Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0617 - Zeit der Ungeheuer

0617 - Zeit der Ungeheuer

Titel: 0617 - Zeit der Ungeheuer
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
damit er den Koch ein… besser zwei Wildschweine zubereiten läßt?«
    »Für mich ebenfalls«, sagte Zamorra rasch und sah in sein geleertes Glas. »Und ein halbes Pferd auf Toast - dazu ein Fäßchen trinkbarer Flüssigkeit…«
    Tendyke grinste.
    Während des Geplänkels hatte er mit der Rechtsabteilung seines Konzerns telefoniert und seine Anweisungen erteilt. Jetzt fügte er lässig hinzu: »Und informieren Sie meinen Koch in Tendyke's Home , Florida, er möge unverzüglich vier Wildschweine und ein halbes Pferd auf Toast zubereiten. -Ja, das ist mein Ernst…«
    »Rob!« stieß Nicole hervor. »Du bist unmöglich!«
    Der fuhr ungerührt fort: »Nein, ich kann die Küche im Moment wirklich nicht selbst erreichen - sonst würde ich Sie ja wohl kaum darum bitten! Ein Fäßchen Trinkbares dazu hätte ich beinahe noch vergessen. Sind Sie so freundlich…? Ja? Nein, die Größe des Fäßchens spielt wirklich keine Rolle. Hauptsache, es ist groß und randvoll. Vielen, vielen Dank…«
    »Es gibt Menschen, die sind blöde, und es gibt welche, die sind total blöde. - Blöde bist du nicht«, definierte Nicole kopfschüttelnd, »Stimmt«, sagte Tendyke. »Ich bin nicht blöde, sondern der Sohn des Teufels.«
    »Seit wann bist du denn darauf stolz?« staunte Zamorra.
    »Habe ich was verpaßt?« staunte Bancroft.
    ***
    Die Sonne trocknete sie regelrecht aus. Immer stärker wurden Hunger und Durst. »Wenn sie uns wenigstens in den Schatten gelegt hätten«, murmelte Nicole schleppend. »Wir werden uns den schlimmsten Sonnenbrand unseres Lebens holen.«
    »Wenn das deine einzige Sorge ist…«, murmelte Zamorra.
    Das Sprechen fiel ihm schwer. Seine Zunge war ein riesiges Ding geworden, das die ganze Mundhöhle ausfüllte und gegen den Gaumen drückte. Hin und wieder schaffte er es, ein wenig Speichel freizusetzen. Aber das half natürlich nicht wirklich. Es zehrte nur an seinen eigenen Flüssigkeitsreserven.
    Seine Haut war heiß. Aufgeheizt von der sengenden Sonne. Immer wieder versuchte Zamorra, seine Fesseln zu lösen, und immer wieder suchten seine Blicke den Himmel ab, hielt er Ausschau nach den saurierhaften Flugdämonen.
    Aber alles blieb ruhig.
    Und unverändert.
    Der einzige positive Aspekt war momentan, daß sein Arm nicht mehr schmerzte. Die Verletzung schien tatsächlich bereits verheilt zu sein. Viel schneller, als das eigentlich hätte sein dürfen.
    Nicht, daß er dagegen hätte protestieren wollen… Aber er konnte diesem Frieden nicht so ganz trauen.
    Immer wieder überlegte er, wie sie von hier wieder verschwinden konnten. Im Moment waren ihnen im wahrsten Sinne des Wortes die Hände gebunden, aber es mußte doch irgendeine Möglichkeit geben, wieder freizukommen! Aber was dann? Es sah so aus, als wären sie ihrer Verpflichtung, die Flugbestien auszulöschen, mittlerweile enthoben worden. Bedeutete das, daß sie nun überhaupt nicht mehr zurück in ihre eigene Zeit konnten?
    Schließlich hatten sie ihre Aufgabe ja noch nicht erfüllt, aber dieses Erfüllen wurde doch nicht mehr von ihnen verlangt!
    »Jemand kommt«, sagte Nicole plötzlich schwerfällig.
    Ein paar Minuten später tauchte Retor auf. Er hielt ein Steinmesser in der Hand. Mit kräftigen Schnitten säbelte er die Fesseln der beiden Menschen durch. Er trug auch eine Tierblase bei sich, die mit Wasser gefüllt war. Zamorra und Nicole tranken vorsichtig, in kleinen Schlucken. Es war ein geradezu göttliches, beglückendes Gefühl, mit der warmen Flüssigkeit den Mund zu spülen, aufzuweichen und das Wasser dann endlich die Kehle hinabrinnen zu lassen.
    »Warum hilfst du uns?« fragte Zamorra schließlich. »Hat der Älteste das befohlen?«
    »Nein«, sagte Retor. »Ich bin umgekehrt. Sie verstehen das nicht. Ich verdanke euch mein Leben. Ich muß eine Schuld begleichen. Ich kann nicht zulassen, daß sie euch so hilflos zurücklassen. Ich will nicht, daß ihr von den Bestien getötet werdet, oder daß ihr an Hunger und Durst sterbt. Die anderen, werden weiterziehen zu den neuen Jagdgründen. Der Älteste führt sie dorthin, -und es ist richtig, was er tut. Aber es ist auch richtig, was ich tue.«
    »Das heißt, daß du jetzt ein Ausgestoßener bist - unseretwegen?«
    »Ich verstehe das nicht.«
    »Jemand, der nicht mehr zu seinem Volk gehört. Jemand, den das Volk verachtet, weil er sich gegen es gestellt hat. Das Volk will nichts mehr mit ihm zu tun haben, stößt ihn aus seiner Gemeinschaft aus.«
    »Das ist nicht geschehen. Ich kann jederzeit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher