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0684 - Die dunkle Jagd

0684 - Die dunkle Jagd

Titel: 0684 - Die dunkle Jagd
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hier tut, verstößt gegen die Regeln. Es war so nicht vereinbart. Ich werde…«
    Die Stimme verstummte.
    »Was wirst du?«
    Keine Antwort mehr.
    Entschlossen riss Nicole die Tür auf. Sie vertraute auf das Amulett und das Schwert, wenn es gegen Calderone ging. Aber er lauerte ihr tatsächlich nicht auf. Die Haustür zur Straße stand weit offen, und als Nicole sie vorsichtig durchschritt, sah sie im düsteren Nachtlicht den Mann, der wie Zamorra aussah, gut zwei Dutzend Meter von ihr entfernt stehen.
    Der Mann, der zum Vampir geworden zu sein schien, und der Hilfe wollte.
    Der Mann, der Rico Calderone war.
    »Sagt Ihnen der Name Luc Avenge etwas?«, fragte sie.
    »Avenge? Luc Avenge? Nein, Duval«, erwiderte er. »Diesen Namen habe ich nie gehört. Wer soll das sein?«
    »Wie kommen Sie in Zamorras Körper?«
    »Wie kommen Sie in den Körper, den ich vor mir sehe?«, fragte er zurück. »Sieht so aus, als würde irgendein Verbrecher mit uns spielen, nicht wahr?«
    Verbrecher! Was war denn er selbst? Er hatte vor Jahren versucht, seinen Chef Robert Tendyke zu ermorden und war dafür zu einer langen Gefängnisstrafe verurteilt worden. Die Dämonin Stygia hatte ihn befreit, und seither setzte er alles daran, Tendyke und dessen Freunden Zamorra, Nicole und allen anderen der Dämonenjäger-Crew zu schaden.
    Nicole ließ das Schwert sinken.
    »Ich weiß es nicht«, gestand sie. »Ich weiß nur, dass mein Originalkörper tot in dem Haus liegt, das ich gerade verlassen habe. Wo ist Ihr Original?«
    Sein Erschrecken war echt. Sie spürte es, auch wenn sie nicht in der Lage war, seine Gedanken zu lesen, weil er sich ähnlich abschirmte wie sie selbst. »Tot?«, stieß er hervor. »Das würde ja bedeuten, dass auch ich… dass mein…«
    Er verstummte.
    Nach fast einer Minute sagte er rauh: »Wir müssen Zusammenarbeiten, Duval. Uns bleibt keine andere Wahl, ob wir nun wollen oder nicht. Sonst kommen wir beide hier nicht mehr lebend ‘raus. Jemand hat uns beiden eine Falle gestellt, vielleicht, damit wir uns gegenseitig umbringen sollen. Als Vampir hätte ich sogar die besseren Karten…«
    »Das Schwert ist aus geweihtem Silber«, bluffte Nicole. »Schade, dass Sie es bei diesen misslichen Lichtverhältnissen nicht richtig funkeln sehen können. Aber sie müssten es spüren können…«
    »Sie lügen«, sagte er. »Es ist normaler Stahl. Ich hätte es sonst gespürt. Aber wir müssen uns schnell darauf einigen, was wir tun. Ich weiß nicht, wie lange ich mich noch beherrschen kann. Unsere Originalkörper sind tot?«
    »Ja«, sagte Nicole.
    »Dann«, murmelte er, »bleibt uns wohl nicht mehr viel… Hören Sie, Duval. Es reicht mir schon, zum Dämon zu mutieren. Ich will nicht auch noch zum Vampir werden und mich den Gesetzen der Nacht unterwerfen. Sie sollten mich töten, wenn Sie überleben wollen. Dann haben Sie vielleicht noch eine Chance. Ansonsten werde ich Sie schon bald angreifen und Ihr Blut trinken müssen. Es fällt mir verdammt schwer, aber - bringen wir es hinter uns. Ich will nicht als Vampir enden. Ich bin immer noch ein Mensch!«
    Er sank auf die Knie, beugte sich nach vorn, stützte sich auf die Ellenbogen und streckte Kopf und Hals, während er nach unten sah.
    »Tun Sie, was getan werden muss. Ich habe verloren.«
    Nicole starrte ihn entsetzt an.
    Damit hatte sie nicht gerechnet.
    Es passte nicht zu Calderone.
    Und - sie war keine Mörderin!
    Ihn im Kampf zu töten, war in Ordnung. Aber so, wie er sich ihr jetzt wehrlos anbot - das konnte sie nicht tun.
    Oder war es ein Trick, eine Falle? Wartete er nur darauf, dass sie nahe genug heran kam, um sie dann zu überrumpeln?
    »Sie haben den Verstand verloren, Calderone«, sagte sie.
    »Nein. Der war noch nie so klar wie jetzt«, erwiderte er leise. »Verdammt, ich hatte noch so viel vor… ich wollte Macht… ich wollte Herr über Leben und Tod werden. Ich wollte ganz oben sein. Aber nicht um diesen Preis. Nun machen Sie schon. Töten Sie mich. Sonst werde ich Sie in wenigen Minuten töten müssen. Ich kann mich nicht mehr lange kontrollieren. Helfen Sie mir und lassen Sie mich als Mensch sterben!«
    Fast hätte er sie überzeugt. Sie entsann sich daran, wie sie auf Nick Bishop geschossen hatte. Auch das war keine direkte Notwehr gewesen. Sie hatte mit ihm eine Bedrohung ausgeschaltet, aber er hatte keine Möglichkeit gehabt, sich zu wehren, nicht in jenem Augenblick. [4]
    Einen Moment lang war sie sicher, auch Calderone töten zu können.
    Aber dann sah sie
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