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0682 - Trink das Schlangenblut

0682 - Trink das Schlangenblut

Titel: 0682 - Trink das Schlangenblut
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Bishop war zufrieden.
    Seine Informanten hatten ihm von Insanto Oktomalas Tod berichtet. Den »seligen Kraken« gab es nicht mehr, und in einem bestimmten, wenn auch sehr knapp bemessenen Bereich hinterließ er ein Machtvakuum.
    Bishop hielt nichts davon, das ungenutzt zu lassen - oder gar einem Rivalen zu überlassen.
    Er fragte sich, weshalb seine Vorgänger so närrisch gewesen waren. Selbst der Kobra-Dämon Ssacah, von Professor Zamorra heimtückisch ermordet, war ein Trottel gewesen. Ssacah hatte sich sogar zweimal von Zamorra umbringen lassen, wenn Bishop richtig informiert war.
    Ssacah und auch sein einstiger Hohepriester Mansur Panshurab waren immer den direkten Weg gegangen, um Macht zu erhalten. Panshurab hatte sich dabei auf für Bishops Begriffe schier unerträgliche Weise vor anderen Dämonen erniedrigt.
    Jetzt war Nick Bishop der Hohepriester des Ssacah-Kultes. Und er dachte gar nicht daran, sich so dämlich anzustellen wie Mansur Panshurab, und Ssacah erneut ins aktive Leben zurückzurufen.
    Das konnte über die Messing-Kobras geschehen. Wenn sie einen Menschen bissen und mit dem Ssacah-Keim infizierten, wurde der Infizierte automatisch zum Ssacah-Anhänger, und aus seiner Lebenskraft entstand eine neue Messing-Kobra, während zugleich die Kraft gesammelt wurde. War genug davon vorhanden, konnte aus dieser Kraft Ssacah neu zum Leben erwachen.
    Das war schon einmal passiert. Aber dann hatte Zamorra Ssacah erneut getötet.
    Bishop störte das nicht wirklich. Er hatte Ssacah gedient, aber er diente vorwiegend seinen eigenen Interessen. Ssacah war für ihn nur eine Treppenstufe auf dem Weg nach oben. Als Hohepriester des Kobra-Dämons verfügte der Mann, dessen Alter schwer einzuschätzen war und zwischen 30 und 50 liegen mochte, bereits über gewaltige Macht. Nach Ssacahs Tod verfügte er auch über alles andere im Reich des Dämons.
    Er war Ssacahs Erbe.
    Warum sollte er daran etwas ändern? Warum erneut versuchen, Ssacah zu erwecken, wie es der Idiot Panshurab getan hatte?
    »Selbst mächtig sein macht Spaß«, war sein Leitsatz. Warum sollte er im Schatten stehen, wenn er selbst das Licht sein konnte?
    Aber er war auch schlau genug, es nicht zu übertreiben.
    Er ging nicht so ungestüm vor wie die anderen. Er baute sein Reich insgeheim aus. Stück für Stück, Schritt für Schritt. Geheimversteck für Geheimversteck. Und er scheute dabei die Öffentlichkeit, er scheute direkte Konfrontation. Zumindest in der augenblicklichen Phase seines Vorgehens.
    Früher hatte er sich schon offen mit Zamorra und seiner Crew von Dämonenkillern angelegt. Aber in der letzten Zeit hielt er sich zurück. Den Gegner in Sicherheit wiegen, ihn vergessen lassen, dass es den Ssacah-Kult noch gibt… um dann zuzuschlagen, wenn niemand mehr damit rechnet!
    Auch was die Rekrutierung neuer Anhänger betraf, ging der Commander andere Wege. Früher hatte es nur die Möglichkeit gegeben, dass ein Ssacah-Ableger, eine dieser Messing-Schlangen, ihr Opfer biss, um damit den Keim zu übertragen, sich selbst zu verdoppeln, die Kraft an Ssacah selbst weiterzuleiten und mit dem Keim dafür zu sorgen, dass der Gebissene fortan auch ein treuer Ssacah-Anhänger war Aber das war nicht der Weisheit letzter Schluss.
    Vor allem, weil Ssacah dadurch die Möglichkeit bekam, ein drittes Mal wiederzukehren.
    Vielleicht…
    Ganz davon überzeugt war zumindest Bishop nicht; er wusste, welch tödliche Arbeit dieser Zamorra geleistet hatte! Wahrscheinlich war Ssacah diesmal endgültig ausgelöscht worden.
    Aber dessen konnte er sich nicht hundertprozentig sicher sein.
    Deshalb blieb er misstrauisch. Ihm war nicht daran gelegen, dass Ssacah abermals aus dem Totenreich zurückkehrte in die Welt der Lebenden und alles für sich reklamierte, was Bishop in der Zwischenzeit geschaffen hatte. Mittlerweile ging er davon aus, dass er selbst vermutlich Ssacah ein weiteres Mal erschlagen würde, falls der Kobra-Dämon tatsächlich erneut auftauchte.
    Aber bis das geschah - sofern es denn jemals geschehen würde -, mussten noch viele andere Dinge passieren. Und allein dadurch, dass Bishop experimentierte, sanken Ssacahs Chancen, jemals wieder neu entstehen zu können.
    Nick Bishop war durchaus daran gelegen, dass der Ssacah-Kult wieder erstarkte. Woran ihm absolut nicht gelegen war, war, dass Ssacah wieder erstarkte.
    Er brauchte den Dämon nicht!
    Warum sollte er die Macht, die Ssacah ihm hinterlassen hatte, mit jemandem teilen?
    Schon gar nicht mit Ssacah
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