machen wird. Das haben Sie selbst gesagt. Er behandelte Sie damals bei Ihrem Skiunfall, und er war auch sofort da und half Ihrer Gattin, als Sie eine Salmonelleninfektion hatte. Sie brauchte nicht einmal ins Krankenhaus, was ohne Dr. Sorells ärztlichen Beistand und seine ständige Bereitschaft unumgänglich gewesen wäre.“
    „Umsonst hat er’s auch nicht getan“, meinte der Bankier verstimmt. „Doch gut, ich will mit ihm reden.“
    Er empfing Dr. Sorell in seinem Arbeitszimmer im Erdgeschoß. Der Arzt war Ende Zwanzig, groß und kräftig. Er hatte ein schmales Gesicht, dunkelblondes Haar und einen Bart.
    „Sie glauben also, ich bin krank?“ Der Bankier versuchte sich heiter zu geben, nachdem sie sich kurz begrüßt hatten.
    „Glauben heißt, etwas zu behaupten, was man nicht weiß“, entgegnete Dr. Sorell. „Lassen Sie mich doch bitte Ihren Puls fühlen. Dann machen Sie sich frei, damit ich die Herztöne abhören kann.“
    Dr. Sorell öffnete seinen kleinen Arztkoffer, entnahm ihm das Stethoskop und die Armbinde. Der Bankier krempelte zunächst den Ärmel hoch. Dr. Sorell fühlte den Puls, maß den Blutdruck. Er horchte den Bankier ab, prüfte die Reflexe.
    „Na, wie lange habe ich noch zu leben?“ fragte Kronberger, immer noch bemüht, das ganze von der
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