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0664 - Satan in Weiß

0664 - Satan in Weiß

Titel: 0664 - Satan in Weiß
Autoren: Jason Dark
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servierte mir das gut gekühlte Getränk.
    Eine Zeitung fiel mir auf. Jemand hatte sie liegenlassen. Ich blätterte sie durch, las viel über Gesamt-Berlin und auch davon, dass man in der kommenden Nacht im Ostteil der Stadt Randale erwartete, weil sich autonome Gruppen aus halb Europa zusammengeschlossen hatten, um gegen Häuserräumungen zu protestieren. Als gefährdete Stellen waren die Orte um den Alexanderplatz angegeben worden.
    Vor Jahren hatte London ebenfalls so etwas erlebt, da hatte es leider Tote gegeben. So etwas wünschte ich keiner Stadt, und über meinen Rücken rann ein Frösteln.
    Der Keeper beobachtete mich durch die Gläser seiner Brille und nickte, als ich die Zeitung zur Seite legte. »Es wird immer schlimmer in dieser Stadt.«
    »Da sagen Sie was. Ist ein Ende abzusehen?«
    »Ich glaube nicht. Das scheint mir so etwas wie ein Beginn zu sein.« Er hob die Schultern. »Aber machen Sie was daran.«
    Ich holte eine Zigarette aus der Packung, bekam Feuer gereicht und rauchte die ersten Züge. Dann sagte ich dem Keeper meinen Namen und fragte ihn, ob sich jemand nach mir erkundigt hatte.
    »Nein, Mr. Sinclair, niemand.«
    »Danke.«
    »Werden Sie hier warten, oder soll eine Nachricht hinterlassen werden?«
    »Nein, das ist nicht nötig.« Ich schnickte Asche ab. »Die Person wird schon kommen.«
    »Sicher.«
    Die erste Flasche neigte sich dem Ende entgegen. Ich bestellte eine zweite, rauchte die nächste Zigarette und schaute zwei Männern zu, die in ihren blauen Anzügen aussahen wie Geschäftsleute. Sie setzten sich an einen der runden Tische.
    Wieder tropften die Minuten dahin. Allmählich wurde ich nervös.
    Draußen auf dem Ku'damm leuchteten bereits die Lichter. Sie wirkten in dem Dunst längst nicht so klar wie sonst.
    Ein Page erschien. Er kam sehr schnell in die Bar, stoppte ab, schaute zu mir hin, lächelte und erkundigte sich nach meinem Namen. »John Sinclair.«
    »Dann ist das für Sie, Sir.«
    »Danke.« Ich nahm den Brief an mich, drückte dem Boten eine Münze in die Hand und öffnete den Umschlag.
    Wieder rutschte ein Zettel hervor, und wieder war die Nachricht mit derselben Maschine geschrieben wie die, die ich auf dem Flughafen erhalten hatte.
    »Komm ins Hotel des Westens am Alexanderplatz. Dort werde ich dich erwarten, John.«
    Auch diesmal war der Brief mit Nadine unterschrieben worden, und wieder rieselte es kalt über meinen Rücken. Von einer Uhrzeit hatte sie nichts mitgeteilt. Bis ich dort eingetroffen war, würde es dunkel sein. Ich steckte den Zettel ein, bat um die Rechnung und erkundigte mich nach der Fahrzeit bis zum Ziel.
    Der Keeper legte die Stirn in Falten. »Mit dem Wagen werden Sie Schwierigkeiten haben, Sir.«
    »Zu dichter Verkehr?«
    »Leider. Hinzu kommen die Demos. Ich an Ihrer Stelle würde nicht fahren.«
    »Leider muss ich.«
    »Dann nehmen Sie die S-Bahn. Sie brauchen nur ein paar Schritte bis zum Bahnhof Zoo zu gehen und dort das Ticket zum Alex lösen. Das ist am besten.«
    »Danke sehr.«
    »Einen schönen Abend wünsche ich trotzdem«, rief er mir nach.
    »Den werde ich wohl kaum haben.« Draußen zog ich meine Jacke an.
    Der Wind hatte sich zwar gelegt, es war trotzdem nasskalt geworden, und diese Kälte drang durch bis auf die Haut.
    Man wollte mir ein Taxi rufen, ich winkte ab und ließ mir den kurzen Weg zum Bahnhof Zoo beschreiben.
    Es war einfach. Über den Ku'damm, am Café Kranzler links ab, wo ich noch einen Blick auf die Gedächtniskirche werfen konnte. Vor ihr tummelten sich zahlreiche Gestalten, die nicht vertrauenerweckend aussahen. Von den Touristen wurden sie mit schiefen Blicken bedacht.
    Ich musste eine breite Straße überqueren, um an den Bahnhof Zoo zu gelangen. Er gehörte zu den Plätzen, die zu einer traurigen Berühmtheit gekommen waren, auch jetzt standen vor dem breiten Eingang zwei Streifenwagen und ein Krankenwagen.
    Neugierige standen herum. Meine deutschen Kollegen wurden mit bissigen Kommentaren bedacht.
    Ich drängelte mich vorbei, schaute mich in der großen Halle erst einmal suchend um, bis ich den Schalter entdeckt hatte, wo ich eine Fahrkarte kaufen konnte.
    »Alexanderplatz!« sagte ich. »Da nehmen Sie sich in acht. Es ist Randale angesagt worden. Es kann Verletzte geben.«
    »Weiß ich.«
    »Na denn. Zweimarkvierzig.«
    Ich legte drei Mark hin, bekam Wechselgeld zurück, die Karte ebenfalls und ging die Treppe hoch, um auf den entsprechenden Bahnsteig zu gelangen.
    Einige Typen, die zusammen mit mir warteten,
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