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0684 - Die dunkle Jagd

0684 - Die dunkle Jagd

Titel: 0684 - Die dunkle Jagd
Autoren: Werner Kurt Giesa
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mochte Zamorra mit den lieben Mitmenschen nun doch nicht auf Dauer zusammenhocken. Nicht mal bei einer studentischen Geburtstagsfete. Vor allem, wenn das einzige Fenster des Zimmers wie hier recht klein war und kaum ausreichte, genug Frischluft hereinzulassen.
    »Wo steckst du, Freundchen?«, murmelte er. »Vorhin warst du doch so aktiv, und jetzt traust du dich nicht mehr an mich heran?«
    Sollte sein Schockstrahl jene Schiedsrichter-Entität komplett außer Gefecht gesetzt haben?
    Das konnte er sich nicht vorstellen. Nach dem Schuss war er hinausgeschleudert worden in seine richtige Welt, aber sofort wieder zurückgeholt worden. Wenn das Hinausschleudern mit dem Paralyse-Schuss zu tun hatte, dann musste sich der Getroffene innerhalb von wenigen Sekunden davon wieder erholt haben. Denn sonst wäre Zamorra ja nicht wieder hier…
    Oder war alles ganz anders?
    »Zur Hölle mit den Spekulationen, und zum Teufel mit der Logik!«, murmelte Zamorra. Er musste eine Möglichkeit finden, dauerhaft von hier zu verschwinden.
    Aber nicht, bevor er Nicole gefunden hatte!
    Er betrat den angrenzenden Raum.
    Ein Schlafraum, wie ihm das Dhyarra-Licht zeigte, nur gab es hier nicht Platz für fast zwanzig Personen, sondern für nur vier, aber alle vier Betten, die ringsum an den Wänden standen, waren leer. War das erste Zimmer übermöbliert gewesen, fehlte es hier an allem - es gab nur die Betten, eines davon unter dem Fenster, aber es gab keinen Schrank, keine Sitzgelegenheiten, kein Nachtschränkchen neben dem Bett - nichts. Nur die Schlaf stätten, und die waren sehr spartanisch, weil sie gerade mal über Matratze und Laken verfügten, aber kein Kissen und keine Decke kannten.
    Es konnte nicht daran liegen, dass das Haus von seinen Bewohnern vor dem Verlassen bis auf das Mobiliar komplett geräumt worden war, denn im Wohnraum hatte es auf dem Tisch und einem Sideboard und auch in einem Vitrinenschrank allerlei Kleinkram gegeben, der auf persönlichen Gebrauch und persönliche Vorlieben der Bewohner hindeutete. Sogar Bilder hatte Zamorra an den Wänden gesehen, aber hier im Schlafraum gab es nichts außer den Betten.
    »Verrückt«, murmelte er.
    Er trat ans Fenster, das genauso klein war wie das im Wohnraum, sah draußen die Nachtschwärze und ließ sich auf das Bett unter dem Fenster fallen. Was war dies für eine verrückte Stadt in einer verrückten Welt?
    Und wo war Nicole?
    Er musste doch davon ausgehen, dass der Spiegel ihn an die gleiche Stelle versetzt hatte, an die auch sie geschickt worden war, aber er hatte von ihr keine Spur gefunden! Stattdessen war ihm diese sich auflösende Calderone-Illusion begegnet. Und dann in diesem Haus der seltsame, unsichtbare Schiedsrichter, der sich ihm nur sekundenlang schattenhaft mit menschlichen Umrissen gezeigt hatte.
    Er versuchte sich diese Umrisse vorzustellen.
    Sie waren zu menschlich, als dass es sich um einen der großköpfigen, aber pfahldürren Unsichtbaren handeln konnte, die der Drache Fooly »die Insektenäugigen« nannte und mit denen Zamorra schon einige Male zusammengetroffen war, aber keine dieser Begegnungen war erwähnenswert angenehm verlaufen. Sie waren Gegner. Hier aber schien keiner von ihnen seine Finger im Spiel zu haben.
    Zumal sie auf Zamorras Dhyarra-Kristall unweigerlich aggressiv hätten reagieren müssen.
    Wer aber war diese schattenhafte Entität dann gewesen?
    Plötzlich glaubte Zamorra die Stimme zu erkennen. Die Stimme, die vom Regelverstoß gesprochen hatte.
    Er hatte sie schon einmal gehört.
    Vor Wochen, unten im Dorf an der Loire unterhalb des Châteaus.
    Luc Avenge?
    ***
    Fooly verließ das Château und watschelte vorbei am Pool hinaus in den kleinen Park, der sich hinter dem Gebäude den Berghang hinaufzog. Dort wuchs ein besonders großer Baum, sein alter Freund, und dort gab es die Grabstätten der Weißen Vampirin Tanja Semjonowa und des alten Raffael Bois, der zeitlebens als Diener der »gute Geist von Château Montagne« gewesen war - und der seine Aufgabe jetzt als echter Schlossgeist weiter versah. Zumindest hin und wieder…
    Vor dem Baum blieb der Jungdrache stehen.
    Er begann mit ihm zu reden. Nicht in der Sprache der Menschen, und auch nicht in der der Drachen. Sondern in jener Sprache, welche die Bäume benutzen, wenn sie sich untereinander und mit Drachen unterhalten.
    Zumindest jene Bäume, die nicht zu arrogant sind, dies zu tun, und alle anderen Wesen einfach verächtlich ignorieren.
    Dies zumindest war Foolys Ansicht. Er hatte
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