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0617 - Zeit der Ungeheuer

0617 - Zeit der Ungeheuer

Titel: 0617 - Zeit der Ungeheuer
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sie zu kämpfen oder vor ihnen zu fliehen, in enge Felsen- oder Erdhöhlen, in die sie nicht folgen konnten. Denn die Schutzhütten, die Regen und Wind fernhielten, hielten den Ungeheuern nicht stand. Die stießen herab und fetzten mit ihrer unglaublichen Kraft alles auseinander, wenn sie Menschen in einer Hütte spürten. Und sie spürten sie, wenn auch niemand sagen konnte, wie sie es taten. Waren die Hütten dagegen leer, interessierte sich kein einziges Ungeheuer dafür!
    Bran saß am Feuer, in der Runde. Er erzählte. Andere brieten Fleisch an langen Stöcken im Feuer, und die Becher mit vergorenem Saft kreisten. Hin und wieder reichte jemand Bran einen Becher oder auch einen Batzen Fleisch, damit der Erzähler sich zwischendurch stärken konnte.
    »…sie sind keine Aska, auch wenn sie aussehen wie wir«, sagte Bran. »Sie gehören zu einem Stamm, dessen Entstehen keiner von uns mehr erleben wird. Sie leben in einer Zeit, die lange nach uns kommt. Sehr lange nach uns. Aber diese beiden werden zu uns kommen.«
    »Warum?« fragte Teron, der Älteste, der zugleich einer der jüngsten war, doch er war listenreicher als alle anderen, und deshalb hatten sie ihn zum Ältesten gemacht.
    »Sie kommen, um uns zu helfen. Ihre Körper sind verhüllt mit etwas, das nicht Fell und nicht Faser ist, und sie besitzen mächtige Waffen. Stein zerschneiden sie damit, und sie schleudern Blitze, und das Medaillon der Macht birgt in sich einen Zauber, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat. Gedanken können sie lesen, und sie werden die Macht der Ungeheuer am Himmel brechen und die Bestien zurückjagen in die Abgründe der Finsternis, aus der die Dämonen sie entsandten, um Leid und Angst und Tod über uns zu bringen.«
    »Ihre Körper sind verhüllt? Was willst du damit sagen, Bran?« wollte Kali, die Heilerin, wissen. »Und was ist das Medaillon der Macht? Sind diese Wesen mit ihren mächtigen Waffen vielleicht Götter, so daß wir nicht verstehen, warum sie so seltsam aussehen und so mächtige Waffen haben?«
    »Götter?« raunten einige. »Götter kommen zu uns, um uns zu helfen?«
    Bran lachte. »Sie sind keine Götter! In der Zeit, aus der sie zu uns kommen, ist eben alles so, wie es ist. Wißt ihr noch, wie es war, ehe das große Wasser kam?«
    Zustimmendes Gemurmel erhob sich rund um das Feuer.
    »Damals wußte niemand von uns, daß wir in dieser Nacht hier am Feuer sitzen würden, nicht wahr? Und ebenso weiß heute niemand von uns, wie es in jener fernen Zeit sein wird.«
    »Aber du weißt es!«
    »Ich erzähle euch eine Geschichte, das ist alles«, erwiderte Bran. »Ihr könnt sie glauben oder nicht, aber ihr könnt mich nicht fragen, woher ich etwas weiß. Denn ich weiß nichts. Ich erzähle nur. Und heute erzähle ich euch von diesen beiden Menschen, die aus der Zeit nach uns hierher kommen, um die Ungeheuer am Himmel zu jagen, die uns und den anderen Stämmen das Leben schwermachen. Die Hüllen die der Mann trägt, sind weiß, und die Frau mit dem Sonnenhaar ist schwarz umhüllt. Zwei von uns befinden sich auf der Jagd, als die Dämonen vom Himmel stürmen und angreifen. Drei, vier sind es auf einmal, und sie kreisen über den Aska und wollen sie nicht entkommen lassen. Wohin auch? Die nächste rettende Höhle ist weit, und die beiden haben keine Chance mehr, zu entkommen. Einen erwischt ein Prankenhieb, und sterbend stürzt er zu Boden, noch einmal den Klauen der Bestie entgangen, doch wozu? Er kann ja nicht weiterleben! Da stürzen die Ungeheuer sich wieder herab - und in diesem Moment sind die beiden Menschen aus der Zeit nach uns da. Niemand hat ihr Kommen gesehen. Sie sind einfach da, und die Frau mit dem Sonnenhaar schleudert Blitze nach den Ungeheuern, und der Mann schlägt mit einem mächtigen Schwert, aus dem Flammen lodern, und die dämonischen Bestien werden vom Himmel gefegt…«
    Andächtig lauschten die Aska Brans Worten, während das Feuer knisterte und prasselte und langsam kleiner wurde. Bis zum Morgen dauerte es noch eine Weile…
    ***
    Über Tendyke's Home hatten die Regenwolken sich wieder verzogen. Die Sonne kam durch, und die Marmorplatten um den Swimming-Pool begannen zu dampfen. Davon, daß auf der nördlichen Erdhalbkugel Winter herrschte, war hier in Florida nur wenig zu spüren.
    »Was glaubt ihr wohl, warum Amerikas Rentnerbrigaden alljährlich zum Herbst hier wie die Heuschrecken einfallen und diesen Bundesstaat besetzen?« grinste Robert Tendyke. »Weil hier immer Sommer ist! Und wenn ich
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