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0617 - Zeit der Ungeheuer

0617 - Zeit der Ungeheuer

Titel: 0617 - Zeit der Ungeheuer
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Er hatte eine Menge Blut verloren, und sein Puls ging äußerst schwach. Die Klauen einer Flugbestie hatten ihn übel zugerichtet. Es sah aus, als würde er in den nächsten Minuten sterben.
    »Helft ihm«, sagte das Mädchen leise.
    »Ich weiß nicht, wie«, sagte Zamorra. »Ich bin kein Arzt…«
    »Ihr seid Götter«, sagte das Mädchen. »Ihr müßt ihm helfen. Ihr könnt ihn doch nicht einfach sterben lassen.«
    »Götter?« Zamorra wandte sich ihr jetzt voll zu. »Wir sind keine Götter. Wir sind ganz normale Menschen.«
    »Ihr seid die aus der Zeit, die nach uns kommt. Ihr müßt Götter sein, denn sonst hättet ihr nicht die Macht über die Zeit und könntet zu uns reisen. Helft ihm, bitte…«
    Zamorra schluckte. Er sah Tränen im Gesicht dés Mädchens mit dem braunen, langen Haar. Was bedeuteten die Worte? Ihr seid die aus der Zeit, die nach uns kommt. Er wußte ja weder, wo er sich beiand noch wie er hierhergekommen war; das einzige, woran er sich erinnerte, war, daß Uschi Peters ihn mit sich in den Pool ziehen wollte. Und dann war er plötzlich hier gewesen, von einem Lidschlag zum anderen. Aber dieses schöne Mädchen schien mehr darüber zu wissen!
    Das war doch nicht normal!
    Auch nicht die steinzeitlichen Waffen und der Schmuck am Körper des Mädchens, der wie Gold schimmerte! Steinzeitkultur und Goldschmuck paßten nicht zusammen!
    »Helfen«, murmelte er und sah wieder den sterbenden Mann an. »Wie denn, zum Teufel? Was ich im Erste Hilfe-Kursus gelernt habe, wird hier wohl nicht ausreichen. Ich kann ja nicht mal wagen, ihn umzudrehen, falls er innere Verletzungen hat und…«
    Er öffnete sein Hemd, griff nach Merlins Stern und löste die handtellergroße Silberscheibe von der Halskette. Mit einem Gedankenbefehl aktivierte er das Amulett und versuchte ihm aufzuzwingen, was es tun sollte. Dann legte er es auf den Körper des Sterbenden.
    »Das Medaillon der Macht«, keuchte das Steinzeitmädchen auf.
    Zamorra lachte bitter auf. »Macht, was bedeutet das schon? Kein Mensch kann jemals wirkliche Macht besitzen. Nicht in dem Sinne, den du meinst…«
    Und noch ein Rätsel: Medaillon der Macht hatte sie das Amulett genannt.
    Sie kannte es also!
    Zum ersten Mal hatte er diesen Begriff vor vielen Jahren gehört im Raumschiff der silberhäutigen Chibb, einem Volk aus einer fremden Dimension, das in einem jahrhundertelangen, erbitterten Sternenkrieg mit den schattenhaften Meeghs lag. Die Chibb hatten Zamorra den Auserwählten genannt und das Amulett als Medaillon der Macht bezeichnet. Er hatte nie erfahren, auch nicht bei späteren Kontakten, woher er und das Amulett ihnen bekannt war; daß er auserwählt war, an der Quelle des Lebens das Wasser der Unsterblichkeit zu trinken, hatte er erst viel später erkannt.
    »Aber ihr seid doch Götter«, beharrte das Steinzeitmädchen.
    Zamorra schüttelte den Kopf.
    Er sah wieder den Sterbenden an. Er konnte sich nicht vorstellen, daß das Amulett tatsächlich etwas bewirkte. Es vermochte viel, aber es war in erster Linie Werkzeug und Waffe gegen schwarzmagische Kreaturen. Ein Heilmittel…? Wohl kaum, und deshalb glaubte er auch nicht daran, daß das, was er Merlins Stern per Gedankenbefehl aufgetragen hatte, funktionieren konnte.
    Mit einem Dhyarra-Kristall wäre das schon eher möglich gewesen. Aber Zamorra besaß keinen dieser Sternensteine mehr.
    Eigentlich hatte er das Amulett nur eingesetzt, um irgend etwas zu tun. Nicht, weil er auf einen Erfolg hoffte.
    Sein Blick irrte nach rechts ab. Sah das Schwert auf dem harten, staubbedeckten Steinboden liegen.
    Das war das Zauberschwert Gwaiyur!
    Wie kam es hierher, in seine Hand?
    Es befand sich doch im Safe seines Arbeitszimmers im Château Montagne! Selbst wenn er auf irgendeine Weise aus Tendyke's Home hierher versetzt worden war; das Schwert hatte er dort nicht bei sich gehabt!
    Verrückt!
    Und noch verrückter war, daß der Sterbende sich plötzlich bewegte und sich aufzurichten versuchte…
    ***
    Andächtig hatten sie in der Nacht am Feuer Bran gelauscht, wie er von der seltsamen Begegnung erzählte. Von dem Angriff der Ungeheuer auf zwei Jäger. »Einen erwischt ein Prankenhieb, und sterbend stürzt er zu Boden, noch einmal den Klauen der Bestie entgangen, doch wozu? Er kann ja nicht weiterleben! Da stürzen die Ungeheuer sich wieder herab - und in diesem Moment sind die beiden Menschen aus der Zeit nach uns da. Niemand hat ihr Kommen gesehen. Sie sind einfach da, und die Frau mit dem Sonnenhaar schleudert
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