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0617 - Zeit der Ungeheuer

0617 - Zeit der Ungeheuer

Titel: 0617 - Zeit der Ungeheuer
Autoren: Werner Kurt Giesa
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besser ausgesehen, wie?« Sie hob die beiden weißen - ehemals weißen, jetzt aber völlig verschmutzten! - Teile vom Boden hoch, auf den Zamorra sie nach dem letzten Tragen achtlos fallengelassen hatte, mitten hinein in das Chaos malerisch verstreuter weiterer Textilien zweier Besitzer. Ockerfarbene Staubflecken hatten sich auf dem weißen Leinen festgesetzt, und an verschiedenen Stellen war der Stoff zerrissen und zerschrammt.
    Unter anderem auch an der Stelle, an der Zamorra den blauen Fleck hatte.
    »Mir scheint«, murmelte Nicole, »du hast dich doch mit irgendwem gebalgt. Habe ich da zwischendurch was nicht mitbekommen? Immerhin stecken wir ja nicht rund um die Uhr ständig zusammen.«
    »Ich habe diesen Anzug heute und gestern überhaupt nicht getragen«, sagte Zamorra und wies auf verwaschene Jeans und ein kariertes Baumwollhemd, das er sich vorhin hatte vom Körper rupfen lassen. »Und vorgestern sah er noch nicht so aus.«
    Nicole nickte langsam.
    Zamorra erhob sich jetzt doch, kam um das Bett herum und nahm ihr die Anzughose aus der Hand. »Seltsam, diese Erdfarbe gibt's hier überhaupt nicht«, meinte er. »Und die Risse… was kann da bloß passiert sein?«
    »Na, ich frage mal Rob - nee, der wird wohl noch beschäftigt sein -Monica oder Butler Scarth nach dieser Sandfarbe«, verkündete Nicole und verließ mit der Jacke das Zimmer. Dabei hatte sie ganz vergessen, sich wieder anzuziehen.
    Was der Rest der Hausbewohner sicher verkraften würde…
    Zamorra fahndete nach frischer Kleidung in dem turbulenten Chaos, das einmal in seinem Koffer Platz gefunden hatte, zog sich an und entdeckte dabei den schwarzen Lederoverall, den ›Kampfanzug‹, wie Nicole ihn nannte. Den hatte sie zuletzt bei der nächtlichen Aktion gegen den Vampir von Key West getragen, zusammengerollt und auf einen Stuhl gelegt.
    Jetzt war er auseinandergefaltet.
    Auf dem Leder fanden sich die gleichen Staub- oder Sandflächen wie auf Zamorras Anzug.
    Daneben lag der Gürtel mit der Magnetplatte, an der normalerweise der Blaster haftete.
    Die Strahlenwaffe war fort.
    Zamorra runzelte die Stirn. Unwillkürlich sah er sich zum Nachttisch um. Dort pflegte er, wenn er sich in Tendyke's Home aufhielt, sein Amulett abzulegen. Hier mußte es ihn nicht vor dämonischen Angriffen schützen; das Grundstück wurde von einer weißmagischen Sperre umgeben, die für die schwarzblütigen Kreaturen und ihre Diener undurchdringlich war.
    Aber das Amulett samt der silbernen Halskette war verschwunden…
    ***
    Der Mann ruckte langsam hoch, stützte sich auf die Ellenbogen und hob den Kopf. Das Amulett rutschte von seinem Körper und fiel mit einem hellen, metallischen Laut auf den harten Boden. Irritiert zuckte der Mann, der eben noch im Sterben gelegen hatte, zusammen.
    Er sah die handtellergroße Silberscheibe an, in deren Zentrum ein stilisierter Drudenfuß glänzte, umgeben von einem Ring mit den zwölf Tierkreiszeichen und einem umlaufenden Silberband voller Hieroglyphen, die bis zum heutigen Tag niemand hatte entziffern können. Selbst der Magier Merlin, der einst einen Stern vom Himmel geholt und dann aus der darin ruhenden Kraft einer entarteten Sonne dieses Amulett geschaffen hatte, schwieg sich dazu aus. Fest stand nur, daß diese leicht erhaben gearbeiteten Hieroglyphen mit leichtem Fingerdruck millimeterweit verschiebbar waren, um von selbst wieder in ihre Ausgangsposition zurückzugleiten und wieder scheinbar unverrückbar fest zu wirken, wobei das Verschieben jeweils eine bestimmte magische Funktion auslöste.
    In letzter Zeit hatte Zamorra weitgehend darauf verzichtet und die einfachere Bedienung verwendet, nämlich gedankliche Befehle, die das Amulett aufnahm und ausführte -oder auch nicht, wenn es dazu nicht in der Lage war.
    »Das Medaillon der Macht«, raunte der Mann.
    Die Wunden, von denen sein nackter Körper übersät war, schrumpften zusehends und schlossen sich.
    Zamorra und Nicole konnten nicht glauben, was sie sahen. Es war einfach unmöglich, daß Merlins Stern in dieser Form zum Heilmittel wurde! Und doch geschah es vor ihren Augen, daß der Schwerverletzte zusehends genas und sich jetzt schon aus eigener Kraft erheben konnte.
    »Es ist wahr geworden«, murmelte er. »Es ist wirklich war. Die aus der Zeit nach uns sind hierher gekommen, um uns von den fliegenden Dämonen zu befreien…«
    »Es wird immer verrückter«, flüsterte Nicole. »Diese Leute scheinen tatsächlich zu glauben, daß wir aus der Zukunft kommen. Ich habe
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