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072 - Die Rache des Magiers

072 - Die Rache des Magiers

Titel: 072 - Die Rache des Magiers
Autoren: Earl Warren
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Programm war mäßig. Marie steckte sich eine Zigarette an, rauchte und sah ohne besonderes Interesse auf den Bildschirm.
     

     
    Irgendwann schlief sie ein. Als sie wieder erwachte, flimmerte der Bildschirm des Fernsehers grau, denn das Programm war bereits beendet. Die rothaarige Frau stand auf und streckte sich, um die Steifheit aus ihren Gliedern zu vertreiben.
    Sie wollte zu Bett gehen, doch plötzlich kam ihr ein Gedanke. Hatte sie in der Küche die Kaffeemaschine abgeschaltet? Bevor sie mit dem Bankier sprach, hatte sie eine Tasse Kaffee getrunken.
    Marie verließ das Zimmer, ging den mit einem dicken Teppich belegten Flur entlang. Da sah sie plötzlich unter der Tür des Totenzimmers einen Lichtschein.
    Marie blieb stehen. Sollte der Bankier etwa zu dieser Zeit bei seiner toten Frau sein? Sie sah auf die Leuchtzifferarmbanduhr. Es war 0.05 Uhr. Sie trat an die Zimmertür, lauschte.
    Sie glaubte ihren Ohren nicht zu trauen, als sie eine Frauenstimme, die Stimme der toten Frau Irene Kronberger, hörte. „Edgar, es ist Wahnsinn, was wir tun. Laß davon ab, ich bitte dich. Wenn es nicht so makaber wäre, würde ich sagen, ich sterbe vor Angst!“
    Marie stieß vor Schreck einen leisen Schrei aus. Ihr Herz schlug zum Zerspringen. Da wurde die Tür aufgerissen. Edgar Kronberger stand vor der rothaarigen Frau. Sein Gesicht war wutverzerrt.
    „Sie … Sie.“ Er konnte kaum sprechen vor Zorn. „Sie spionieren mir nach? Was fällt Ihnen ein? Das ist eine Unverschämtheit.“
    „Ich … ich wollte doch nur … Ich hatte in der Küche unten etwas vergessen, Herr Kronberger. Deshalb wollte ich noch einmal hinunter. Als ich an der Tür vorbeikam, sah ich den Lichtschimmer und hörte Stimmen.“
    „Stimmen?“ Der Bankier näherte sich Marie. Er bemühte sich, seine Wut zu unterdrücken, und fragte mit mühsam beherrschter Stimme: „Welche … Stimmen?“
    „Nun ich weiß, es klingt albern, aber mir war fast, als hörte ich die Stimme der toten Frau Irene.“
    Kronberger lachte gezwungen.
    „Aber Marie! Waren Sie an meinem Kognak? Das ist doch albern und absurd, was Sie da sagen. Kommen Sie, schauen Sie in der Küche nach dem Rechten, und dann nehmen Sie eine Schlaftablette und gehen zu Bett. Ihre Nerven sind überreizt.“
    Marie gehorchte. Sie ging in die Küche. Natürlich war die Kaffeemaschine ausgeschaltet. Als sie zurückging in ihr Zimmer, stand der Bankier noch immer vor dem Zimmer, zu dem nur er den Schlüssel besaß.
    „Sie sollten wirklich etwas für Ihre Nerven tun, Marie“, sagte er.
    Die rothaarige Frau erwiderte bitter: „Kein Wunder, wenn ich schlecht schlafe und überreizt bin. Es ist nicht jedermanns Sache, auf der gleichen Etage mit einer Toten zu wohnen.“
    Der Bankier zuckte zusammen. Schroff erwiderte er: „Nun, dann beziehen Sie eben eines der Gästezimmer im Erdgeschoß. Schon morgen. Und noch eins, Marie. Versuchen Sie nicht mehr, mich zu belauschen oder zu kontrollieren. Wir sind jetzt schon dreißig Jahre zusammen. Es würde mir leid tun, mich von Ihnen trennen zu müssen. Habe ich mich klar genug ausgedrückt, Marie?“
    „Ja, das haben Sie allerdings, Herr Kronberger.“
    Beleidigt schloß Marie die Tür ihres Zimmers hinter sich. Sie schlief schlecht in dieser Nacht.
     

     
    Als sie am Morgen Edgar Kronberger das Frühstück servierte, war er munter und ausgeglichen, pfiff sogar vor sich hin.
    Er machte ein paar Scherze über Maries „Geisterstimme“, wie er es nannte. Pünktlich um 8.00 Uhr klingelte der Chauffeur. Kronberger wollte gerade gehen, da läutete das Telefon.
    Er nahm ab, meldete sich und verzog ärgerlich das Gesicht.
    „Ja, ja. Ich sagte Ihnen doch, Sie kriegen Ihr Geld. Natürlich, es muß ja wohl bar sein, aber selbst einem Mann wie mir fällt es nicht leicht, so mir nichts, dir nichts einen so hohen Betrag in kleinen Banknoten aufzutreiben. Heute abend um 19.00 Uhr, wie ich schon sagte. Ja. Ja. Wiederhören.“
    Er knallte den Hörer auf die Gabel, lief hinaus. In der Tür drehte er sich noch einmal um.
    „Vergessen Sie nicht, das Gästezimmer im Seitentrakt im Erdgeschoß für sich herzurichten, Marie. Karl, der Gärtner, soll Ihnen beim Umziehen helfen. Wiedersehen!“
    Die Tür schlug hinter ihm zu.
    Marie trank jetzt erst in Ruhe in der Küche Kaffee. Sie hatte wenig zu tun. Es waren keine wichtigen Gäste in der Villa Kronberger zu versorgen, keine Besprechung im privaten Rahmen sollte stattfinden. Der Bankier hatte auch keine Geschäftsreise
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