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0617 - Zeit der Ungeheuer

0617 - Zeit der Ungeheuer

Titel: 0617 - Zeit der Ungeheuer
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Bran, dem Geschichtenerzähler. Die Flugbestien hatten sie nahe an den Stamm herangebracht, allerdings nicht auf Sichtweite, denn Brans jüngste Geschichte sah eine Begegnung der Dämonen mit den Aska an diesem Tag nicht vor. Statt dessen hatten die Ungeheuer die Nomaden überholt, und Nicole und Retor in einiger Entfernung in der Marschrichtung der Aska abgesetzt, so daß sie ihnen entgegen gehen konnten.
    Schon das war für die Aska eine gewaltige Überraschung.
    Teron, der Älteste, war entsetzt. Er wollte wie alle anderen nicht glauben, daß Bran der heimliche Herrscher des Stammes war. Aber kein Aska hatte jemals einen anderen Aska belogen, und Retor schwor bei den Göttern und seinem geschenkten Leben, daß es die Wahrheit sei.
    Bran lächelte spöttisch und sah auf Nicole herab. »Und was willst du nun?« fragte er. »Zurück in deine Zeit, zusammen mit deinem Gefährten? Nein, das lasse ich nicht zu. Oh, ich werde dir eine Geschichte erzählen. Willst du sie hören?«
    »Ich glaube, daß das nicht die richtige Geschichte ist«, sagte Nicole. »Du wirst erzählen, aber du wirst das erzählen, was ich von dir hören will. Hast du verstanden?«
    Bran lachte auf.
    Er lachte nicht mehr, als Nicole ihm die Blastermündung auf die Brust setzte.
    »Ich kann dich töten«, sagte sie eiskalt. »Hier und jetzt. Und niemand wird mich daran hindern können. Niemand wird schnell genug dafür sein. Weißt du, wie es ist, tot zu sein, Bran?«
    Er starrte sie finster an.
    »Tote besitzen keine Macht mehr«, sagte Nicole. »Du liebst doch die Macht, das Spielen damit. Du beherrschst so gut wie alles. Aber nicht, wenn du tot bist.«
    »Wenn du mich tötest, bleibst du für alle Zeit hier gefangen.«
    »Darauf würde ich es ankommen lassen«, warnte Nicole. »Aber es gibt noch eine andere Möglichkeit. Ich brauche dich nicht einmal zu töten.«
    Sie setzte ihm die Waffe jetzt an den Hals.
    »Ich brauche dir nur die Möglichkeit des Sprechens zu nehmen«, sagte sie. »Ohne Stimme kannst du keine Geschichten mehr erzählen. Ohne Stimme kannst du deine Macht nicht mehr ausüben. Willst du das?«
    Er schwieg für eine Weile.
    »Nein«, preßte er dann hervor.
    »Dann beginn, uns eine Geschichte zu erzählen. Eine gute Geschichte«, warnte Nicole. »Die Geschichte, die ich von dir hören will.«
    Und Bran begann zu erzählen…
    ***
    »Dabei habe ich nicht mal ernsthaft geglaubt, daß er es wirklich tun würde«, erzählte Nicole. Sie hatte sich im bequemen Ledersessel ausgestreckt, schaute ins knisternde Kaminfeuer, das Butler Scarth angefacht hatte, und räkelte sich leicht. »Ich konnte es nur hoffen. Aber er hat es wirklich getan. Gut, daß er nicht wissen konnte, daß ich niemals tatsächlich auf ihn geschossen hätte. Schließlich bin ich keine Mörderin.«
    »Konnte er es wirklich nicht wissen?« fragte Monica Peters.
    »Ich bin mir nicht mehr sicher«, erwiderte Nicole. »Und ich glaube, ich möchte es auch gar nicht mehr erfahren. Wichtig ist, daß Originale und Echos jetzt wieder miteinander vereint sind. Und zwar auf dieser Seite der Wirklichkeit.«
    Zamorra tastete die Stellen seines Körpers ab, von denen er wußte, daß sie verletzt gewesen waren. Er fühlte sich zwar ein wenig müde, aber das war auch schon alles. Es gab keine Verletzungen mehr. Nicht einmal Narben. Es war, als hätte das alles, woran er sich erinnerte, niemals stattgefunden, als sei es nichts anderes gewesen als ein Traum.
    »Glaubst du, wir werden noch einmal mit Bran zu tun bekommen? Daß er uns vielleicht noch einmal zu sich holt, das besser vorplant, damit wir beim zweiten Mal keine Chance haben? Menschen, die soviel Macht besessen haben wie er und so tief gefallen sind, sind äußerst rachsüchtig.«
    »Ich hoffe, daß er zur Vernunft gekommen ist.«
    »Du hoffst«, sagte Uschi. »Das ist eine sehr vage Hoffnung.«
    »Was können wir denn anderes tun als zu hoffen? Es gibt keine Möglichkeit, sich gegen eine erneute Aktion Brans zu wehren. Gegebenenfalls werden wir damit fertig werden müssen, wenn es geschieht.«
    Butler Scarth trat ein. »Verzeihen Sie, Ladies and Gentlemen. Aber gerade kam ein Ferngespräch aus Frankreich. Mein dortiger Kollege, Raffael Bois, ist völlig ratlos. Er sagt, der Safe in Mister Zamorras Arbeitszimmer sei wieder ordentlich verschlossen, und das vormals verschwundene Schwert befinde sich wieder darin an seinem Platz.«
    »Na, sieh mal einer an«, sagte Zamorra. »Wenn jetzt auch noch mein weißer Anzug wieder heil
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