Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0688 - Das Hohe Volk

0688 - Das Hohe Volk

Titel: 0688 - Das Hohe Volk
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
vorbei. Es gab viele, die er überhaupt nicht mehr benutzen konnte und andere, die so fehlerhaft waren, dass jede Funktion reiner Zufall war.
    Das Auftauchen seines neuen Mechanikers war wie die Antwort auf seine Gebete. Mit seiner Hilfe konnte der Turm wieder in altem Glanz erstrahlen.
    Er stand auf.
    Es war Zeit, sich in den Raum zu begeben. Die drei Gefangenen mussten bald dort eintreffen.
    Während er die langen Korridore entlangging, fragte er sich, welche Fähigkeit wohl der Mensch beherrschte.
    ***
    Nicole folgte Wrishta durch die endlosen Gänge.
    Immer wieder blieb die junge Frau an Gabelungen stehen und sog prüfend die Luft ein. Dann ging sie ohne zu zögern weiter.
    Mittlerweile bezweifelte die Dämonenjägerin, dass die junge Frau sich rein nach Geruch orientierte. Selbst einem Hund wäre es nicht leicht gefallen, die Spur zu behalten, geschweige denn einem Menschen, egal ob Neandertaler oder Homo sapiens.
    Wrishta blieb so abrupt stehen, dass Nicole beinahe gegen sie geprallt wäre. Sie zeigte auf eine Tür und sagte etwas.
    Nicole nickte und drückte leise die Klinke herunter Die schwere Holztür öffnete sich einen Spalt. Dahinter lag ein lang gezogener rechteckiger Raum, der in einer wabernden Nebelwand endete. Abgesehen davon schien er leer zu sein.
    Nicole trat ein. Wrishta drängte sich hinter ihr in den Raum. Sie schien jegliche Angst verloren zu haben und stürmte auf die weiße Nebelwand zu.
    »Warte!«, rief Nicole. Die junge Frau sah sie erstaunt an und deutete auf den Nebel.
    »Was du tust, ist gefährlich«, sagte die Dämonenjägerin langsam und eindringlich. Sie hoffte, sich allein durch den Tonfall verständlich zu machen.
    Was zu funktionieren schien, denn Wrishta ergriff ihre Hand und ließ sich von Nicole zur Nebelwand führen.
    Nicole streckte vorsichtig eine Hand aus. Ihre Fingerspitzen berührten den Nebel. Er war kühl und trocken.
    Zumindest scheint er nicht schwarzmagisch zu sein, dachte Nicole und machte einen beherzten Schritt nach vorn.
    Der Nebel raubte ihr für eine Sekunde die Sicht, dann standen sie und Wrishta auch schon in einem schmalen Raum, in dem nichts außer einem Stuhl und einem Tisch voller Hebel und Knöpfe stand. Von der Decke hing etwas, das wie ein Mikrofon aussah.
    Nicole bemerkte überrascht, dass sie von dieser Seite der Nebelwand in den dahinter liegenden Raum sehen konnte. Die Wand schien wie ein Einwegspiegel zu sein.
    Wrishta wollte sie weiterziehen, aber Nicole blieb stehen.
    Ihr war ein Verdacht gekommen.
    Trotz der deutlichen Proteste ihrer Begleiterin setzte sie sich auf den Stuhl und zog das Mikrofon zu sich herunter. Ihre Finger ertasteten einen kleinen Knopf.
    Sie drückte ihn und sagte: »Hier spricht der Zauberer von Oz.«
    Wrishta zuckte zusammen, als ein Chor durch den Raum zu hallen schien. Die Stimmen klangen harmonisch und völlig geschlechtslos.
    Probeweise bewegte Nicole einen der Hebel, die in den Tisch eingearbeitet waren. Die Nebelwand begann rötlich zu schimmern und zu pulsieren.
    Neben ihr wimmerte Wrishta.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte Nicole beruhigend. »Hier hat nur jemand einmal zu viel den ›Zauberer von Oz‹ gesehen.«
    Sie stand auf und ließ sich von Wrishta zu einer offen stehenden Tür ziehen, die in einem weiteren Gang endete.
    Wer auch immer normalerweise hinter der Nebelwand saß, spielte ein falsches Spiel und hatte es anscheinend nötig, seinen Machtanspruch durch technische Spielereien zu bestätigen.
    Nicole ahnte, dass dieser Turm ein Geheimnis barg.
    ***
    »Die Maschine tötet, nicht wahr?«, fragte Cylas ruhig, während er zwei Kabel zusammenführte.
    Der Aufseher sah ihn überrascht an. »Woher weißt du…«
    Er brach ab und schluckte einen Fluch herunter.
    Jetzt wusste Cylas, dass er gelogen hatte.
    Der Mechaniker lächelte.
    »Ist schon gut«, sagte er. »Ich habe es ja gemerkt, obwohl du mir nichts gesagt hast.«
    Farod nickte. Er hatte es längst aufgegeben, Cylas zu helfen. Der Mechaniker schien die Maschine instinktiv zu verstehen. Was er tat, ging weit über den Horizont des Aufsehers hinaus.
    Er setzte sich an den Rand der Maschine.
    »Du hast Recht«, gestand er. »Ich weiß nicht, was vorgeht, wenn das Hohe Volk den Raum betritt. Wenn der rote Knopf aufleuchtet, gehe ich in den Gang und warte, bis er erlischt. Dann ist das Hohe Volk wieder verschwunden, und ich räume die Überreste weg. Die Toten sind leicht, es ist keine schwere Arbeit. Sie sind nur noch Haut und Knochen.«
    »Hat es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher