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0688 - Das Hohe Volk

0688 - Das Hohe Volk

Titel: 0688 - Das Hohe Volk
Autoren: Claudia Kern
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Rest der Maschine bestand aus einem tiefschwarzen Metall, das sich warm anfühlte, wenn Cylas es berührte.
    »Was soll diese Maschine denn machen?«, fragte er Farod, der gelangweilt neben ihm stand.
    »Das weiß ich nicht.«
    »Und was funktioniert daran nicht?«
    Der Aufseher hob die Schultern. »Auch das weiß ich nicht. Das Hohe Volk sagt nur, dass die Maschine nicht macht, was sie machen sollte, und ich sie reparieren muss. Aber wenn ich nicht weiß, was kaputt ist, kann ich das nicht, richtig?«
    Cylas nickte abwesend. Er hatte den Eindruck, dass der Aufseher froh war, endlich jemandem von seinen Problemen berichten zu können.
    Er ließ ihn weiterreden und setzte sich an den Rand der Maschine. Sein Blick glitt über die Kabel, Zahnräder, Düsen, Hebel, Knöpfe und Rohre. Jedes Teil erfüllte eine Funktion. Wenn er eine verstand, leitete sich daraus zwangsläufig die Nächste ab.
    Er versenkte seinen Geist tief in die Maschine und bemerkte nicht, dass er aufstand und sich auf eine der Liegen legte.
    Ihm fiel auch nicht auf, dass der Aufseher aufgehört hatte zu reden und ihn irritiert beobachtete.
    Cylas wusste nicht, wie lange er auf der Liege gelegen und in die Maschine gestarrt hatte, aber als er aufstand, fühlte er sich matt und ein wenig schwindelig.
    Er ging zurück zu seinem Platz am Rand und lächelte.
    »Was ist so komisch?«, fragte der Aufseher schlecht gelaunt. Er war daran gewöhnt, dass zugehört wurde, wenn er sprach.
    Cylas schüttelte den Kopf. »Nein, nicht komisch, schön. Diese Maschine ist wunderschön.«
    Der Aufseher schnaubte. »Was soll denn an einem Haufen Metall schön sein? Ach, ist ja auch egal. Du willst mir damit wohl nur sagen, dass du den Fehler auch nicht findest, richtig?«
    »Ganz und gar nicht richtig«, widersprach der Mechaniker. »Der Fehler war ganz einfach zu finden und wir werden ihn jetzt gemeinsam beheben.«
    Er nahm etwas Werkzeug, das ihm passend erschien, aus der Tasche des Aufsehers und begann mit der Arbeit. Mit traumwandlerischer Sicherheit nahm er Rohre auseinander, verlegte Kabel und löste Schrauben.
    Er ging völlig in seiner neuen Arbeit auf.
    Cvlas ahnte, wozu die Maschine diente, aber sein schlechtes Gewissen ignorierte er.
    ***
    Seit Stunden taten sie nichts anderes als durch Gänge zu laufen, Gefahren auszuweichen und darauf zu achten, dass kurze Diskussionen nicht in Streit und Gewalt umschlugen.
    Das strengte an, und Zamorra bemerkte nicht nur bei sich selbst, sondern auch bei den anderen beiden erste Anzeichen der Erschöpfung.
    Es fiel ihnen immer schwerer, sich die Wege zu merken, die sie genommen hatten, und mehr als einmal standen sie unvermittelt wieder vor der sich langsam heranschiebenden Mauer.
    »Wartet«, sagte er, als sie an eine Weggabelung gelangten, die ihm verdächtig bekannt vorkam. »Das geht so nicht weiter.«
    Fu Long nickte. »Es ist Zeit, dass du uns die Idee schilderst, die seit einiger Zeit in deinem Kopf ist, Zamorra.«
    Hätte der Dämonenjäger nicht gewusst, dass dank der mentalen Sperre in seinem Geist niemand seine Gedanken lesen konnte, wäre er davon ausgegangen, dass Fu Long genau das getan hatte. Anscheinend verfügte er jedoch nur über seine sehr gute Menschenkenntnis.
    Ich darf ihn nicht unterschätzen, dachte er. Egal, wie freundlich er sich gibt. Er ist ein Vampir und hat eigene Pläne.
    Laut sagte er: »Du hast Recht. Ich habe tatsächlich eine Idee, aber ihr Erfolg hängt davon ab, dass wir uns vollkommen vertrauen.«
    »Dann vergiss es«, entgegnete der Tiger knapp.
    Fu Long zischte erbost. Er packte Kooranovian an der Schulter und riss ihn herum.
    »Ich habe es satt, Tierwesen. Du weißt, dass ich dich schon einmal besiegt habe, und bei den Horden Kuang-shis, das nächste Mal werde ich keine Gnade kennen. Nur noch ein Wort von dir und ich drehe dein Gesicht auf den Rücken.«
    Er stieß den Tiger zurück, der sich nicht mehr halten konnte und heftig gegen die Wand prallte. Dann zog er seine Kleidung zurecht und sah Zamorra an. Die Wut verschwand so schnell aus seinen Gesichtszügen wie sie gekommen war.
    Zamorra räusperte sich.
    »Nun«, fuhr er fort, als Kooranovian keine Anstalten machte, sich auf einen Kampf mit dem Vampir einzulassen, »ich kenne eine alte weißmagische Beschwörung. Sie ist sehr kompliziert und wird nur selten versucht, weil die Voraussetzungen schwierig sind. Man benötigt mindestens drei Magier, die ihre Kraft aus unterschiedlichen Bereichen beziehen. Das erfüllen wir. Ich setze
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