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0664 - Satan in Weiß

0664 - Satan in Weiß

Titel: 0664 - Satan in Weiß
Autoren: Jason Dark
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darüber und ging stolpernd weiter.
    Seit seinem Dasein als Vampir fühlte er sich sicher. Viel besser als früher, und wenn er erst einmal seine Zähne in den Hals eines Menschen geschlagen hatte, dann…
    Er stockte.
    Mit der rechten Hand fühlte er nach. Tatsächlich - aus dem Oberkiefer wuchsen die beiden Vampirzähne lang und spitz hervor, als wären sie kleine Dolche.
    Seine Waffen…
    Bei diesem Gedanken leuchteten die dunklen Augen. Er drehte den Kopf zum Haus hin. Bis zum Eingang musste er nur wenige Schritte zurücklegen, die er geduckt durch die wabernden Schleier schritt und keinerlei Rücksicht auf die wilde Vegetation nahm, die er kurzerhand zertrat. Das hatte für ihn auch einen symbolischen Charakter. So wie die Pflanzen zertreten wurden, wollte er auch die Menschen vernichten und sie gleichzeitig in die lange Reihe der Blutsauger einreihen.
    Der Eingang lag rechts von ihm. Er ging vorbei an den abgestellten Fahrzeugen, auf deren Blech der Nebel eine feuchte Schicht hinterlassen hatte.
    Der Boden war weich, er bot nur unzureichenden Widerstand, deshalb wirkte der Gang des Vampirs auch so schwerfällig. Er hielt die Augen weit offen, der Blick war starr und gleichzeitig prall gefüllt von einer satanischen Kälte.
    Dann endlich stand er vor der Tür. Er duckte und drehte sich, damit er sein Ohr gegen das feuchte, faulige Holz legen konnte. Naumann glaubte auch, Geräusche zu hören. Er konnte sie allerdings nicht unterscheiden, wartete noch ab und fuhr mit einer grauen Zungenspitze über seine Lippen.
    Das war bereits ein Zeichen der Vorfreude, denn lange würde es nicht dauern, bis er sich an das erste Opfer heranschleichen konnte. In seiner gierigen Vorfreude bewegte er auch die Hände. Er öffnete und schloss sie, als wollte er unsichtbare Gegner erwürgen, die ihn umlauert hatten.
    Seine rechte Hand legte er schließlich auf die Klinke.
    Alles ging leicht und glatt. Ohne Schwierigkeiten öffnete er die Tür und schob sich in die Halle hinein, wo die leeren Sessel standen, als würden sie auf Gäste warten.
    Die aber kamen nicht, dafür war er da.
    Nach dem zweiten Schritt drückte er die Tür zu. Er wollte es keinem leicht machen.
    Wie ein Tier begann er zu wittern. Zudem stand er vorgebeugt da, die Stirn gekraust. Er wusste, dass sich Menschen in der Nähe aufhielten, denn ihr Geruch war unverkennbar.
    Sein Blick glitt nach links. Dort begann die Treppe. Sie verlief in der zweiten Hälfte im Dunkeln.
    Aber von oben kamen zwei Personen herab, deutlich an ihren Schritten zu unterscheiden.
    Beide blieben plötzlich stehen, denn zugleich hatten sie Gerd Naumann gesehen.
    Harry Stahl war es, der sich am meisten wunderte und dann fragte:
    »Was machen Sie denn hier, Herr Naumann…?«
    ***
    Um den Eingang des Hotels zu erreichen, musste mein Taxi vom Ku'damm abbiegen, einmal um den Block fahren, damit es vor dem Portal des Kempinski ausrollen konnte.
    Sofort eilte ein Page herbei, der die Tür öffnete. Er trug eine gelbe Jacke und eine dunkle Hose.
    Ich zahlte, legte ein Trinkgeld hinzu und reichte dem jungen Mann meinen Koffer. Von nun an brauchte ich mich um das Gepäck nicht mehr zu kümmern.
    Durch die Drehtür betrat ich das Hotel und schaute direkt auf die breite und sehr gepflegt wirkende Rezeption, wo die freundlichen Angestellten mich begrüßten.
    Das Zimmer war reserviert, und es lag bereits eine Nachricht vor. Man erklärte mir, dass ich in der Bar warten sollte. Ansonsten war nichts angegeben.
    Das Zimmer gefiel mir. Es lag im vierten Stock mit dem Fenster nach vorn zum Ku'damm Das Geräusch des dort immer brausenden Verkehrs drang nicht durch die Schallschutzscheiben. Mein Blick glitt zu den Nachbarhäusern hinüber, wo sich auch die Reklametafeln mit bunter Leuchtschrift an den Fassaden entlangzogen.
    Ich sah sie und sah sie trotzdem nicht. Meine Gedanken drehten sich um Nadine Berger.
    Innerlich war ich sehr kribblig geworden. Ich merkte sehr wohl, dass sich etwas Entscheidendes anbahnte, und ich dachte daran, dass ich mich ruhiger fühlte, wenn ich drei blutgierigen Vampiren gegenüberstand. Da wusste ich wenigstens, was mich erwartete.
    Als ich den Schlüssel eingesteckt und das Zimmer verlassen hatte, war es hoher Nachmittag. Sehr aufmerksam ging ich durch die Hotel-Lobby in Richtung Bar, wo ich um diese Zeit der einzige Gast war und mir einen Platz aussuchen konnte.
    Da ich Durst hatte, bestellte ich Bier, alkoholfreies. Der Keeper unterbrach die Tätigkeit des Gläserputzens und
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