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0684 - Die dunkle Jagd

0684 - Die dunkle Jagd

Titel: 0684 - Die dunkle Jagd
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hinter dem beweglichen Opfer herrasen ließ, und er hatte auch keinen Zugriff mehr auf jene Sinne, die ihm die Nacht völlig anders präsentierten, aber dafür war der Durst zurückgekehrt.
    Er versuchte dagegen anzukämpfen.
    Ich bin immer noch ein Mensch!
    Nun gut, vielleicht schon beinahe ein Dämon, aber immer noch menschlich. Ich bin kein lausiger Vampir, der sich von Menschenblut ernähren muss!
    Ich habe schon so viel an Veränderungen meines Selbst erfahren - das hier muss nun nicht auch noch sein! Ich will es nicht!
    Aber er konnte nichts dagegen tun.
    Seine Eckzähne waren lang und spitz, und in ihm tobte es. Im Zimmer nebenan befand sich die Frau, und es war ihm schon fast gleichgültig, ob es sich um Nicole Duval handelte oder nicht. Es ging ihm nur noch um ihr Blut.
    Um den Körper, in dem das Blut pulsierte.
    Wer auch immer in diesem Körper steckte, der gar nicht nach Nicole Duval aussah, aber sich so bewegte und so reagierte, wie er es von dieser Frau kannte. Aber er steckte selbst ja auch nicht in seinem eigenen Körper, sondern sah aus wie sein Feind Zamorra.
    Was spielte es für feine Rolle, wenn er durstig war?
    Geh durch die Tür, pack sie und trinke ihr Blut! -
    - Nein! Du drehst dich um und gehst wieder hinaus. Denn wenn du zum ersten Mal getrunken hast, wirst du für alle Zeiten ein Vampir sein und bleiben. Erst dann erwacht der Keim in dir wirklich und endgültig!
    Er kämpfte gegen sich selbst. Zwei starke Wünsche versuchten die Oberhand zu gewinnen.
    Ich bin Rico Calderone! Ich bin stärker als dieses Chaos! Ich wäre beinahe auf den Höllenthron gelangt! Ich habe mich sogar Stygia, der Fürstin der Finsternis, erfolgreich wider setzen können! Ich werde doch nicht diesem Drang nachgeben und eine räudige Fledermaus werden! Ich werde kein Vampir! -
    - Du mußt trinken, oder du stirbst!
    »Dann sterbe ich eben!«, brüllte Calderone.
    ***
    Zamorra sah sich um. Wieder lag seine Umgebung im Dunkeln, aber diesmal benutzte er nicht das Feuerzeug, um sich ein wenig Licht zu verschaffen, sondern den Dhyarra-Kristall. Er fragte sich, warum er den nicht schon beim ersten Mal angewandt hatte.
    Er war gespannt darauf, was sein unsichtbarer Gesprächspartner dazu zu sagen hatte…
    Mit welch einer Entität hatte er es dabei überhaupt zu tun? War es sein Gegenspieler, der ihn in diese Falle gezerrt hatte, oder handelte es sich um eine Art Schiedsrichter?
    Die Formulierung, die Regeln seien verletzt worden, deutete darauf hin. Ein direkter Feind hätte sich anders ausgedrückt, wesentlich drastischer, und möglicherweise auch anders reagiert und nicht nur so, dass er Zamorra das Licht nahm.
    Also - ein Spiel ?
    Zamorra entsann sich, dass Calderone schon zweimal versucht hatte, ihn in Spielwelten - auch via Computer - zu versetzen und dort zu vernichten. Wenn es hier auch so war, handelte es sich bei der nachtschwarzen, toten Stadt insgesamt um nichts anderes als um eine virtuelle Realität, aber dann war die verdammt gut gemacht, weil Zamorras Blasterstrahlen beziehungsweise deren Wirkung mit angepasst worden waren. Allerdings passte dann auch dazu, dass Calderones Körper sich in Nichts aufgelöst hatte, als Zamorra auf ihn geschossen hatte.
    Moorhühner, die bei jenem Computerspiel abgeschossen werden, bleiben auch nicht in der Landschaft liegen, sondern lösen sich in Nichts auf, wenn sie den Boden berühren.
    Aber warum hatte Calderone sich ihm gezeigt? Das hatte er bei den früheren Attacken doch nicht getan!
    Zamorra nahm den Dhyarra-Kristall zwischen die Finger. Der Sternenstein 4. Ordnung glomm leicht bläulich auf. Zamorra konzentrierte sich auf die bildhafte Vorstellung, dass es um ihn herum hell wurde.
    »Und es ward Licht«, murmelte er, als es funktionierte.
    Kein Kommentar seines unsichtbaren Gesprächspartners von vorhin. Keine Aktion gegen das Licht…
    Klar. Die Magie eines Dhyarra-Kristalls konnte man nicht wie eine Feuerzeugflamme ausblasen. Die wirkte so lange, wie es dem Benutzer gelang, sich darauf zu konzentrieren und sie durch die bildhafte gedankliche Vorstellung aufrechtzuerhalten.
    Zamorra brauchte nur wenig Konzentration dafür. Er konnte sich nebenher in diesem Zimmer umsehen, das wie eine ganz normale Wohnung eingerichtet war, wenngleich für Zamorras Begriffe ein paar Stühle zuviel herumstanden. Offenbar war es das Wohnzimmer einer sehr großen Familie. Ein Raum von vielleicht zehn oder zwölf Quadratmetern Fläche bot hier Platz für fast zwanzig Personen, und so eng
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