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0617 - Zeit der Ungeheuer

0617 - Zeit der Ungeheuer

Titel: 0617 - Zeit der Ungeheuer
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Opfer zwischendurch in Sicherheit wiegen will. Erfahrungsgemäß läßt jede Aufmerksamkeit schon nach ein paar Wochen nach; spätestens nach drei, vier Monaten kann man getrost wieder zulangen. Der Typ ist verrückt. Er muß doch damit rechnen, daß es ihn selbst erwischt, ehe er mit Tendyke fertig ist. Ich an seiner Stelle würde die Sache schneller vorantreiben und mein Opfer möglichst nicht zur Ruhe kommen lassen.«
    »Sie sagten, der Vogel sei ausgeflogen. Calderone ist also verschwunden?« hakte Zamorra nach.
    »Ja.«
    »Wieder mal… Vermutlich wird ihn niemand mehr finden, bis er wieder zuschlägt. Er hat dämonische Unterstützung. Kann seine falsche Anschul digung Robert schaden?«
    »Sicher«, brummte der Sheriff. »Selbst wenn sich alles als haltlos erweist, gibt es eine Menge Verdruß. Ermittlungen, Ärger, Behinderungen, Einschränkungen. Die Medien werden aufmerksam. Stellen Sie sich die Schlagzeilen vor: Multimillionär und Besitzer eines weltweit operierenden Konzerns steht im Verdacht, mit Drogen zu handeln oder mit Drogenhändlern zu tun zu haben! Kaum jemand wird noch mit ihm. Geschäfte machen wollen, um nicht selbst auch mit in eine so unangenehme Geschichte hineingezogen zu werden. Es wird Tendyke nicht gerade ruinieren, aber er wird Verluste hinnehmen müssen. Geschäftlich wie privat. Wahrscheinlich ist es das, was Calderone zunächst will.. Denn wenn er Tendyke nur töten wollte, hätte er das bestimmt schon einige Male tun können. Er will seine Rache anders.«
    »Er kann mich nicht töten«, murmelte Tendyke.
    Nicole sah ihn an. Der Abenteurer zog die Mundwinkel herab. Nicole war nicht sicher, ob er drauf und dran gewesen war, sich in Gegenwart des Sheriffs zu verplappern.
    »Sie reden, als würden Sie ihn sehr genau kennen«, lächelte sie Bancroft an. Er zuckte mit den Schultern.
    »Dieser MacReady«, fuhr sie nachdenklich fort. »Er äußerte doch den Verdacht, Sie ständen vielleicht auf Roberts Lohnliste.«
    »Schön wär's ja«, knurrte Bancroft. »Dann könnte ich mir endlich ein neues Auto und einen neuen Sonntagsanzug leisten, und vielleicht auch einen zweiten Kugelschreiber… mit dem lausigen Sheriffsgehalt kommt man nämlich nicht weit.«
    »Dieser MacReady«, sagte Nicole gedehnt, »hatte es ziemlich eilig, hier vorstellig zu werden und eine Hausdurchsuchung durchzuführen. Hat nicht mal auf die entsprechende richterliche Anweisung gewartet, so eilig hatte er es, nicht wahr?«
    »Was wollen Sie damit sagen, Duval?« knurrte Bancroft mißtrauisch.
    »Dieser MacReady könnte seinerseits auf jemandes Lohnliste stehen. Vielleicht hat er von Calderone Geld dafür bekommen, daß er hier schnell und gründlich zulangt…«
    Der Sheriff schwieg eine Weile. Dann sagte er: »MacReady ist US Marshai.«
    »Schützt das vor Bestechung?« fragte Nicole.
    »Nicht unbedingt«, gestand Bancroft. »Trotzdem halte ich diesen Verdacht für recht absurd.«
    »Absurd oder nicht - da setzen wir an«, erklärte Tendyke. Er griff zu seinem Handy und rief per Wahlwiederholung in El Paso an. »Wenn jemand dermaßen schweres Geschütz gegen mich auffährt, muß er auch mit entsprechendem Echo rechnen. Meine Damen und Herren Anwälte sollen auch mal was tun für das unverschämte Gehalt, das sie kassieren, und diesen Verdacht in juristisch wunderschön klingende Worte kleiden, aus denen man eine Anklage wegen Bestechlichkeit machen kann!«
    »Das kann in die Hose gehen«, glaubte der Sheriff warnen zu müssen.
    »Es wird in die Hose gehen«, sagte Tendyke. »Aber unser eifriger Marshai wird dadurch ein wenig gebremst. Zeit genug, seine Vorwürfe und Anwürfe in aller Ruhe und Sachlichkeit zu widerlegen. Ich find's gut, wenn Polizisten sich ihrer Aufgabe mit vollem Einsatz widmen, aber nur, wenn's dabei gegen die wirklichen Verbrecher geht.« Er grinste düster.
    Sekundenlang erinnerte sein Grinsen Zamorra an Asmodis.
    »Sie sind kein wirklicher Verbrecher?« schmunzelte Bancroft.
    »Sagen wir's mal so: In den Augen mancher Menschen bin ich ein Verbrecher, weil ich dem Kapitalismus huldige und meine Firma das Geld säckeweise scheffelt.«
    »Aber damit schaffen und erhalten Sie auch eine Menge Arbeitsplätze.«
    »Das ist in einer Zeit des allgemeinen Klagens und Jammerns auch schon fast ein Verbrechen.«
    »Was das allgemeine Klagen und Jammern angeht«, warf Nicole ein.
    »Mich hungert und dürstet geradezu tierisch. Rob, könntest du deinen Butler vielleicht mal in Richtung Küche in Marsch setzen,
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