Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0684 - Die dunkle Jagd

0684 - Die dunkle Jagd

Titel: 0684 - Die dunkle Jagd
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
eben als Drache eine völlig andere Sicht des Kosmos als die Menschen.
    Fooly sprach mit dem Baum über das, was er gefühlt hatte. Über Luc Avenge. Doch der Baum war ihm keine große Hilfe. Er war ein Philosoph, ein weiser Alter, aber manche Dinge entzogen sich auch ihm und seinen Artgenossen, aber plötzlich tauchte Raffael auf.
    Menschen sahen ihn nur in den seltensten Fällen, falls überhaupt. Fooly konnte ihn oft sehen, aber für den Baum war Raffael, wie es schien, eine deutlich erkennbare Erscheinung. Die beiden sprachen miteinander, dann wandte Raffael sich Fooly zu.
    »Ich kann nicht nach Lyon gehen«, sagte er. »Ich bin hier gebunden. Und bis du selbst dort bist, wird es zu spät sein. Auch deiner Fluggeschwindigkeit sind Grenzen gesetzt. Aber wenn du einen Teil deiner Magie dem Baum anvertraust, wird es ihm möglich sein, einen Artgenossen handeln zu lassen.«
    »Bist du sicher, dass das geht?«, staunte der Drache. »Ich bin zwar erst wenig mehr als hundert Jahre jung, aber ich hätte doch davon hören müssen. Bäume sind Holz, sie können nicht agieren, und sie können auch keine Magie anwenden. Sonst hätten sie sich längst gegen die Menschen mit ihren Sägen und Äxten gewehrt…«
    Wer sagt dir, dass manche von uns das nicht tun?, fragte Foolys alter Freund. Magie ist uns nichts wirklich Fremdes, aber manchmal ist es finstere, böse Magie, die uns aufgezwungen wird. Magie, die in diesem Fall von verlorenen Seelen der Beweglichen stammt. Nun, wirst du mir vertrauen?
    »Dir immer«, versicherte Fooly. »Wenn du sagst, dass es so ist, dann ist es so.«
    Dann gib mir einen Teil deiner Drachenmagie.
    »Wie kann ich das?«
    Öffne dich nur. Es wird geschehen, wie es geschehen soll. Und du wirst diese Magie zurück erhalten. Vertrau mir.
    »Aber - wie kannst du… oder ein anderer deiner hölzernen Artgenossen in Lyon…«
    Vertrau mir.
    Und Fooly vertraute.
    Der Schmerz tötete ihn fast.
    ***
    Nicole schreckte auf.
    Sie hörte den wütenden Schrei von nebenan.
    »Dann sterbe ich eben!«
    Der Vampir? Aber warum dieser Aufschrei, dieser Satz? Gegen wen war er gerichtet? Er schien immerhin Teil eines Disputs zu sein… doch warum jetzt so laut, während der Vampir bis zu diesem Moment bemüht gewesen war, sich lautlos zu verhalten?
    Nicole griff nach dem am Boden liegenden Schwert und schnellte wieder hoch. Zu überleben, war jetzt wichtiger als die Todesursache ihres Originalkörpers zu ergründen. Einen Augenblick lang zögerte sie, dann beugte sie sich noch einmal über die Tote und löste mit schnellem Griff das Amulett von der Halskette.
    Es fühlte sich kalt in ihrer Hand an. Unvertraut.
    Sie erinnerte sich, dass es ihr nicht gelungen war, es zu sich zu rufen. Sollte es seine Aktivitäten in dieser eigentümlichen Welt eingestellt haben?
    War es ebenso tot wie Nicoles Originalkörper?
    Langsam, in einer Hand das wuchtige Langschwert, in der anderen das Amulett, näherte sie sich der Tür, durch die sie in dieses Zimmer gestolpert war. Sie lauschte. Drüben blieb es still.
    War es alles nur ein Trick, um sie herauszulocken?
    Sie versuchte das Amulett mit einem Gedankenbefehl zu aktivieren. Sie spürte, wie es reagierte, dabei aber zögerte.
    Plötzlich vernahm sie eine Stimme neben sich.
    »Das ist gegen die Regeln!«
    Sie fuhr in der Dunkelheit herum.
    Mit der flachen Seite des Schwertes schlug sie zu - traf aber niemanden.
    »Wer bist du?«, schrie sie auf.
    Die Antwort kam von der anderen Seite der Tür.
    »Calderone…«
    ***
    Fooly schrie. Der Schmerz war fast unerträglich, und er wollte zurückhaben, was ihm genommen wurde. Aber so einfach ging das nicht. Er hatte sein Einverständnis gegeben, und kein Weg führte zurück. Aber er wusste, dass er diese Prozedur niemals wieder auf sich nehmen würde.
    Niemals wieder, und wenn er eine Million Jahre leben würde, was vor ihm noch keinem Drachen gelungen war.
    Etwas von ihm ging.
    Wohin, entzog sich seinem Begreifen. Es wurde transferiert. Zu einem anderen Baum? Er wusste es nicht. Was hatte Raffael damit zu tun? Er wusste es auch nicht. Da war nur der furchtbare Schmerz, der ihn dem Tode nahe brachte. Es war Verrat an seinem Vertrauen. Warum hatten sie ihm nicht vorher gesagt, was ihn erwartete, wenn er auf den Vorschlag einging?
    »Wir konnten es dir nicht sagen, denn wir wussten es selbst nicht«, erwiderte der Geist Raffael Bois.
    Der Baum raschelte mit seinen Blättern etwas, das Fooly nicht verstand, weil er sich in seiner Lage nicht darauf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher