Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0682 - Trink das Schlangenblut

0682 - Trink das Schlangenblut

Titel: 0682 - Trink das Schlangenblut
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
rettest also nicht nur dein, sondern auch sein Leben, wenn du verrätst, was ich wissen will.«
    »Nero ist Soldat«, stieß sie hervor. »Er wird…«
    »Ich bin - war«, verbesserte er sich, »auch Soldat. Und das ein paar Jahre länger als dein ungestümer Lover. Komm, rede schon. Oder wollt ihr wirklich sterben? Kannst du dir vorstellen, wie es ist, von einer Schlange gefressen zu werden? Sie verschlingt dich am Stück, und du wirst dann ganz allmählich verdaut, Molekül für Molekül. Du kannst im Schlangenleib sogar noch eine Weile leben und merkst dabei, wie du dich langsam auflöst…«
    Er hob die Hand.
    Im gleichen Moment verwandelte sich Majtah. Das Leopardenfell fiel von ihm ab, sein Körper begann sich zu verformen. Streckte sich. Arme und Beine verschmolzen mit dem Leib, der zu Boden sank. Eine gewaltige Schlange wand sich auf dem Boden, wo gerade noch der geschuppte Mann gestanden hatte.
    Eine Königskobra unvorstellbarer Größe.
    Sie riss das Maul auf.
    »Wenn ihr mich umbringt, erfahrt ihr nicht, was ihr wissen wollt«, keuchte Gianna, vor Todesangst zitternd.
    Sie hatte gedacht, mit dem Tod des Dämons sei alles vorbei und vergessen. Mit einem wieder normalisierten Leben konnte sie sich abfinden; was sie erreichen wollte, hatte sie erreicht und brauchte es jetzt nur noch festzuhalten. Die teure Wohnung im Zentrum der Stadt, den Ferrari, die Segelyacht. Kein Doppelleben mehr, dessen mörderische Hälfte sie vor Nero geheimhalten musste. Eine ganz normale Existenz, zwar künftig ohne Privilegien, aber…
    Und nun durchbrach dieser Fremde, der eingeweiht war, alle Schranken.
    »Was wir nicht von dir erfahren, erfahren wir von anderen. Die Bruderschaft hatte viele Mitglieder. Eines davon wird reden. Warum also willst du unbedingt sterben? Das Mitglied, das redet, kannst auch du sein, Täubchen.«
    Sie sah seine gnadenlos glitzernden Augen.
    »Warum?« stieß sie hervor.
    Er schnipste mit den Fingern. »Das musst du nicht wissen, Süße. Darf ich dir noch etwas verraten? Ich würde es persönlich sehr bedauern, dich an Majtah verfüttern zu müssen. Du bist sehr hübsch. Es wäre wirklich Verschwendung, etwas so Schönes wie dich zu vergeuden. Aber ich werde es tun, wenn du weiter schweigst. Denn Majtah ist mehr als ein Diener, er ist ein treuer Freund. Und er hat Hunger. Ich mag es nicht, wenn meine Freunde hungern. Wenn du also dein Wissen nicht preisgeben willst - gut. Majtah wird es schätzen.«
    »Bestie!«, keuchte Gianna. »Unmenschliches Ungeheuer!«
    Bishop zog eine Taschenuhr hervor, ließ den Deckel hochspringen und betrachtete demonstrativ das Zifferblatt.
    »Zwanzig Minuten«, sagte er. »Dann betritt Capo Nero Belasco das Haus. Dann wird auch Rani satt.«
    »Ich sage Ihnen, was Sie wissen wollen!«, keuchte sie verzweifelt.
    Der Commander lächelte, aber seine Augen blieben eiskalt und entlarvten das Lächeln als falsch.
    »Du bist ein Schatz, Gnädigste. Aber Majtah der Hungrige wird dich fortan hassen. Und nun - rede!«
    ***
    Und Gianna Torcero redete. Sie erzählte von den ehemaligen Aktivitäten der Bruderschaft, von der unterirdischen Anlage außerhalb der Stadt, und auch davon, dass diese Anlage jetzt nicht mehr zugänglich war. Weil die Magie, welche den Zugang ermöglicht hatte, gelöscht worden war; statt dessen hatte man Siegel angebracht, die ebenfalls magisch waren und verhinderten, dass jemand die Anlage entdeckte. Und dass sie selbst keineswegs in der Lage war, diese Siegel zu öffnen.
    Commander Bishop zeigte wieder sein kaltes Lächeln.
    »Das, hübsche Dame, ist genau das, was ich suche«, erklärte er.
    Sie starrte ihn an. »Haben Sie mich nicht verstanden? Die Zugänge sind magisch versiegelt…«
    »Oh, ich habe das durchaus gehört«, sagte er spöttisch. »Und genau das ist es ja, was mir so gut gefällt. So etwas suche ich seit längerer Zeit. Du hast mit sehr geholfen.«
    »Das heißt…«, begann sie zögernd, »dass ich… dass Sie…«
    »Dass wir«, fuhr er gönnerhaft fort. »Wir werden jetzt unsere gemeinsame Beziehung auf eine feste Basis stellen.«
    Er gab Majtah einen Wink. Die Riesenkobra hatte sich wieder in ihre ursprüngliche, unmenschlich-menschenähnliche Gestalt zurückverwandelt. Woher Majtah den großen Kelch nahm, konnte Gianna sich nicht erklären. Er hielt das Gefäß plötzlich in seiner schuppigen Hand mit den Fingern, die anstelle von Nägeln lange Krallen aufwiesen.
    Auf einem Stiel und einer Halterung aus Blei saß eine gläserne Schale.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher