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0684 - Die dunkle Jagd

0684 - Die dunkle Jagd

Titel: 0684 - Die dunkle Jagd
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gehört oder sie gar am eigenen Leibe erfahren hatte, doch gewaltig an die Nieren gehen konnte.
    Unterdessen hatte der Flic den Gestürzten aufgerichtet. Der, ein junger Mann in sportlich-teuer aussehenden, garantiert gefälschten Marken-Klamotten, die nicht zu seinem total verrosteten und quietschenden Drahtesel passten, interessierte sich dafür, ob sein Fortbewegungsmittel ernsthaft beschädigt war. Auf die Frage nach Verletzungen winkte er fast verärgert ab.
    »Ach, kümmert euch lieber um diesen Vollidioten, der mich angesprungen hat! Wo ist der Blödmann überhaupt geblieben? Gerade war er noch hier, und jetzt…«
    »Wie sah der Mann denn aus?«, fragte Robin.
    »Wer sind denn Sie überhaupt?«, kam die Gegenfrage.
    Der Uniformierte stellte ihn vor.
    »Ach du lieber Himmel«, murmelte der Radler. »Mordkommission? Ist denn jemand ermordet worden? Ich beinahe, als dieser weißbefrackte Affe mich angesprungen hat wie ein… ach Mann, woher soll ich noch wissen, wie der ausgesehen hat? Weißer Anzug, irgendso ein Schießeisen in der Flosse… ich dachte, der wollte mich tatsächlich umbringen! Und dann muss ich wohl einen Moment lang irgendwie weggetreten sein, denn jetzt ist er nicht mehr da.«
    »Ich habe ihn auch gesehen«, warf der Flic ein.
    »Sehen Sie? Er hat ihn auch gesehen. Fangen Sie diesen Irren ein, der gehört in den Käfig und nicht auf die Straße.«
    »Schon gut, wir werden das erledigen«, versuchte Robin ihn zu beschwichtigen. »Bitte geben Sie meinem Kollegen Ihre Personalien. Nur damit wir wissen, wie und wo wir Sie erreichen können, falls noch mehr passiert, d’accord ?«
    »Meine Personalien?«, keuchte der Radler entsetzt auf. »Damit am Ende noch ich ‘ne Anzeige verpasst kriege, wie? Nee, nix da!« Schon schwang er sich auf sein rostiges Vehikel und flitzte davon.
    »Leute gibt’s«, murmelte der Uniformierte. »Pardon, Chefinspektor. Dieser Mann ist wirklich mitten auf der Straße aufgetaucht, einfach so. Und dann auch einfach so wieder verschwunden. Ich habe das gesehen, ich kann’s beschwören! Ich spinne doch nicht! Und ich glaube, er sah aus wie der Mann, den Sie vorhin mit einem Streifenwagen hierher holen ließen.«
    »Zamorra?«, fragte Robin misstrauisch.
    »Wie er heißt, weiß ich nicht. Aber der trug doch auch einen weißen Leinenanzug. Dunkelblond, groß, sportlich. Je länger ich darüber nachdenke, um so sicherer bin ich.«
    »Danke«, sagte Robin leise. »Sie sind ein guter Beobachter.«
    Langsam ging er wieder zur Boutique zurück.
    Also doch keine Hysterie einer überforderten Verkäuferin. Zamorra war hier gewesen.
    Und sofort wieder verschwunden.
    Damit konnte er den Spiegel als Transportmittel praktisch vergessen.
    Das Unheimliche, durch das Nicole und Zamorra entführt worden waren, konnte sich überall zeigen.
    ***
    Nicole warf sich sofort wieder zurück. Sie stürzte neben dem Bett zu Boden und wäre beinahe in das Schwert gefallen, das sie immer noch in der Hand hielt. Unwillkürlich hielt sie den Atem an.
    Das Wesen, das auf dem Bett lag, rührte sich nicht.
    Dabei musste es doch aus dem Schlaf gerissen worden sein! Wenn nicht durch den Lärm aus dem Zimmer nebenan, der durch Nicoles Eindringen verursacht worden war, dann durch diese Berührung!
    Aber: keine Reaktion.
    War dieses Wesen tot?
    Nicole erhob sich langsam wieder. Sie lauschte nach nebenan. Da blieb alles still. Der Vampir mir Zamorras Aussehen schien sehr vorsichtig zu sein. Vielleicht wartete er ab, ob Nicole wieder herauskam. Vielleicht wollte er sie durch sein Nichtstun zu einer Handlung provozieren!
    Sie bemühte sich, nicht weniger geräuschlos zu sein, während sie in der Dunkelheit mit der freien Hand nach dem Körper tastete. Es handelte sich offenbar um eine Frau.
    Nicoles Finger tasteten über ihren Körper, über die Kleidung. Waren das Satin-Shorts? Ein knappes Top… dann wieder warme Haut, aber der Brustkorb der Frau hob und senkte sich nicht, Atemzüge waren nicht zu hören. Zielsicher fand Nicole die Halsschlagader, tastete nach dem Puls.
    Da war nichts.
    Die leicht bekleidete Frau war tot.
    Aber tot konnte sie erst seit sehr kurzer Zeit sein, weil der Körper noch warm war!
    Und dann fühlte Nicole noch etwas.
    Eine Halskette.
    Daran, halb unter das Top geschoben, eine Metallscheibe. Handtellergroß. Ihre Fingerkuppen strichen leicht über das Material. Über leicht erhaben gearbeitete Formen. Sie erkannte sie, hatte sie oft genug berührt.
    Das war Merlins Stern!
    Und somit
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