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0631 - Die Bluteulen

0631 - Die Bluteulen

Titel: 0631 - Die Bluteulen
Autoren: Jason Dark
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schoss etwas aus dem Wald hervor, wirbelte Unterholz und Dreck in die Höhe, schlug dann wie ein Baumstamm zu Boden, was es aber nicht wahr.
    Shao bekam große Augen, ihr Mund veränderte sich zu einem Strich, und Atem holte sie durch die Nase.
    Kein Baumstamm, aber ein baumstammbreiter Arm war aus dem Wald hervorgeschossen, dazu mit einer breiten Kralle versehen. Schwarzbraun und behaart.
    Noch war die Kralle zur Faust geschlossen. Sie drehte sich aber und öffnete sich dabei. Dann schleuderte sie das weg, was bisher verborgen gewesen war.
    Eine widerliche Mischung aus Fleisch, Fell und Blut. Die Beute des Tengu, die aus den Tieren des Waldes bestanden hatte und die er nicht mehr wollte.
    Da wusste Shao, was auf sie zukommen würde, und sie spürte, wie ihre Knie weich wurden…
    ***
    Als wir den Rand des Waldes erreicht hatten und die Lichter der Herberge vor uns schimmern sahen, atmete Bettina Constanza zum ersten Mal erleichtert auf. Der alte kastenartige Bau gab ihr das trügerische Gefühl einer Sicherheit, aber ich wusste sehr gut, dass auch diese Mauern für einen Tengu kein Hindernis darstellen würden. Wo der hinwollte, kam er auch durch.
    Sie suchte den Himmel ab. Hier fand sie ihn sternenklar und sah auch den Mond wie gezeichnet.
    Dann schüttelte sie sich, bevor sie sagte: »Am liebsten würde ich fliehen, einfach davonlaufen.«
    Ich lächelte sie an. »Das kann ich gut verstehen, nur wird es keinen Sinn haben.«
    »Wieso?«
    »Die Kräfte, Bettina, die Sie auf ihre Liste gesetzt haben, würden Sie überall finden.«
    »Ich habe denen doch nichts getan.«
    »Bewusst nicht. Vielleicht hatten Sie eben einen guten oder zu guten Kontakt zu den Eulen. Das ist zumindest außergewöhnlich. Aber ich will Ihnen Ihre Fluchttheorie nicht ausreden. Wenn Sie fliehen, dann nicht allein.«
    »Heißt das - heißt das…«, ihre Lippen zuckten, sie schluckte, »dass Sie bei mir bleiben wollen?«
    »Ja, in Ihrer Nähe.«
    »Und dann?«
    »Wir spielen Ihren Babysitter.«
    Sie nickte und lehnte sich für einen Moment erleichtert gegen mich. »Wie geht es denn weiter?«
    »Wir werden die Herberge betreten. Dort packen Sie Ihre persönlichen Dinge zusammen, dann sehen wir weiter.«
    »Und Shao?«
    »Das ist unser Trumpf in der Hinterhand«, erklärte ich lächelnd. »Sie wird schon auf sich Acht geben. Ich bin sicher, dass wir bald zusammentreffen werden.«
    »Wenn Sie meinen…«
    Die restlichen Meter waren schnell zurückgelegt. Vorbei an den Trabbis gingen wir und sahen keine Menschenseele vor dem Haus oder in dessen unmittelbarer Umgebung.
    Otto, der Hausmeister, war mit seinem überstrengen Regiment erfolgreich gewesen. Er gehörte zu den Typen, die auch andere mit der Waffe bedrohen würden, nur um seine persönliche Ordnung aufrecht zu erhalten.
    Ich klingelte, und Otto erschien sofort. Er grinste breit, als er die Tür aufriss. »Ich habe euch schon gesehen.« Dann lachte er. »Da ist ja die kleine Ausreißerin. Das war zu viel, Süße. Ab heute werde ich den offiziellen Stellen…«
    »Sie werden gar nichts«, erklärte ich mit harter Stimme. »Sie werden ins Haus gehen und Ihren Mund halten.«
    »Hä?« Fuselatem wehte uns entgegen, als er das Wort aussprach und den Kopf schüttelte.
    »Klar?«, fragte ich.
    »Was denn?« Er lehnte sich gegen die Wand. »Ich habe hier die Verfügungsgewalt, und diese Frau hat sich gegen uns gestellt, gegen unsere Ordnung!«
    Mir lag ein Vergleich mit einem Blockwart auf der Zunge, aber ich hielt mich zurück. »Sie wissen, wer wir sind, Herr Otto, und wir haben den Schutz dieser Person übernommen.«
    Er lachte. »Vor wem wollen Sie die denn schützen?«
    »Unter anderem vor Ihnen, aber es gibt noch andere Gründe, auf die ich jetzt nicht näher eingehen kann. Noch einmal, Bettina Constanza gehört zu uns.«
    Er schaute mich an, und seine dicke Unterlippe schob sich vor. »Ja, ist gut«, murmelte er, »ist schon gut. Sie können die Kleine haben. Würde mir auch Spaß machen…«
    »Hüten Sie endlich Ihre Zunge!«, fuhr Suko ihn an, und Bettina schüttelte den Kopf.
    »Vielleicht ist es besser, wenn ich hier draußen bleibe«, flüsterte sie.
    »Nein!« Ich hatte dagegen gesprochen und war auf Otto zugegangen, der nur widerwillig den Platz freigab, damit wir seine komische Herberge betreten konnten.
    Dann lachte er und ging breitbeinig vor. Aber er verschwand nicht in seiner Bude. In unmittelbarer Nähe des Schwarzen Bretts blieb er stehen. »Wie geht es denn jetzt
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