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Die Tochter von Avalon - Avalon High

Titel: Die Tochter von Avalon - Avalon High
Autoren: Meg Cabot
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1
    Und als der Mond am Himmel steht,
Jeder sein Korn zu Bündeln dreht,
Ein Flüstern durch die Runden geht
Über die Lady von Shalott.
     
    Du hast so ein Glück!«
    Es war wieder mal typisch Nancy, die Dinge von dieser Warte aus zu sehen. Meine beste Freundin ist nämlich das Paradebeispiel einer Optimistin.
    Nicht dass ich pessimistisch veranlagt wäre oder so was. Ich denke bloß … praktisch. Zumindest behauptet das Nancy.
    Und nun bin ich also auch noch ein Glückspilz.
    »Glück?«, jaulte ich ins Telefon. »Wieso habe ich Glück?«
    »Ach, du weißt schon«, meinte Nancy. »Du wirst ganz von vorn anfangen. In einer völlig neuen Schule, wo dich keiner kennt. Du kannst dir selbst ein komplett neues Image verpassen, ohne dass dir jemand blöd kommt und fragt: ›Wem willst du denn was vormachen, Ellie Harrison? Ich weiß noch genau, wie du in der ersten Klasse Klebstoff gegessen hast.‹«
    »So habe ich das noch nie gesehen«, sagte ich. Was stimmte. »Trotzdem warst du diejenige, die den Kleber gegessen hat.«

    »Du weißt schon, worauf ich hinauswill.« Nancy seufzte. »Also dann, viel Glück. Mit der Schule und allem.«
    »Ja«, antwortete ich. Trotz der tausend Meilen, die zwischen uns lagen, spürte ich, dass es nun Zeit war, aufzulegen. »Mach’s gut.«
    »Du auch«, sagte Nancy und fügte dann nochmals hinzu: »Du hast so ein Glück!«
    Wirklich, bis zu diesem Gespräch hatte ich überhaupt nichts Glückliches an meiner Situation entdecken können. Außer vielleicht der Tatsache, dass es einen Pool im Garten unseres neuen Hauses gab. Wir hatten noch nie einen eigenen Pool gehabt. Wenn Nancy und ich früher schwimmen gehen wollten, mussten wir uns auf unsere Räder schwingen und die fünf Meilen - meist bergauf - zum Como Park fahren.
    Ich gebe es zu: Als meine Eltern die Neuigkeiten bezüglich ihres akademischen Forschungsjahres verkündeten, war ihr hektisch vorgebrachter Zusatz ›Wir mieten ein Haus mit Schwimmbad!‹ das Einzige, das ein spontanes Erbrechen meinerseits verhindern konnte. Für das Kind eines Professors ist das Wort Forschungsjahr wahrscheinlich der schmutzigste Ausdruck in seinem gesamten persönlichen Vokabular. Alle sieben Jahre bekommen die meisten Professoren so eine meist einjährige Auszeit angeboten, damit sie ihre Batterien aufladen und versuchen können, ein Buch zu schreiben und zu veröffentlichen.
    Professoren lieben Forschungsjahre.
    Ihre Kinder hassen sie.
    Denn wer will sich schon verpflanzen lassen und alle seine Freunde aufgeben, anschließend neue Freundschaften an einer völlig neuen Schule knüpfen und gerade anfangen
zu denken: Okay, so schlimm ist es gar nicht , nur um dann ein Jahr später wieder verpflanzt zu werden und dahin zurückzukehren, wo man hergekommen ist?
    Niemand. Jedenfalls niemand, der alle Tassen im Schrank hat.
    Wenigstens ist dieses Forschungsjahr nicht so schlimm wie das letzte, welches wir in Deutschland verbrachten. Nicht dass es an Deutschland irgendwas auszusetzen gäbe. Ich tausche bis heute E-Mails mit Anne-Katrin aus, meiner Banknachbarin an der sonderbaren deutschen Schule, die ich dort besuchte.
    Aber - hallo? Ich musste eine komplett neue Sprache lernen!
    Dieses Mal bleiben wir wenigstens in Amerika. Okay, wir sind außerhalb von Washington D. C., was wenig Ähnlichkeit mit dem Rest von Amerika hat. Trotzdem spricht hier jeder Englisch. Bis jetzt.
    Und es gibt einen Pool.
    Ein eigenes Schwimmbad zu haben, ist eine verantwortungsvolle Sache, wie sich inzwischen gezeigt hat. Ich meine damit, dass man jeden Morgen die Filter checken muss, um sicherzugehen, dass sie nicht mit Blättern oder toten Grillen verstopft sind. In unserem finden sich fast immer ein oder zwei Frösche. Wenn ich früh genug nachsehe, sind sie meistens noch am Leben - und ich muss dann einen Rettungseinsatz für Frösche durchführen.
    Der einzige Weg, die Frösche zu evakuieren, besteht darin, unter die Wasseroberfläche zu greifen und den Filterkorb herauszuziehen, wobei meine Hände schon alles mögliche echt eklige Zeug berührt haben, das darin herumtreibt, wie tote Käfer und Wassermolche, ein paarmal
auch ertrunkene Mäuse. Einmal war da eine Schlange. Sie lebte noch. Da ich nach Möglichkeit vermeide, irgendwas zu berühren, das lähmende Giftströme durch meine Venen jagen könnte, schrie ich meinen Eltern zu, dass da eine Schlange im Filterkorb sei.
    Mein Vater reagierte auf seine typische Art und Weise; er schrie zurück: »Und? Was soll ich
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