Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
072 - Die Rache des Magiers

072 - Die Rache des Magiers

Titel: 072 - Die Rache des Magiers
Autoren: Earl Warren
Vom Netzwerk:
nachmittag?“
    „Hm, warte mal. Wenn du zwischen drei und vier kommen kannst, da habe ich eine halbe Stunde Zeit. Später fangen die Hausbesuche an. Helga wird sich freuen, wenn du uns wieder mal besuchst.“
    „Nein, Klaus, auf keinen Fall. Ich will mit dir allein sprechen. Helga braucht nichts davon zu erfahren. Ich glaube, sie würde mich auslachen.“
    Eine Weile herrschte Stille, dann sagte Dr. Sorell: „Na gut. Ich warte in der Praxis auf dich, Tante Marie. Bis später dann.“
    Er legte den Hörer auf. Marie nahm sich vor, ihm nüchtern und sachlich alles zu erzählen. Dann würde sie ihn bitten, unverbindlich einen Hausbesuch zu machen und sich den Bankier anzusehen. Vielleicht lag bei Edgar Kronberger eine momentane Geistesverwirrung vor, durch den Kummer und durch Überarbeitung.
    Normal war seine Handlungsweise jedenfalls nicht. Weder daß er seine tote Frau einbalsamiert im ersten Stock in einem gläsernen Sarg aufbewahrte, noch daß er sich nach mitternächtlichen Besuchen bei ihr mit einer anderen im Bett vergnügte.
     

     

Am frühen Abend traf Edgar Kronberger Karl-Josef Amann im Restaurant des Hauptbahnhofs. Wie immer um diese Tageszeit war das Lokal nur spärlich besetzt.
    „Haben Sie das Geld?“ fragte Amann.
    Kronberger schob ihm eine Aktentasche über den Tisch zu. Der Ober kam. Kronberger bestellte einen Kognak Remy Martin. Er sah nicht ein, weshalb er Amann, der eine halbe Tasse kalten Kaffee vor sich stehen hatte, etwas spendieren sollte.
    „Sind es genau hunderttausend?“ fragte Amann, als der Kellner sich entfernt hatte.
    „Wenn Sie wollen, können Sie es auf der Bahnhofstoilette nachzählen. Ich warte so lange.“
    Amann schüttelte hastig den Kopf.
    „Ich glaube Ihnen. Sie werden nicht versuchen, mich zu betrügen. Denken Sie an Ihre Frau.“
    „Übertreiben Sie nicht, Amann. Sie waren ja nur ein besserer Bote. Gewiß, nicht jeder hätte diese Verbindung schaffen können. Doch das war auch alles. Die wirkliche Arbeit, wenn wir es so nennen wollen, hat ein anderer getan.“
    Der Kognak kam. Kronberger trank. Amann sah ihn an. In seinem hageren Gesicht war fast so etwas wie Mitleid zu erkennen.
    „Sie haben sich also auch mit ihm eingelassen“, sagte er. „Wenn Sie wüßten, welchen Preis ich schon gezahlt habe. Mit dem Geld, das Sie mir gaben, will ich versuchen ihm zu entkommen. Seit ich ihn rief, will er mich wieder ganz in seine Macht bringen. Hätte ich mich nur nie mit der Schwarzen Magie befaßt! Dann wäre ich schon viele, viele Jahre tot und hätte meinen Frieden. Ich werde fliehen, irgendwohin, weit weg von hier. Vielleicht gibt es noch eine Möglichkeit, meine Seele zu retten und der ewigen Verdammnis zu entgehen.“
    „Sie mit Ihrem Gerede“, sagte Kronberger schroff.
    Die Erwähnung der ewigen Verdammnis gefiel ihm nicht. Auch Irene sprach immer wieder davon.
    „Vielleicht gibt es für Sie noch einen Weg, den Pakt nicht erfüllen zu müssen.“ Amanns Stimme wurde hastiger, drängender. „In gewisser Weise sind wir Leidensgenossen. Wir haben das gleiche Schicksal. Meines entschied sich, als ich im Jahre 1569 in Paris den Magier Jean Le Desastre aufsuchte. Geben Sie mir Ihre Hand. Ich will Ihnen die Zukunft voraussagen. Vielleicht kann ich Ihnen einen Ausweg zeigen.“
    So drängend war die Stimme des Mannes mit den seltsam glänzenden Augen, daß Kronberger ihm die Hand hinhielt, die Handfläche nach oben. Amann nahm sie, studierte die Linien. Er runzelte die Stirn. Seine Lippen formten lautlose Worte.
    Schon wollte Kronberger ihm sagen, er solle seinen Mummenschanz lassen, da verzerrte sich das Gesicht Amanns vor Grauen. Er stieß einen Schreckensschrei aus. Furcht flackerte in seinem Blick.
    Hastig kramte er ein paar Münzen aus seiner Geldbörse, legte sie neben die Kaffeetasse. Er wollte aufstehen, doch Kronberger hielt ihn am Arm fest.
    „Was ist? Was haben Sie?“
    „Lassen Sie mich gehen. Es ist – nichts. Ich habe nichts gesehen. Ich kann Ihre Zukunft nicht ergründen. Es geht nicht.“
    „Bleiben Sie sitzen, Mann. Wegen nichts stellen Sie sich nicht so an.“ Der Ober war herbeigeeilt. Kronberger bestellte zwei Kognaks. Amann konnte einen vertragen, so wie er aussah. Als der Ober ein paar Meter weg war, sagte Kronberger: „So, Freundchen, jetzt reden Sie. Wenn Sie es nicht tun, rufe ich die Polizei und sage, Sie hätten mich erpreßt. Sie werden eine Menge Schwierigkeiten bekommen. Also, was ist los?“
    Seine Stimme hatte einen harten Klang
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher