Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
umrundete Isabelle aufmerksam das Haus. Sie suchte den Boden ab und nahm Dach und Türen in Augenschein. Am Ende ging sie nach hinten, zur offenstehenden Küchentür. Unter einer Pergola mit wildem Wein, der gerade die ersten Blättchen entfaltete, saß dort mit hängendem Kopf, die Hände zwischen den Knien zusammengepreßt, ein Mann an einem Korbtisch. Ein Glas Wasser stand unberührt vor ihm.
    »Mr. Snell?«
    Der Mann hob den Kopf. »Sie haben sie mitgenommen«, sagte er. »Sie war ganz zugedeckt. Von Kopf bis Fuß. Eingepackt und verschnürt. Als hätten sie sie in einen Sack gesteckt. Das tut man doch nicht. Das gehört sich doch nicht. Da fehlt jede Pietät.«
    Isabelle zog sich einen Stuhl heran und setzte sich zu ihm. Flüchtig verspürte sie eine Verpflichtung, ihn zu trösten, aber sich um Mitgefühl zu bemühen, schien sinnlos. Tot war tot, ganz gleich, was man sagte oder tat. Nichts konnte für die Lebenden daran etwas ändern.
    »Mr. Snell, waren die Türen abgesperrt oder unverschlossen, als Sie kamen?«
    »Ich hab versucht reinzukommen, als sich nichts rührte. Aber es ging nicht. Da hab ich durch das Fenster geschaut.« Er drückte wieder seine Hände aneinander und holte zitternd Atem. »Sie hat doch nicht gelitten, nicht wahr? Ich hab gehört, wie einer von denen gesagt hat, die Leiche hätte überhaupt keine Verbrennungen, und deshalb hätten sie sofort erkennen können, wer es war. Ist sie an einer Rauchvergiftung gestorben?«
    »Mit Sicherheit können wir erst etwas sagen, wenn eine Obduktion gemacht worden ist«, bemerkte Sergeant Coffman, die zur Tür gekommen war, mit professioneller Vorsicht.
    Der Mann schien die Antwort zu akzeptieren. Er sagte: »Was ist mit den kleinen Katzen?«
    »Katzen?« fragte Isabelle.
    »Miss Gabriellas Katzen, ja. Wo sind sie? Niemand hat sie rausgebracht.«
    Coffman meinte: »Sie müssen aber irgendwo draußen sein. Im Haus haben wir sie nicht gesehen.«
    »Sie hatte seit letzter Woche zwei kleine Kätzchen, hat sie drüben bei der Quelle gefunden. Da hatte sie jemand in einem Karton am Fußweg ausgesetzt. Sie hat sie mit nach Hause genommen und sich um sie gekümmert. Die haben in der Küche in ihrem Körbchen geschlafen und -« Snell wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. »Ich muß mich um meine Lieferungen kümmern. Sonst wird mir die Milch noch schlecht.«
    »Haben Sie seine Aussage?« fragte Isabelle, als sie durch die niedrige Tür zu der Beamtin in die Küche trat.
    »Ja. Aber ich dachte, Sie würden vielleicht mit ihm persönlich sprechen wollen. Soll ich ihn gehen lassen?«
    »Wenn wir seine Adresse haben.«
    »Gut. Ich kümmere mich darum. Da drüben sind wir fertig.«
    Coffman deutete auf eine Tür. Im Raum konnte Isabelle die Rundung eines Eßtischs sehen und einen Teil eines großen offenen Kamins.
    »Wer hat das Zimmer betreten?«
    »Drei Männer von der Feuerwehr. Die Leute vom CID.«
    »Wer genau?«
    »Nur der Fotograf und der Pathologe. Ich hielt es für das beste, alle anderen draußen warten zu lassen, bis Sie sich umgesehen haben.«
    Sie führte Isabelle ins Eßzimmer. Die zwei jungen Constables waren zu beiden Seiten des vom Feuer stark mitgenommenen Ohrensessels postiert, der schräg am Fuß der Treppe stand. Stumm und stirnrunzelnd blickten sie auf ihn hinab. Der eine ernst und bedächtig, der andere mit einem Gesicht, als fühlte er sich durch den beißenden Geruch der verbrannten Polsterung beleidigt. Keiner konnte älter als dreiundzwanzig sein.
    »Inspector Ardery«, stellte Coffman vor. »Maidstones Brandspezialistin. Gehen Sie beide bitte ein Stück zurück und machen Sie ihr Platz. Und versuchen Sie gleich mitzuschreiben, wenn Sie schon mal da sind.«
    Isabelle nickte den beiden jungen Männern zu und richtete dann ihre Aufmerksamkeit auf den Sessel, wo sich das Feuer offensichtlich entwickelt hatte. Sie stellte ihre Tasche auf den Tisch, steckte das Maßband sowie Pinzette und Zange in ihre Jackentasche, nahm ihr Notizbuch zur Hand und fertigte zunächst einmal eine Skizze des Zimmers an, wobei sie sagte: »Es ist doch nichts verändert worden hier?«
    »Überhaupt nichts«, versicherte Coffman. »Deswegen hab ich ja den Chef angerufen, nachdem ich mir das hier angesehen hatte. Wegen des Lehnstuhls an der Treppe. Schauen Sie. Der steht doch irgendwie nicht richtig.«
    Isabelle stimmte Sergeant Coffman nicht so ohne weiteres zu. Sie wußte, daß die andere auf eine logische Frage hinaus wollte: Wieso steht der Sessel in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher