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0617 - Zeit der Ungeheuer

0617 - Zeit der Ungeheuer

Titel: 0617 - Zeit der Ungeheuer
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zurückkehren. Aber ich will es nicht.«
    »Ich danke dir für deine Hilfe«, sagte Zamorra. »Aber du solltest wirklich nicht bei uns bleiben.« Er sah sich um, reckte sich und massierte Knöchel und Handgelenke. In einigen Dutzend Metern Entfernung entdeckte er weißen Stoff und schwarzes Leder. Dort lag seine und Nicoles Kleidung! Die Aska hatten sie nicht mitgenommen. Vermutlich konnten sie mit dem Stoff nichts anfangen, mit diesem Material der Götter, dem Statussymbol, das sie ihnen abgenommen hatten, um die Götter zu einfachen Menschen zu machen.
    »Warum nicht? Ich bin euch meinen Dienst schuldig und mein Leben.«
    »Deine Welt, deine Lebensweise ist nicht die unsere. Wir gehören hier nicht her. Wir werden auch nicht immer hier bleiben. Aber wir können dich auch nicht mitnehmen. Deshalb solltest du lieber wieder Anschluß an deinen Stamm suchen.«
    Nicole ging hinüber zu den Kleidungsstücken und untersuchte sie. »Alles heil geblieben - soweit man es heil nennen kann«, rief sie und schlüpfte in ihren Overall. Dann kam sie mit Zamorras Sachen heran, damit auch er sich anziehen konnte, In der Tat; sie hatte vorhin recht gehabt: sie hatten sich vielleicht nicht den schlimmsten, aber immerhin einen beachtlichen Sonnenbrand geholt. Der Stoff der Kleidung scheuerte schmerzhaft auf den verbrannten Hautpartien.
    Zamorra biß die Zähne zusammen.
    »Was werden wir jetzt tun?« fragte Nicole.
    »Dämonen jagen«, erwiderte Zamorra trocken.
    »Und wie willst du das machen?«
    Er sah zum Himmel hinauf. »Was hältst du davon, wenn wir einen von ihnen lebend fangen und nach seinem Hort fragen?«
    »Wie bitte?« stieß Nicole hervor.
    Sie sah in die gleiche Richtung und wurde blaß.
    Da kamen sie, die fliegenden Ungeheuer.
    Nicht nur vier, fünf oder sechs von ihnen.
    Sie waren eine schwarze Wolke, die den Himmel verdunkelte.
    ***
    Sheriff Bancroft hatte sich wieder verabschiedet. Er hatte schließlich noch anderes zu tun, als sich mit Tendyke und dessen Besuchern zu unterhalten.
    Zamorra stellte fest, daß der beachtliche Durst, den er in den letzten Stunden empfunden hatte, jetzt nachließ. Dafür hatte er das Gefühl, einen Sonnenbrand erlitten zu haben. Hier und da scheuerte seine Kleidung auf der Haut, als sei diese wund, und wenn er sich seine Hände betrachtete, waren die Handrücken stark gerötet. Die Haut fühlte sich auch heiß an.
    Er fragte sich, was das bedeutete. Wurden ihre Originale in der Vergangenheit von Sonnenhitze überflutet und verbrannt? Und waren dieser unnatürliche Durst und Hunger darauf zurückzuführen, daß ihren Originalen Essen und Trinken vorenthalten wurde?
    Chang tauchte plötzlich auf, der chinesische Koch. Er sorgte ständig dafür, daß das alte Vorurteil nicht ausstarb, Chinesen könnten kein ›r‹ aussprechen. Zamorra und Nicole kannten ihn seit langer Zeit; er hatte Tendyke auch schon auf vielen seiner abenteuerlichen Expeditionen begleitet.
    Chang verneigte sich vor Tendyke.
    »Sil, eben kam ein dlingendel Anluf aus El Paso, von den Lechtsveldleheln del Filma. Mil wulde gesagt, ich solle düngend viel Wildschweine und ein halbes Pfeld auf Toast zubeleiten und ein gloßes Fäßchen Tlinkbales dazu stellen. Sil, dalf ich flagen, ob diese Anweisung kollekt ist und was sie zu bedeuten hat? Wohin soll ich die Sachen blingen lassen? Welche Alt von tlinkbalel Flüssigkeit wild benötigt? Und - soll ich wilklich ein Pfeld schlachten? Abel ein Pfeld paßt doch gal nicht auf eine Toastscheibe! Ist viel zu gloß!«
    »Frag den Professor nach dem Rezept. Der hat's bestellt. Und die Wildschweine auch«, grinste Tendyke und wies auf Zamorra. »Was das Fäßchen angeht; ich nehme an, es sollte kalifornischer Rotwein oder Tennessee-Whisky sein, ja?«
    Chang wandte sich Zamorra zu. »Mistel Plofessol?«
    »Vergessen Sie's, Chang. Machen Sie einfach irgendwas zu essen. Reichhaltig sollte es schon sein, und auch schmecken…«
    »Dalf ich dann Klappelschlangengoulasch mit…«
    »Ich sagte, es solle auch schmecken!« ächzte Zamorra. Schlangen in jeglicher gekochter, gebratener, gedünsteter oder sonstwie zubereiteter Art waren Changs Spezialität. Ließ man ihn gewähren, sorgte er dafür, daß die Schlangenpopulation eines ganzen Kontinents mit der Zeit in seinen Kochtopf wanderte; zum Glück der diversen Schlangenarten ließ man ihn allerdings in den meisten Fällen nicht gewähren.
    »Also gut, Wildschwein, gefüllt mit Schlange à la…«
    »Nichts mit Schlange!« fauchte Nicole.
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