Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
Inspector. Sie können es doch. Entscheiden Sie.
    Als er wieder zu Helen hinunterging, war sie noch mitten in der Lektüre. Während sie las, ging er zum Musikschrank an der Wand und sah ungeduldig eine Reihe CDs durch. Er wußte nicht, was er eigentlich suchte.
    Helen las weiter. Er entschied sich für Chopin. Als die Musik einsetzte, schlenderte er zum Sofa. Helen zog ihre Beine an und rutschte weiter nach oben. Er setzte sich zu ihr und gab ihr einen Kuß auf das Haar.
    Sie sprachen erst, als sie fertig gelesen hatte.
    »Du hattest also recht«, sagte sie. Und als er nickte, fügte sie hinzu: »Du hast das alles gewußt.«
    »Nicht alles. Ich habe nicht gewußt, wie sie es angestellt hat. Und ich habe auch nicht gewußt, wessen Verhaftung sie sich erhoffte, wenn es hart auf hart gehen sollte.«
    »Wessen denn?« fragte Helen.
    »Jean Coopers.«
    »Sie hoffte, daß seine Frau verhaftet werden würde? Ich verstehe nicht -«
    »Sie mietete einen blauen Cavalier. Sie kleidete sich, wie Jean sich normalerweise gekleidet hätte. Wären sie oder der Wagen an jenem Abend in Kent gesehen worden, so hätte die Beschreibung des Zeugen genau auf Jean Cooper gepaßt.«
    »Aber der Junge ... Tommy, sagte der Junge nicht, die Frau, die er sah, habe helles Haar gehabt?«
    »Helles Haar, graues Haar. Er hatte seine Brille nicht auf. Er erkannte den Wagen, er sah undeutlich die Frau; den Rest reimte er sich zusammen. Er glaubte, seine Mutter sei nach Kent gekommen, um mit seinem Vater zu sprechen. Sie hatte ja Grund, ihn aufzusuchen, und auch Grund, Gabriella Patten zu töten.«
    Helen nickte nachdenklich. »Wenn Fleming Miriam Whitelaw gesagt hätte, daß er vorhatte, nach Kent zu fahren, um seine Beziehung zu Gabrielle Patten zu beenden -«
    »- dann wäre er jetzt noch am Leben.«
    »Und warum hat er es ihr nicht erzählt?«
    »Aus Stolz. Er hatte schon einmal alles vermasselt. Er wollte sie sicher nicht wissen lassen, wie nahe daran er gewesen war, das gleiche wieder zu tun.«
    »Aber sie hätte es doch früher oder später sowieso erfahren.«
    »Das ist richtig. Aber dann hätte er es ihr gegenüber so darstellen können, daß er die Beziehung abbrach, weil er über Gabriella hinausgewachsen war, weil er von ihr genug gehabt hatte, weil ihm klargeworden war, was für eine Frau sie war. Genau das hätte er Miriam wahrscheinlich früher oder später erzählt. Er war im Grunde noch nicht bereit, mit ihr darüber zu sprechen.«
    »Es war also alles eine Zeitfrage.«
    »In gewisser Hinsicht, ja.« Lynley nahm ihre Hand und sah, wie ihre Finger sich ganz von selbst zwischen die seinen schoben. Dieser Anblick, das, was er versprach und was er offenbarte, rührte ihn unerwarteterweise.
    Helen fragte zögernd: »Und das andere? Diese Geschichte mit den Tieren.«
    »Was ist damit?«
    »Was wirst du tun?«
    Er schwieg, während er über die Frage nachdachte. Als er nicht antwortete, fuhr sie zu sprechen fort.
    »Miriam kommt ins Gefängnis, Tommy.«
    »Ja.«
    »Und weißt du, wer diese andere Geschichte bearbeitet? Die Tierbefreiungen. Wer leitet da die Ermittlungen?«
    »Das läßt sich leicht feststellen.«
    Er spürte, wie ihre Finger sich spannten. »Aber wenn du Chris Faraday an die Leute auslieferst, die diese Sache bearbeiten ... Tommy, dann hat sie ja überhaupt keinen Menschen mehr. Dann muß sie in ein Heim oder in ein Krankenhaus. Alles, was sie getan hat - was du von ihr verlangt hast -, hat sie dann umsonst getan.«
    »Es führt dazu, daß eine Mörderin der Gerechtigkeit zugeführt wird, Helen. Da kann man doch kaum sagen, daß das umsonst ist.«
    Er sah sie nicht an, aber er spürte ihren forschenden Blick, als sie versuchte, in seinem Gesicht abzulesen, was er zu tun beabsichtigte. Doch er wußte es selbst nicht. Jedenfalls noch nicht.
    Ich habe gern alles schön einfach, dachte er. Klar und eindeutig. Ich möchte Linien ziehen, und ich möchte, daß keiner auch nur daran denkt, sie zu überschreiten. Ich möchte manchmal ein Stück beendet sehen, auch wenn es nur ein Zwischenspiel in der Handlung ist. Das ist die traurige Tatsache meines Lebens. Und diese Tatsache ist ein Fluch.
    Entscheiden Sie, Inspector. Er konnte beinahe Olivias Stimme hören. Entscheiden Sie. Und leben Sie danach mit der Entscheidung. Wie ich das tun werde. Wie ich es tue.
    Ja, dachte Lynley. In einem speziellen Sinn schuldete er ihr das. Er schuldete es ihr, daß er seinerseits sich für klares Handeln entschied und die Qual der Wahl, die Last des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher