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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche
Autoren: Elizabeth George
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Bewußtsein verloren hatte? Hinter der weißen Tür rührte sich nichts.
    Rechts von der Tür war ein Flügelfenster, durch das man in die Küche hineinsehen konnte. Martin spähte durch das Glas. Aber abgesehen von einem kleinen Tisch mit Leinentischtuch, der Arbeitsplatte, dem Herd, der Spüle und der geschlossenen Tür zum Eßzimmer konnte er nichts erkennen. Er mußte sich ein anderes Fenster suchen. Am besten eines auf dieser Seite des Hauses; ihm war nämlich ziemlich unbehaglich bei seiner Spannertätigkeit. Keinesfalls wollte er dabei von der Straße aus gesehen werden.
    Er mußte durch ein Blumenbeet steigen, um zum Eßzimmerfenster zu gelangen, und achtete darauf, die Veilchen nicht zu zertrampeln. Er zwängte sich an einem Fliederstrauch vorbei und erreichte das Fenster.
    Seltsam, dachte er. Er konnte zwar die Umrisse der Vorhänge erkennen, die geöffnet waren wie die anderen, aber sonst nichts. Das Glas schien schmutzig zu sein, völlig verdreckt sogar, was noch seltsamer war, da ja das Küchenfenster absolut sauber war und das Haus selbst weiß wie ein Lamm. Er rieb mit den Fingern über das Glas. Das nun war am allerseltsamsten: Das Glas war gar nicht schmutzig. Jedenfalls nicht außen.
    Er stieg wieder über das Blumenbeet und ging den Weg, den er gekommen war, zurück. Er versuchte, die Hintertür zu öffnen. Abgeschlossen. Er lief zur Vordertür. Ebenfalls verschlossen. Er schlich zur Südseite des Hauses, wo Glyzinien die nackten schwarzen Balken überwucherten. Er bog um die Ecke und folgte dem Plattenweg, der sich an der Westmauer des Hauses entlangzog. Ganz hinten fand er das andere Eßzimmerfenster.
    Dieses wiederum war nicht schmutzig, weder außen noch innen. Er legte die Hände auf den Sims, holte Atem und schaute hinein.
    Auf den ersten Blick schien alles ganz normal. Der Eßtisch mit der Platte aus Naturholz, die Stühle um ihn herum, der offene Kamin mit der eisenverkleideten Rückwand und den kupfernen Bettflaschen, die an der Backsteinumrandung hingen. In einem Geschirrschrank stand Porzellan, auf einem antiken Waschtisch sammelten sich Karaffen und Gläser. Auf der einen Seite des offenen Kamins stand ein schwerer Lehnsessel und ihm gegenüber, auf der anderen Seite des Raums, am Fuß der Treppe, sein Pendant - Martins Finger am Fenstersims verkrampften sich plötzlich. Er spürte, wie ein Holzsplitter sich in seine Handfläche bohrte, und griff dann hastig in seine Tasche, vergebens nach einem Gegenstand suchend, mit dem er den Fensterflügel hätte aufstemmen können. Die ganze Zeit über blieb sein Blick auf den Lehnstuhl geheftet.
    Dieser stand schräg am Fuß der Treppe, und eine seiner Ecken stieß an die Wand unter dem Fenster, das so schmutzig war, daß man nicht hindurchsehen konnte. Jetzt erkannte Martin, daß das Fenster gar nicht im landläufigen Sinn dreckig war. Nein, es war von Qualm schwarz gefärbt; von einem Qualm, der in einer finsteren, dichten Wolke von dem Lehnsessel aufgestiegen war; von einem Qualm, der das Fenster, die Vorhänge, die Wand geschwärzt hatte; von einem Qualm, der auch im Treppenhaus seine Spuren hinterlassen hatte, als er in Schwaden nach oben gezogen war, zum Schlafzimmer hinauf, in dem Miss Gabriella, die süße Gabriella ...
    Martin lief über den Rasen, kletterte über die Mauer und rannte dann den Fußweg hinunter zur Quelle.

    Es war kurz nach Mittag, als Inspector Isabelle Ardery das Celandine Cottage zum erstenmal sah. Die Sonne stand hoch am Himmel und legte kleine Schattenteiche unter den Tannen, die die Einfahrt säumten. Diese war bereits mit gelbem Plastikband abgesperrt. Ein Polizeifahrzeug, ein roter Sierra, und ein blauweißer Milchwagen parkten hintereinander auf der schmalen Straße.
    Sie stellte ihren Wagen hinter dem Milchauto ab und sah sich um, mißmutig trotz ihrer anfänglichen Freude darüber, so bald zu einem neuen Fall gerufen zu werden. So wie das hier aussah, würde bei den Nachbarn nicht viel zu holen sein. Ein Stück weiter unten an der Straße lagen zwar mehrere Häuser, Fachwerkhäuser mit Schindeldächern wie das Haus, in dem es gebrannt hatte, aber alle waren von Grundstücken umgeben, die Ruhe und Ungestörtheit garantierten. Wenn sich also herausstellen sollte, daß das Feuer auf Brandstiftung zurückzuführen war - wie das die Worte »Brandursache ungewiß« unterstellten, die auf dem Zettel gestanden hatten, den Ardery vor einer knappen Stunde von ihrem Chief Constable erhalten hatte -, würde sich
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