Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0688 - Das Hohe Volk

0688 - Das Hohe Volk

Titel: 0688 - Das Hohe Volk
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
eifrig. »Ich denke schon, Herr.«
    »Fühlst du dich auch bereit, Diener?«
    »Ja, Herr«, bestätigte Cylas ohne Zögern.
    Nach seinem ersten Erfolg spürte er eine nie gekannte Selbstsicherheit. Er glaubte, es gäbe keine Maschine, die er nicht begreifen konnte. Und das, obwohl er erst eine gesehen hatte…
    »So soll es sein«, entschied die Stimme.
    Die Kette über Cylas klirrte. Er wollte aufstehen, um dem Ruck zuvorzukommen, der zweifellos jeden Moment folgen musste, aber der Druck des Eisenrings verschwand plötzlich von seinem Hals.
    Mit großen Augen sah Cylas zu, wie die Kette mit dem Ring zur Decke gezogen wurde und darin verschwand.
    »Ab heute«, verkündete das Hohe Volk, »bist du kein Diener mehr. Man soll dich den Mechaniker nennen.«
    Cylas stand auf und verneigte sich tief vor der Nebelwand.
    »Ich werde Euch nicht enttäuschen, Herr.«
    Er konnte es kaum erwarten, seine Arbeit als Mechaniker anzutreten -auch wenn er nicht so genau wusste, was das eigentlich war.
    ***
    Wrishta lief durch den Gang auf eine große Halle zu, aus der ihr entsetzlicher Lärm entgegenschallte. Es klang, als würden Tausende von Moxpus ihren Tod in die Welt hinausbrüllen. Die junge Frau hielt sich die Ohren zu, als sie die Halle betrat. Die Hitze, der Dreck und der Lärm verhinderten, dass sie einen klaren Gedanken fassen konnte.
    Wie betäubt irrte sie zwischen den riesigen Metallungeheuern hindurch, âie ächzten, qualmten und stanken. Sie dachte an die Geschichten, die ihr Vater erzählt hatte, als sie und ihre Geschwister noch Kinder gewesen waren, und fürchtete sich davor, ihm bei ihrer Rückkehr die Wahrheit zu sagen.
    Wenn sie zurückkehrte…
    Als sie die Männer vor dem Kessel entdeckte, hätte sie vor Freude beinahe aufgeschrien. Sie erkannte zwei von ihnen trotz der Dreckschicht auf ihrer Haut.
    Wrishta rannte ihnen entgegen, glücklich, wenigstens Menschen zu sehen, die sie kannte.
    Die Männer sahen von ihrer Arbeit auf, als sie die Bewegung bemerkten.
    »Was willst du hier?«, schrie einer von ihnen über den Lärm der Maschinen hinweg.
    »Ich suche Cylas.«
    Ixotur schüttelte den Kopf und zeigte auf seine Ohren. Der Lärm war so groß, dass er sie nicht verstehen konnte.
    Wrishta stellte sich dicht neben ihn und erschrak, als sie seine eingefallenen Gesichtszüge bemerkte.
    »Ich suche Cylas!«, schrie sie ihm ins Ohr.
    Ixotur schüttelte erneut den Kopf.
    Wrishta holte so tief Luft, dass sie glaubte, ihre Lungen müssten platzen und schrie ihm den Namen ihres Geliebten entgegen.
    Ixoturs Miene hellte sich auf, als er sie endlich verstand. Dann schlich sich Mitleid in seine Augen. Er legte die Schaufel beiseite und legte seinen Arm auf Wrishtas Schulter.
    »Er ist tot«, brüllte er. »Das Hohe Volk hat ihn zu sich geholt. Er ist nicht zurückgekommen.«
    Wrishta erstarrte.
    Das darf nicht sein, dachte sie verstört. Er kann nicht tot sein.
    Ixotur sah sie eindringlich an. »Geh zurück, Wrishta. Geh, solange du noch kannst, und sage den anderen, dass die, die in den Turm geholt werden, verdammt sind. Wir sind nicht auserwählt, hörst du mich? Wir sind alle verdammt!«
    Wrishta wich zurück. Ixoturs Augen leuchteten wie die eines Fieberkranken. Auch die anderen Männer ließen jetzt die Schaufeln sinken und stimmten in sein Gebrüll ein. Da sie einander nicht hören konnten, schrie jeder etwas anderes.
    Wrishta stolperte weiter von ihnen weg.
    »Er ist nicht tot!«, schrie sie zurück.
    Im gleichen Moment brachen die Männer wild zuckend zusammen. Ihre Körper schlugen schwer auf dem Boden auf, tanzten wie unkontrollierte Marionetten an den langen Ketten.
    Wrishta drehte sich voller Panik um und rannte aus der Halle. Sie wollte nur noch weg von diesem schrecklichen Ort. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Verschwommen sah sie einen Gang vor sich, der aus der Halle zu führen schien, und lief hinein. Sie musste einen Platz finden, an dem sie sich von den Schrecken und der Angst erholen konnte.
    Ein Schlag stoppte sie.
    ***
    Für einen Moment vergaß Zamorra die Lage, in der sie sich befanden. Als die Flammen hinter ihren wieder zusammenschlugen, drehte er sich zu Kooranovian um, der das Feuermeer geteilt hatte, wie Moses in der Legende das rote Meer.
    »Wie hast du das gemacht?«, fragte er. »Das war weder schwarze noch weiße Magie. Was war es?«
    Der Tiger lehnte sich gegen eine Wand des Ganges, in den sie geraten waren. Zamorra konnte sehen, dass er erschöpft war.
    »Ich habe das getan, wozu ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher