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0617 - Zeit der Ungeheuer

0617 - Zeit der Ungeheuer

Titel: 0617 - Zeit der Ungeheuer
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Boden. Sein Kopf und sein Oberkörper waren blutüberströmt.
    ***
    Nicole hörte ihn aufschreien. Erschrocken eilte sie ihm nach und fand ihn in der Höhle nicht mehr. Statt dessen sah sie draußen eines der Ungeheuer vor der Höhlenöffnung sitzen. Unmittelbar davor lag Zamorra reglos auf dem Boden.
    Er blutete. Das Ungeheuer mußte ihn nach draußen gezerrt haben und nahm dabei natürlich keine Rücksicht. Es hatte ihn erheblich verletzt, aber welche Rolle spielte das für den geflügelten Dämon schon? Es konnte ihm doch nur recht sein…
    Sie hob den Blaster. Sie mußte dieses Monstrum aus dem Weg räumen und Zamorra in die Höhle zurückholen, um seine Verletzungen zu verarzten. Sie richtete die Strahlwaffe direkt auf die Bestie und -- drückte nicht ab!
    Du begehst einen großen Fehler, hatte die Bestie ihr gerade telepathisch mitgeteilt!
    ***
    Währenddessen hatte Robert Tendyke sein Arbeitszimmer aufgesucht. Von dort aus konnte er ungestört und abgeschirmt telefonieren - auch ungestört von seinen Freunden.
    Er war nicht hundertprozentig sicher, ob sie gutheißen würden, was er tat - und vor allem, welche Beziehungen er dafür nutzte.
    Es gab Verbindungen, von denen niemand etwas ahnte.
    Tendyke wollte sich nach Möglichkeit nicht noch einmal überraschen lassen. Daß Calderone ihn noch einmal kalt erwischte, war zwar nicht auszuschließen, aber Tendyke wollte es ihm so schwer wie möglich machen. Und er wollte im Gegenzug an Calderone herankommen.
    Und wenn der tausendmal Rückendeckung durch Stygia, die Fürstin der Finsternis, bekam, wie er seit dem damaligen Angriff vermuten mußte! Immerhin war Tendyke selbst auch nicht ganz unbedarft. Er hätte es zwar nie geglaubt, daß er ein weiteres Mal die Dienste jener Mächte in Anspruch nehmen würde, die er zutiefst verabscheute. Aber vielleicht ging es einfach nicht anders. Er war der Sohn des Asmodis, und er benutzte die Verbindungen, die sein Erzeuger einst geknüpft hatte.
    Er eröffnete die Jagd auf Rico Calderone!
    »Ich will ihn lebend«, war die Prämisse. »Tot nützt er mir überhaupt nichts. Wer mir seinen Leichnam bringt, wird selbst des Todes sein. Aber ich will Calderone!«
    Er machte keine Versprechungen, setzte keine Belohnung aus. Aber jene, die sich angesprochen fühlen mußten, waren Asmodis verpflichtet.
    Und damit auch seinem Sohn.
    Lange danach saß Tendyke noch vor seinen Kommunikationseinrichtungen. Roberto, der Zigeunerjunge. Er fragte sich, ob er diesmal nicht einen Schritt zu weit gegangen war, ob die Lawine, die er jetzt lostrat, nicht irgendwann auch ihn selbst verschlang.
    Nicht hier und jetzt. Nicht heute und morgen. Irgendwann, eines Tages.
    Schließlich erhob er sich, wechselte ins Badezimmer. Er beugte sich über das Waschbecken, ließ das Wasser laufen, schöpfte es und warf es sich ins Gesicht. Dann hob er den Kopf und sah in den Spiegel.
    Der zersprang.
    ***
    Entsetzt starrte Nicole ihren Lebensgefährten an. Er blutete aus zahlreichen kleinen Wunden an Schultern, Oberarmen und Rücken. Auch sein dunkelblondes Haar zeigte rote Flecken. Aber die sahen zumindest auf den ersten Blick nur nach Blutspritzern aus, nicht nach Wunden.
    Aber Zamorra war ohne Besinnung.
    Nicole brachte ihn in die Seitenlage und untersuchte ihn hastig. Die Verletzungen waren Schnittwunden, die allerdings teilweise sehr tief gingen. Sie konnte sich, lebhaft vorsteilen, daß sie von zupackenden Krallen hervorgerufen worden waren.
    Damit sah's so aus, als ginge es ihren Originalen drüben jetzt an den Kragen!
    Sie selbst war noch unverletzt. Aber das besagte wenig, konnte sich jederzeit ändern. Verdammt, warum kamen sie nicht an jenes Drüben heran, an diese andere Zeit, wie es schien? Weshalb funktionierte die Verbindung nicht so, wie Nicole es sich erhoffte?
    Sie erhob sich. Ein Arzt mußte her, um die Schnittverletzungen - oder Krallenrisse - fachgerecht zu versorgen. Aber das war's nicht allein, auch der inzwischen hohe Blutverlust machte Nicole Sorgen. Was konnte Zamorra noch aushalten? Sicher nicht mehr sehr viel…
    Sie entschloß sich, die Ärztin in Florida City anzurufen und herzubitten.
    Du begehst einen großen Fehler, vernahm sie im gleichen Moment eine lautlose telepathische Stimme.
    ***
    Verblüfft starrte sie das Ungeheuer an. Kleine Augen, eng stehend an dem schmalen Kopf und damit tückisch wirkend, erwiderten ihren Blick. Die rote Zunge des Monsters hing gut zwanzig Zentimeter weit aus dem Schnabel hervor. Sie pendelte hin und her,
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