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0624 - Die Tränen der Baba Yaga

0624 - Die Tränen der Baba Yaga

Titel: 0624 - Die Tränen der Baba Yaga
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Handwerk pfuschte.
    Die Höhle war ausgedehnt, riesig, reichte tief in den Berg hinein und unter vielen Regionen hindurch, die die Menschen mit Grenzen abgesteckt und als ihre Länder bezeichnet hatten; es waren viele Länder! Wie weit die Ausläufer der Höhle wirklich gingen, wußte er selbst nicht. Aber der Zwergenkönig Laurin hatte ihm einmal vorgeworfen, die Grenzen des Zwergenreiches zu verletzen.
    Ob es stimmte, wußte Fricor nicht, und er wollte es auch gar nicht wissen. Es interessierte ihn nicht, und Laurin besaß keine Macht über ihn.
    Dabei war es nicht einmal Fricors Absicht, die Grenzen eines anderen zu verletzen. Seine Höhle war ihm ohnehin zu groß. Solange seine Sammlung menschlicher Herzen sich nicht nennenswert vergrößern ließ, benötigte er nicht mehr Platz. Und die Höhle war in ihrer Gesamtheit so schon groß genug, um die Herzen der gesamten Menschheit aufnehmen zu können.
    Fricor starrte die langen Reihen seiner Regale an. Irgend etwas war da, das ihn alarmiert hatte, nur konnte er nicht erkennen, was diese Unruhe in ihm auslöste.
    Große Gläser standen in diesen Regalen, gefüllt mit einer Flüssigkeit, deren Zusammensetzung nur er, Fricor, kannte. Kein anderer Dämon und kein Mensch war in der Lage, sie ein zweites Mal zu entwickeln. Jahrtausende hatte Fricor daran gearbeitet, sie zu erschaffen.
    Sie war wichtig, denn nur darin hatte Bestand, was Fricor sammelte.
    Herzen!
    Menschenherzen! Massenhaft befanden sie sich in diesen Gläsern, sorgfältig präpariert und beschriftet, denn Ordnung mußte sein, auch in der Höhle eines Dämons, der schon längst nicht mehr wußte, wie lange er bereits lebte und unter welchen zahlreichen Namen die Menschen ihn kannten.
    Wichtig für Fricor war nur, daß er ihre Herzen erhielt.
    Sie konnten auch ohne leben, und sie taten es sehr gut und für ihre Begriffe erfolgreich, denn Fricor nahm niemals etwas, ohne eine Gegenleistung zu gewähren.
    Wenn er das Herz eines Menschen nahm, gab er ihm dafür einen Stein. Er gab ihm noch viel mehr. Erfolg, Reichtum. Macht.
    Was der Mensch daraus machte, interessierte den Dämon nicht. Ihm ging es nur darum, seine Sammlung stetig zu vergrößern.
    Jetzt aber geschah etwas, womit er nicht gerechnet hatte.
    Fricor sah, wie zwei der Herzen verschwanden!
    An ihrer Stelle lagen plötzlich zwei Steine in den Behältern. Steine, die zu schwer waren, um in der Flüssigkeit schwimmen zu können, und die sofort auf den Boden der Gläser herabsanken. Steine, die eiskalt waren und mit ihrer Kälte die Flüssigkeit sofort gefrieren ließen.
    Glas zersprang, aber die Scherben hafteten am Eis, fielen noch nicht auseinander.
    Das würde erst geschehen, wenn die Kälte schwand.
    Kälte, die aus Minus-Gefühlen bestand…
    Zwei Steine, die Herzen ersetzten, waren in Fricors Reich zurückgekehrt, ohne daß der Dämon dies gewollt hatte!
    »Wer?« brüllte er zornig auf. »Wer hat das getan?«
    ***
    Der Lachende Tod sah Asmodis an. »Was willst du von mir? Warum wagst du es, dich freiwillig in meine Nähe zu begeben? Hast du vergessen…«
    »Nichts habe ich vergessen«, erwiderte Sid Amos. »So lange liegt es schließlich noch nicht zurück, daß du versucht hast, mich zu deinem Begleiter zu machen, und ich dir… hm… klargemacht habe, daß das nicht geht, weil ich's anders beschlossen habe.«
    Er grinste.
    »Du hast dich kaum verändert, Alter. Siehst immer noch blendend aus.«
    Das war reiner Hohn. Selbst vom Standpunkt eines dämonischen Wesens sah der Lachende Tod gar nicht gut aus!
    Er war halb Mensch, halb Skelett. Er schien sich in einem ständigen Prozeß der Fäulnis zu befinden, im fortgeschrittenen Stadium der Verwesung. In seiner Brust klaffte das Loch, in dem sein Herz Platz finden konnte - nur durfte dieses Herz sich nicht darin befinden! Er war nur dann handlungsfähig, wenn es sich außerhalb seines Körpers befand.
    Für die Menschen war er unsichtbar. Aber hin und wieder wählte er sich einen Begleiter, und dann wurde er auch den Menschenaugen sichtbar. Auf wen er deutete, um ihn an seine Seite zu nehmen, der sah den Lachenden Tod, starb und wandelte neben ihm, bis der Lachende seiner überdrüssig wurde und ihn aus seinem Dienst entließ.
    Dann erst verfiel der untote Körper des Begleiters.
    Den beiden Immobilienmaklern, die sich über den Verkauf eines Landstückes unterhalten hatten, hatte er sich in einem anderen Moment gezeigt - als er ihre Herzen aus Stein zurücktauschte. Und darauf sprach Sid Amos ihn
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