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0664 - Satan in Weiß

0664 - Satan in Weiß

Titel: 0664 - Satan in Weiß
Autoren: Jason Dark
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Übergröße kennengelernt und erinnerte mich noch deutlich an das ungewöhnliche Licht in seinem Innern. Das war verschwunden.
    Dafür entdeckte ich etwas anderes. In der Schale entstanden gewisse Bewegungen, als wären Schatten dabei, von einem Punkt zum anderen zu fliehen.
    Was das genau darstellte, konnte ich auf diese Distanz nicht sehen. Ich musste mir das Ei aus der Nähe anschauen, bückte mich, streckte gleichzeitig den Arm aus und dachte auch daran, dass dieses hier unter Umständen eine Niederlage war, denn ich hatte das zerstört, was einer Nadine Berger möglicherweise die Rückkehr aus dem Dasein als Blutsaugerin in ein normales Leben ermöglicht hätte.
    Es ging um den Begriff des Flüssigen Lebens!
    So war das Ei bezeichnet worden. Es hatte das Blut der Menschen aufgesaugt und in seinem Innern verarbeitet. Von den Massen an Blut war für das menschliche Auge des Betrachters nichts mehr zu sehen gewesen, nur eben das Licht, und darüber musste ich einfach nachdenken.
    Blut in Licht…
    Himmel, was konnte das sein?
    Eine Verwandlung, eine magische Photosynthese, denn das Ei hatte die Kraft besessen, das Blut der Menschen in eine andere Energieform zu bringen.
    Blut in Licht - Blut in Energie…
    Und jetzt?
    Meine griffbereite Hand zitterte, als ich das vor mir liegende Ei berührte.
    Ich fasste es an und spürte seine Kälte. Es kam mir vor, als wäre es in seinem Innern mit Eis gefüllt. Über meine Haut auf dem Handrücken rann ein Schauer. Mein Gefühl sagte mir, dass ich etwas falsch gemacht hatte, obwohl ich es mir nicht vorstellen konnte. Ich konnte es einfach nicht zulassen, dass dieser Gegenstand in seiner normalen Größe weiterexistiert hätte. Dann wären noch mehr Menschen gestorben, und wir besaßen schließlich so etwas wie Verantwortung.
    Allerdings würde dies auch auf Kosten unserer gemeinsamen Freundin Nadine Berger gehen. Die Chance, sie von ihrem Dasein als Blutsaugerin zu erlösen, war möglicherweise vorbei. Dabei wussten wir nicht einmal, wo wir Nadine finden konnten. Sicherlich bei Will Mallmann, der sich Dracula II nannte.
    Oder gab es noch eine Möglichkeit?
    Das seltsame Ei, es hatte ja dieses ganze Unheil heraufbeschworen, lag vor mir. Es war nicht zerstört worden, möglicherweise steckte die Energie noch in ihm.
    Ich hob es an.
    Es war leicht, längst nicht so schwer wie ein normales. In seiner ursprünglichen Größe war die Haut dünn und gleichzeitig durchsichtig gewesen.
    Auch jetzt konnte ich noch hineinschauen, denn bereits aus einer gewissen Entfernung hatte ich die Schatten gesehen, wie sie sich in ihrem Gefängnis bewegten.
    Schatten?
    Ich kam mir vor wie jemand, der den Grundstein des Lebens in den Händen hielt, denn das waren keine Schatten, die sich innerhalb der Hülle bewegten, auch wenn sie schattenhaft aussahen.
    Gesichter!
    Geisterhafte, bleichgraue Gesichter bewegten sich lautlos von einem Ende zum anderen. Sie blieben nie gleich, denn bei ihrer Reise durch das jetzt normal gewordene Ei legten sie eine genügend große Strecke zurück, um sich ständig verändern zu können.
    Die Gesichter faszinierten mich und stießen mich gleichzeitig ab. Sie waren nicht alle fremd, denn ein Gesicht, das einer Frau gehörte, kannte ich.
    Ich hatte die Person als Tote gesehen. Eine ältere Frau, die auf dem Stuhl in ihrer Küche saß, blutleer, eine körperliche Hülle, das war alles.
    Alma Prentiss, die Mutter derjenigen Person, die sich mit dem Oval sehr verbunden fühlte.
    Um sie hatte sich alles gedreht. Jade Prentiss war überhaupt der springende Punkt gewesen.
    Sie befand sich ebenfalls in meiner Nähe. Ich hatte mitbekommen, dass sie zu Boden gefallen war, als ich die Aktivierungsformel gesprochen hatte.
    Ich sah die Menschen als Schatten, als Geister. Und ich sah, dass sie fast so aussahen wie früher, nur waren sie jetzt zu feinstofflichen Wesen geworden.
    Geister…
    Ich zählte nach. Die Frau kannte ich. Auch die feinstofflichen Körper dreier Männer bewegten sich von einem Ende des Eis zum anderen oder schafften es, sich in die Höhe zu drücken und dicht an der Oberfläche entlangzugleiten.
    Mit dem Flüssigen Leben hatte dies nichts mehr zu tun. Davon ging ich zunächst aus, dachte wieder an Nadine und daran, dass ich die Schuld dafür trug, dass die Verbindung möglicherweise unterbrochen worden war und sie für alle Zeiten als Blutsaugerin durch die Welt irren würde.
    Ich fühlte mich in diesen Augenblicken überhaupt nicht gut. Dabei wusste ich nicht,
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