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0632 - Syndikat der toten Augen

0632 - Syndikat der toten Augen

Titel: 0632 - Syndikat der toten Augen
Autoren: Jason Dark
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wir auf so etwas vorbereitet waren. Bisher allerdings hatte sich nichts dergleichen eingestellt. Niemand war erschienen, um uns ins Jenseits zu befördern.
    Die Stimme des Anrufers hatte uns nachdenklich gemacht. Jedes Gespräch wurde aufgenommen.
    Wir hatten es einige Male abgehört und uns sehr stark auf den Klang der Stimme konzentriert.
    Beiden kam sie uns bekannt vor, trotz der Verstellung. Uns fiel nur nicht ein, wie der Anrufer hieß.
    Deshalb hatten wir das Band unseren Experten überlassen, die es untersuchten. Das Ergebnis konnte man nicht als solches bezeichnen, jedenfalls stand fest, dass der Anrufer kein Engländer war. Seinen fremden Einschlag hatte er trotz des. Flüstern nicht unterdrücken können.
    Ein Ausländer also…
    Suko und ich hatten nicht sehr lange überlegt. Es ergab keinen Sinn, sich den Kopf zu zerbrechen.
    Sollte sich der Knabe zeigen und sollte er sagen, was er von uns wollte.
    Es war gegen 21.00 Uhr. Der Nebel nahm an Dichte zu und umfing die Umgebung wie ein gewaltiges Totenhemd, dessen Stoff laufend aufquoll.
    Von Suko sah ich nichts mehr. Obwohl die Brücke nicht sehr breit war, hätte der Dunst seine Gestalt völlig verschlungen. Dafür hörte ich einen Wagen kommen.
    Ich drehte mich um. Verschwommene Glotzaugen schoben sich durch den Dunst. Mit schmatzenden Reifen rollte das Fahrzeug auf die Brücke zu, gegen deren Geländer ich mich drückte.
    Der Fahrer verlangsamte die Geschwindigkeit. Ich rechnete mit einem Halt, hatte mich aber getäuscht, denn der Mann fuhr weiter, kaum dass ich ihm aufgefallen war.
    Jetzt gab er Gas und präsentierte mir seine Rücklichter. Schon bald war er nicht mehr zu sehen.
    Allmählich wurde es mir langweilig. Auch wenn der Anrufer keine genaue Zeit angegeben hatte, ich wollte mir auf keinen Fall die Beine in den Leib stehen.
    Suko dachte ähnlich.
    Seine Schritte hörte ich, bevor ich ihn sah. Dann erschien seine Gestalt wie ein Spuk aus der grauen Nebelsuppe. Der Oberkörper war eingepackt in die wattierte Winterjacke, die bei Temperaturen dicht oberhalb des Gefrierpunktes notwendig war.
    »Und?«, fragte ich. Suko blieb stehen, bevor er die Feuchtigkeit aus seinem Gesicht wischte. »Allmählich wird es langweilig. Wie lange sollen wir dem Kerl noch geben?«
    »Eine halbe Stunde?«
    »Du hast Geduld«, grinste mein Freund, wobei er gleichzeitig nickte. »Okay, ich bin einverstanden.«
    »Hast du dir überlegt, wer uns angerufen haben könnte?«
    Suko hob die Schultern. Über das Geländer der Brücke hinweg starrte er in den Kanal.
    Das ruhige Gewässer sah braun aus, auch wenn dicht über seiner Oberfläche die Nebelschwaden dahinzogen. Nicht allzu weit entfernt lag an der rechten Seite ein schwerfällig wirkender Kahn fest.
    An Deck leuchtete eine einsame Lampe.
    Auch die Spundbohlen der Seitenbefestigungen - zeigten einen feuchten Schimmer. Suko drehte sich wieder um. »Hast du noch über die Stimme nachgedacht?«, fragte er leise.
    »Sicher.«
    »Und?«
    Ich hob die Schultern. »So leid es mir tun, ich bin zu keinem Ergebnis gelangt.«
    »Ich auch nicht.«
    Es hatte zudem keinen Sinn, lange zu raten. Im Laufe der Jahre hatten wir mit derart vielen Personen zu tun gehabt, dass wir uns einzelne Stimmen nicht merken konnten.
    Eines hatten die Experten noch herausgefunden. Die Stimme war nicht neutral gewesen, sie hatte regelrecht hasserfüllt geklungen, wie von einer Person, die mit einer anderen noch eine Rechnung offen hatte. Da gab es auch wiederum einige, die uns ans Leben wollten.
    Suko nickte mir zu. »Ich denke, John, dass ich wieder meine alte Position einnehme.«
    »Okay.«
    Suko lächelte, bevor er sich umdrehte. »Und wir werden keine Minute länger warten.«
    »Nein.«
    Er ging, ich schaute ihm nach und fragte mich allmählich, ob uns da jemand reinlegen wollte. Wenn es ihm tatsächlich darauf ankam, uns zu treffen, hätte er das längst in die Wege leiten können.
    Es konnte auch sein, dass er unsere Aufmerksamkeit einschläfern wollte, um so rasch wie möglich zuzuschlagen.
    Dabei näherte sich das Verhängnis bereits, nur bemerkten wir davon nichts.
    Es begann dort, wo wir nicht hinsehen konnten. Umweht von Nebelschwaden löste sich von der Backbordseite des am Ufer liegenden Kahns eine Gestalt. Sie hatte sich bisher gut versteckt gehalten, tauchte nur ins Wasser und schwamm auf die Brücke zu.
    Trotz des Nebels schimmerte und reflektierte die Fläche noch. Der einsame Schwimmer hielt sich nahe des linken Ufers und glitt dabei sehr
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