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0624 - Die Tränen der Baba Yaga

0624 - Die Tränen der Baba Yaga

Titel: 0624 - Die Tränen der Baba Yaga
Autoren: Werner Kurt Giesa
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verschwand.
    Und auf der Erdoberfläche tauchte der Lachende Tod samt seinem Herzen wieder auf…
    ***
    »Hübsch, die Gegend«, grinste Brent Mahoney. »Und noch viel hübscher wird sie sein, wenn erst mal die Bohrtürme hier aufragen. Schade nur um das ganze Viehzeugs, das sich hier angesiedelt hat. Frösche, halb ausgestorbene Vögel, ein Indianer…«
    Er lachte höhnisch auf.
    »Tja, man hätte ihnen eben vorher sagen sollen, daß hier drunter ein gewaltiges Ölfeld liegt und nur darauf wartet, ausgebeutet zu werden. Was ist mit den Umweltschützern?«
    »Ach, die armen Leute«, seufzte Mahoney in gespieltem Mitleid. »Den Wortführer der Gruppe haben wir im Sack. Der hat sein Gewissen mit hunderttausend Dollar beruhigt, nachdem er vorher eine absolute finanzielle Pechsträhne hatte. Gegen zwei andere laufen Ermittlungsverfahren wegen Bestechlichkeit… da wird zwar nichts bei herumkommen, aber da die Medien sich darauf gestürzt haben, wird so oder so in der öffentlichen Meinung etwas hängenbleiben, und die Leute sind unglaubwürdig geworden. Der Indianer ist das einzige wirkliche Problem. Der will nämlich nicht von diesem Stück Land verschwinden. Kann ich sogar verstehen, so schön, wie es hier aussieht.«
    »Mich interessiert nur, wie schön mein Konto demnächst aussehen wird, wenn das Land an die Ölgesellschaft verkauft ist.« Kenneth Mac-Cauly bückte sich und rupfte eine Blume aus wie Unkraut. »Anderswo steht die unter Naturschutz«, sagte er, und seine Trauer klang sogar beinahe echt.
    »Als wir vor zehn Jahren dieses Stück Land gekauft haben, haben sie uns alle für verrückt gehalten. Schon erstaunlich, daß man nur zehn Jahre Geduld zu haben braucht, um auf eine freundliche Wertsteigerung von gut fünftausend Prozent zu kommen… Du hattest den richtigen Riecher, Kenneth.«
    MacCauly zuckte mit den Schultern.
    »Daß der verdammte Indianer damals wie heute nicht verkaufen will, ist allerdings etwas ärgerlich. Die Rothaut macht mir wirklich Sorgen.«
    »Da läuft schon was, Brent. Spar dir die Sorgen. Die Ölgesellschaft kümmert sich darum.«
    »Legal?«
    »Egal. Das ist nicht mehr unser Problem. Sobald die Verträge unterzeichnet sind und das Geld transferiert wurde, haben wir nichts mehr damit zu tun. Ich denke, einen Teil des Geldes sollten wir in das Falstaff-Projekt investieren. Das garantiert uns in den ersten fünf Jahren eine hundertprozentige Verlustabschreibung und danach eine Rendite von achthundert Prozent und mehr. Natürlich nicht so viel wie wir hier scheffeln, aber…«
    »Falstaff ist idiotische!« protestierte Brent Mahoney. »Das Risiko ist zu groß.«
    »Das haben damals ein paar Leute auch zu diesem Stück Land gesagt. Und nun kassieren wir ab…«
    MacCauly legte ihm die Hand auf die Schulter. »Komm, bringen wir's hinter uns.«
    Er wandte sich um und ging zum Hubschrauber zurück.
    Als er einsteigen wollte, saß der Tod schon auf dem Pilotensitz und grinste ihn an.
    ***
    Der Lachende Tod sah sich um. Wo war er gelandet?
    Er wußte es nicht. Als die Silbermond-Druidin mit ihm in die Höhle sprang, hatte keiner von ihnen das Ziel gekannt, und der Lachende Tod selbst verließ es jetzt zum ersten Mal, um sich zu orientieren. Er wußte lediglich, daß er Frankreich verlassen hatte. Aber in welchem Teil der Welt er sich nun befand, mußte er erst herausfinden.
    Die Landschaft gefiel ihm. So weit der Blick reichte, gab es nur unberührte Natur. Von einer einzigen Ausnahme abgesehen; eine kleine, unscheinbare Hütte duckte sich förmlich an einen Waldrand, verschmolz fast mit der Landschaft.
    Man konnte sie beinahe paradiesisch nennen.
    Der Lachende Tod fühlte pulsierendes Leben überall um sich herum. Das Biotop funktionierte.
    Er hörte Stimmen.
    Stimmen von Menschen, und er sah sich nach ihnen um.
    Sie unterhielten sich über dieses ausgedehnte Stück Land. Die Art, wie sie sprachen, gefiel dem Lachenden nicht. Es ging um Besitz und Gier. Sie schienen nicht zu verstehen, was sie vor sich hatten, handelten es kalt und herzlos ab.
    Herzlos, das war es.
    Der Begriff löste etwas in dem Lachenden aus, das er schon lange nicht mehr gefühlt hatte.
    Er entsann sich einer Macht, die er lange nicht mehr benutzt hatte. Aber warum sollte er sich ihrer nicht zwischendurch wieder einmal bedienen?
    »Er!« sagte der Lachende Tod und sah die beiden Männer an, aber auf eine andere Weise, als er es tat, wenn er einen Begleiter wählte. »Und er auch!«
    An der Stelle, wo er sich eben noch
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