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0664 - Satan in Weiß

0664 - Satan in Weiß

Titel: 0664 - Satan in Weiß
Autoren: Jason Dark
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Bauten wie diese gewisse Hintereingänge besaßen, die oftmals nicht abgeschlossen waren, und einen solchen Eingang suchte er.
    Auf dem verwilderten Grundstück wuchs das Unkraut hoch genug, um selbst einem erwachsenen Mann Deckung zu geben. Von Suko und dem Leipziger Kommissar sah er nichts mehr, der Audi stand einsam und verlassen auf dem freien Platz.
    Er hielt sich dicht an der Außenmauer und hatte das Gefühl, etwas von dem toten Gestein einzuatmen. Dieser widerliche Geruch wallte ihm entgegen wie die Ausdünstungen allmählich verwesender Leichen, die in dem Mauerwerk eingegraben waren.
    Hier roch es nach Verfall, Verdammnis und Vergessen…
    Eine Tür entdeckte er an der Seite nicht. Dafür mehrere Kellerfenster, die sogar ziemlich hoch waren und an ihrem Ende mit einem Halbbogen abschlössen.
    Es gab kein Fenster, in dem noch eine Scheibe steckte. Einmal stoppte Naumann seinen Lauf und schaute durch eines der großen Löcher in den Keller.
    Zu sehen war nichts. Da ballte sich die Dunkelheit sackartig zusammen.
    Nicht mal der Umriss eines Gegenstandes trat hervor. Die perfekte Finsternis hatte sich ausgebreitet.
    Er ging weiter, erreichte das nächste Kellerfenster und hörte plötzlich einen zischenden Laut.
    Sofort blieb er stehen.
    Naumann hatte nicht genau herausgefunden, woher der Laut gekommen war. Er schaute nach rechts, da aber bewegten sich nur die Unkrautbüsche im leichten Wind, der auch die grauen Schwaden herantrieb und einen Teil von ihnen umgarnte.
    Es war auch dunkler geworden. Wahrscheinlich brach die Dämmerung herein. Zusammen mit dem Nebel schuf sie ein unheimliches Zwielicht, in dem kaum etwas zu erkennen war.
    Naumann holte durch die Nase Luft und hatte wieder das Gefühl, den Gestank trinken zu müssen. Dieser verfluchte Leichen- oder Modergeruch hatte sich verstärkt, als wäre in seiner Nähe eine verfaulte Leiche abgelegt worden.
    Er wollte weiter, doch das Schicksal hatte die Karten für ihn anders gemischt…
    Wie ein Blitz fuhr die Hand aus dem Kellerloch neben ihm. Er hatte sie nicht gesehen, aber er spürte sie, als sie mit einem eisenharten Griff seinen linken Fußknöchel umklammerte.
    Naumann schrie nicht einmal. Der Ruck warf ihn auf den Rücken, er starrte in den Himmel, dann griff eine zweite Klaue zu und umfasste den anderen Fußknöchel.
    Jetzt war die Falle perfekt!
    Wer immer sein Gegner war, er besaß Kräfte, gegen die Gerd Naumann nicht ankam.
    Auf dem feuchten Untergrund rutschte der Polizist rücklings der Kelleröffnung entgegen, die breit genug war, um ihn aufzunehmen. In dieser für ihn fürchterlichen Zeitspanne wurde ihm klar, dass er genau das Falsche getan hatte.
    Jetzt war es aus, vorbei, sie hatten ihn.
    Als er dies begriffen hatte und endlich schrie, da rutschte er bereits durch das Loch.
    Sein Schrei verhallte innerhalb des stockfinsteren Kellerraums und stoppte abrupt, als sich auf seine Lippen eine eisige Klaue legte, die ihm die Luft abschnitt.
    Er konnte nichts sehen, er gurgelte, er schlug um sich, leider mit zu matten Bewegungen, die seinen Feind nicht einmal kümmerten. Brutal wuchtete er sein Opfer herum, hob es an und schleuderte es dann quer durch den stockdunklen Kellerraum.
    Der Polizist sah noch immer nichts. Er ruderte verzweifelt mit den Armen, bis er gegen die Wand krachte, sich noch den Hinterkopf prellte, Sterne vor seinen Augen funkeln sah und das weiche Gefühl in den Knien spürte.
    Dann sackte er mit einem langen Seufzen auf den Lippen in die Knie und blieb hocken.
    Er wurde nicht bewusstlos, nur der Schmerz tobte durch seinen Kopf.
    Der Wille zum Überleben aber steckte auch noch in ihm. Es war nur ein Funke, doch er flammte hoch und ließ ihn die Schmerzen für kurze Zeit vergessen.
    Gerd Naumann streckte den rechten Arm seitlich aus. Er stützte sich auf dem kalten Boden ab, um auf die Beine zu kommen, denn jetzt beherrschte der Gedanke an Flucht sein gesamtes Sinnen und Trachten.
    Er kam nicht einen Schritt weit, und auch auf die Beine konnte er sich aus eigener Kraft nicht stemmen, denn jemand war bei ihm und riss ihn hart hoch.
    Normalerweise wäre er gefallen, aber der Fremde hielt ihn eisern fest, drückte ihn wieder zurück, bis Naumann abermals mit dem Hinterkopf gegen die Wand stieß.
    »Wer… wer bist du…?«
    »Ich hole mir dein Blut, Freund…«
    Die Stimme konnte mit einem Röcheln verglichen werden. Dennoch war jedes Wort zu verstehen gewesen, und diese Drohung drang in seine Seele hinein wie Eissplitter.
    Blut…
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