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0617 - Zeit der Ungeheuer

0617 - Zeit der Ungeheuer

Titel: 0617 - Zeit der Ungeheuer
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zu diesen alten Leuten gehörte, würde ich auch alles daransetzen, den kalten Wintern zu entfliehen und die Wärme des Südens suchen… und oft ist es auch einfach schön, mit den alten Menschen zusammenzusitzen, zu plaudern über vergangene Zeiten… und die ahnen nicht mal, daß ich noch viel älter bin als sie und diese Zeiten selbst miterlebt habe, während sie in mir einen relativ jungen Menschen sehen…«
    Anno domini 1495 hatte der Zigeunerjunge Roberto erstmals das Licht der Welt erblickt! Der Mann, der seinen eigenen Tod schon unzählige Male überlebt hatte und dessen Vater der damalige Fürst der Finsternis, Asmodis, war…
    Fünf Jahrhunderte später saß dieser einstige Zigeunerjunge mit seinen Freunden im Wohnraum des Bungalows am Rand der Everglades, sah durch die offene Verandatür in den heller werdenden Sonnenschein hinaus und freute sich einfach nur darüber, daß sie endlich wieder einmal ein wenig Zeit zum Plaudern hatten.
    Die Vampirjagd auf Key West war vorüber, die polizeiliche Untersuchung des rätselhaften Todes einer jungen Frau auch, und der Silbermond-Druide Gryf ap Llandrysgryf hatte sich von magischer Blockierung und vergiftetem Wein wieder erholt. [1]
    »Drei Tage war der Druide krank -jetzt raucht er wieder, Gott sei Dank!« lästerte Monica Peters. Gryf grinste breit und genoß seine Pfeife, deren Rauch ein wundersames, beruhigendes Aroma verbreitete.
    »War im Originalreim nicht von einem Frosch die Rede, den die Enten gezwackt hatten?« gab er gemütlich zu bedenken.
    »Und dich hat der Vampir gezwackt, beziehungsweise seine beiden Sklavinnen«, erwiderte Monica. »Sei froh, daß du noch lebst.«
    »Bin ich auch. Dieser Morano hat mir das Leben gerettet.«
    »Schade, daß er schon wieder fort ist«, sagte Nicole Duval mit leicht schwärmerischem Unterton, was ihr ein Stirnrunzeln Professor Zamorras einbrachte. Dem gefiel nicht, daß seine Sekretärin, Kampfpartnerin und Lebensgefährtin stets, wenn die Rede auf Tan Morano kam, so seltsam glänzende Augen bekam und den geheimnisvollen Mann schon verteidigte, ehe überhaupt jemand daran dachte, ihn anzugreifen. Man könnte meinen, sie hätte sich in ihn verliebt, dachte er mißtrauisch.
    Es war das erste Mal, daß dieses Mißtrauen zwischen ihnen stand. Bis vor kurzem hatte es nie so etwas wie Eifersucht gegeben. Sie liebten sich ohne wenn und aber und vertrauten sich blind. Aber jetzt hatte Zamorra das Gefühl, daß dieses Vertrauen einen - winzigen - Sprung bekommen hatte.
    Es mochte auch daran liegen, daß er Tan Morano nicht über den Weg traute. Der Mann hatte sich als Vampirjäger ausgegeben, und er hatte auch nachweisbar zwei Vampire getötet, seit Zamorra ihn kannte. Aber etwas an ihm verriet Zamorra, daß mit Morano nicht alles so war, wie es den Anschein hatte. War er vielleicht selbst ein Vampir?
    Dagegen sprach, daß Vampire sich nicht gegenseitig umbrachten, und auch, daß Morano ein Spiegelbild besaß.
    Und Gryf, der Vampirhasser… schwieg dazu.
    Keiner der anderen ahnte, aus welchem Grund..
    Gryf wußte, daß Tan Morano ein Vampir war!
    Aber er wußte auch, daß Tan Morano ihm das Leben gerettet hatte. Und darüber kam er nicht hinweg. Er haßte Morano, wie er selten einen der Blutsauger gehabt hatte - dafür, daß er jetzt in dessen Schuld stand. Er konnte seinen Lebensretter doch nicht ans Messer liefern!
    Wenn Zamorra oder einer der anderen von selbst herausfand, wer und was Morano in Wirklichkeit war - gut, und dann, hoffte der Druide, war er selbst weit genug entfernt, um nicht in die Sache verwickelt zu werden.
    »Wo er jetzt wohl steckt?« sann Nicole. »Ob er wieder nach England zurückgekehrt ist?«
    »Ich wäre nicht unfroh darüber«, sagte Zamorra etwas heftiger, als beabsichtigt.
    Prompt verdrehte sie die Augen. »Fängst du schon wieder damit an?«
    »Gryf hat damit angefangen«, wehrte Zamorra sich.
    »Aber doch nicht mit der Eifersucht!« protestierte der Druide prompt.
    »Ist hier jemand eifersüchtig?« fragte Uschi Peters von der Tür her.
    Zamorra hatte sich schon gefragt, wo Monicas Zwillingsschwester steckte. Die beiden Telepathinnen - die zwei, die eins sind, wie der Zauberer Merlin es einmal formuliert hatte waren unzertrennlich. Sie unternahmen alles gemeinsam, liebten sogar gemeinsam den selben Mann, ohne aufeinander eifersüchtig zu sein. Und in Robert Tendyke hatten sie den geeigneten Partner gefunden, der damit zurechtkam, seine Liebe und Zuneigung auf ›eine Seele in zwei Körpern‹
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