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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche
Autoren: Elizabeth George
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geholt, wie er jetzt sah. Die von gestern und die von heute - einmal die Daily Mail und einmal die Times  - steckten noch in ihren Kästen. Und als er mit zusammengekniffenen Augen zur Haustür mit dem Briefkastenschlitz hinüberblickte, fiel ihm ein kleines weißes Dreieck auf, das sich vom verwitterten Eichenholz abhob, und er dachte: Die Post hat sie auch nicht geholt; sie muß weggefahren sein. Doch die Vorhänge an den Fenstern waren geöffnet, und das war nun weder vernünftig noch vorsichtig, wenn sie wirklich verreist war. Miss Gabriella schien zwar von Natur aus weder vernünftig noch vorsichtig zu sein, aber ganz sicher war sie gescheit genug, um das Haus nicht so demonstrativ leerstehen zu lassen. Oder etwa nicht?
    Er war nicht sicher. Er blickte über seine Schulter zur Garage, einem Bau aus Holz und Backstein am Ende der Einfahrt. Am besten sehe ich da mal nach, sagte er sich. Er brauchte ja nicht hineinzugehen, er brauchte das Tor nicht einmal ganz aufzumachen. Er würde nur einen Blick hineinwerfen, um sich zu vergewissern, daß sie weggefahren war. Dann würde er die Milch mitnehmen, die Zeitungen in die Mülltonne werfen und sich wieder auf den Weg machen.
    In der Garage war Platz für zwei Autos, und die Flügeltür war in der Mitte zu öffnen. Normalerweise war es durch ein Vorhängeschloß gesichert, aber Martin sah sofort, daß nicht abgeschlossen war. Einer der Türflügel stand gut sieben bis acht Zentimeter offen. Mit angehaltenem Atem und einem schnellen Blick zum Haus hinüber zog er den Türflügel ein Stück weiter auf und schob seinen Kopf in den Spalt.
    Er sah Chrom blitzen, als das Licht auf die Stoßstange des silbernen Aston Martin fiel, in dem er sie ein dutzendmal oder öfter durch die Straßen hatte fahren sehen. Bei seinem Anblick überkam Martin ein seltsames Gefühl der Beklemmung.
    Wenn der Wagen hier war und sie selbst auch, warum hatte sie dann die Milch nicht hereingeholt?
    Vielleicht ist sie gestern den ganzen Tag über weggewesen, schon vom frühen Morgen an, antwortete er sich selbst. Vielleicht ist sie erst spät nach Hause gekommen und hat die Milch ganz vergessen.
    Aber was war mit den Zeitungen? Im Gegensatz zur Milch waren sie in ihren Kästen nicht zu übersehen. Sie hätte auf ihrem Weg ins Haus unmittelbar an ihnen vorübergehen müssen. Weshalb sollte sie sie nicht mit hineingenommen haben?
    Weil sie in London eingekauft und die Arme voller Pakete gehabt hatte. Und später, nachdem sie ihre Pakete abgelegt hatte, hatte sie die Zeitungen einfach vergessen.
    Und die Post? Die mußte doch direkt an der Haustür gelegen haben. Warum hätte sie die liegen lassen sollen?
    Weil es spät war, weil sie müde war und ins Bett wollte, weil sie außerdem das Haus gar nicht durch die vordere Tür betreten hatte. Sie war an der Hintertür hereingekommen, durch die Küche, und hatte die Post gar nicht gesehen. Dann war sie zu Bett gegangen.
    Es kann nicht schaden, auf jeden Fall nach dem Rechten zu sehen, dachte Martin. Nein, es konnte ganz entschieden nicht schaden. Sie würde es sicher nicht übelnehmen. Das war nicht ihre Art. Sie würde gerührt sein, daß er an sie gedacht hatte, an eine Frau allein hier draußen auf dem Land, ohne einen Mann, der sich um ihr Wohl sorgte. Wahrscheinlich würde sie ihn hereinbitten.
    Er straffte die Schultern, nahm die Zeitungen und stieß die Gartenpforte auf. Er ging den Weg hinauf. Die Sonne hatte diesen Teil des Gartens noch nicht erreicht. Tau glitzerte auf dem Rasen und den Backsteinen. Zu beiden Seiten der alten Haustür waren Lavendel und Mauerblümchen angepflanzt. Die Knospen des einen verströmten einen scharfen Duft, die Blüten der anderen ließen unter dem Gewicht des Morgentaus nickend die Köpfe hängen.
    Martin griff zum Klingelzug und hörte das Läuten im Haus. Er wartete auf den Klang ihrer Schritte oder ihrer Stimme, auf das Knirschen des Schlüssels im Schloß. Aber nichts geschah.
    Vielleicht, dachte er, nimmt sie gerade ein Bad. Vielleicht ist sie in der Küche, wo sie, wiederum vielleicht, die Klingel nicht hören kann. Auf jeden Fall konnte es nicht schaden nachzusehen.
    Er lief um das Haus herum, um an die Hintertür zu klopfen, und fragte sich, wie viele Leute es geschafft hatten, das Haus durch diese Tür zu betreten, ohne sich an ihrem Sturz, der höchstens einen Meter fünfzig hoch war, den Kopf anzuschlagen. Prompt kam ihm ein Gedanke ... Konnte es sein, daß sie es eilig gehabt, sich angestoßen und das
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