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0617 - Zeit der Ungeheuer

0617 - Zeit der Ungeheuer

Titel: 0617 - Zeit der Ungeheuer
Autoren: Werner Kurt Giesa
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als suche sie nach etwas.
    Ihr seid hier, um uns zu vernichten, machte sich die Telepathenstimme wieder in Nicoles Bewußtsein bemerkbar. Aber das würde nichts ändern für die Aska. Wir sind nicht die wirkliche Gefahr.
    »Ach, nein?« stieß Nicole spöttisch hervor. Sie hielt den Blaster immer noch auf das Ungeheuer gerichtet, schoß aber noch nicht. »Wer dann? Wer jagt sie denn und bringt sie um? Wer überfällt das Lager neuerdings schon bei Nacht? Das seid doch ihr verdammten Bestien! Ihr Dämonen!«
    Ich weiß nicht genau, was du mit ›Dämonen‹ meinst, erwiderte das Monster. Aber ich vermute, daß es etwas Böses ist. Das sind wir nicht.
    »Und wieso nicht?«
    Du würdest nicht mehr am Leben sein. Sieh dich um. Wir sind viel mehr, als du jemals töten könntest. Aber wir könnten dich töten. Wir könnten dich und den anderen, der noch bei dir ist, aus der Höhle ausgraben. Sie bietet keinen wirklichen Schutz. Aber wir tun das nicht.
    Nicole fragte sich, worauf der Flugdämon hinauswollte. Warum er überhaupt den Versuch machte, sich mit ihr zu verständigen. Das war ungewöhnlich. Es hatte sicher nichts damit zu tun, daß in simpel gestrickten Filmen oder Romanen der Bösewicht dem gefangenen Helden detailliert erzählt, was er mit ihm vorhat, was er schon mit anderen getan hat und noch tun wird. Dann kommt der Held auf irgendeine Weise frei und kann mit seinem Wissen, das der Böse so leichtfertig preisgegeben hat, den Gegner unschädlich machen.
    Das hier mußte einen anderen Hintergrund haben.
    »Es ist ein Trick«, sagte Nicole. »Du redest mit mir, hältst mich hin. Währenddessen verblutet mein Gefährte, ohne daß ich etwas für ihn tun kann. Während wir reden, muß ich zusehen, wie er stirbt. Das willst du. Danach lachst du mir spöttisch ins Gesicht.«
    Du unterstellst mir die gleichen Motive, die du von Wesen deiner Art kennst, erwiderte das Ungeheuer. Du übersiehst dabei, daß wir selbst nur Werkzeuge eines anderen sind.
    »Wo ist dieser andere?« fieberte Nicole. »Wo finde ich ihn? Verrate mir wenigstens das, wenn du sonst schon in Rätseln sprichst.«
    Du hattest ihn bereits gefunden. Aber er ist wieder fortgegangen und nahm die anderen mit sich. Denn er sah, daß er einen Fehler begangen hatte, indem er euch hierher erzählte. Ihr seid stärker als er. Ihr könnt seine Macht brechen. Also mußte er darauf hinarbeiten, eure Macht zu brechen. Willst du, daß es ihm jetzt noch gelingt?
    »Ich begreife nicht«, flüsterte Nicole. Vor allem begriff sie nicht, weshalb sie hier kauerte und mit diesem Ungeheuer redete, während Dutzende anderer Flugbestien um sie herum hockten und nur darauf zu warten schienen, über sie herzufallen.
    Ihr Zeigefinger krümmte sich ganz langsam, verstärkte den Druck auf den Feuerknopf des Blasters. Nur noch ein bißchen mehr, nur noch…
    Begreifst du immer noch nicht, was der Aska Bran tut?
    Da hätte sie fast aus Versehen abgedrückt. Doch dann nahm sie den Finger etwas zurück und senkte die Waffe. »Bran? Was ist mit Bran?«
    Er ist der, auf den deine Bezeichnung Dämon passen würde, so wie wir sie verstehen , erklärte die Flugbestie. Geschichten, die er erzählt, werden Wirklichkeit. Er kann die Wirklichkeit damit verändern. Seine Macht reicht durch Zeit und Raum.. Er ist es, der die Aska knechtet. Mit der Macht seiner Worte hat er uns gerufen, um durch uns eine Bedrohung für den Stamm zu schaffen. Nichts können wir dagegen tun. Es ist die Bestimmung, die er uns aufzwang, daß wir töten, wieder und wieder und wieder.
    »Warum sollte er so etwas tun? Er selbst wird doch ebenfalls von euch bedroht«, murmelte Nicole ungläubig.
    Zuerst war es für ihn nur ein Spiel, mehr nicht. Doch schon bald merkte er, was er alles erreichen konnte. Er selbst ist nicht in Gefahr. Keine Geschichte, die er erzählt, setzt ihn selbst in den Mittelpunkt. Dadurch, daß alle Furcht empfinden, hat er sie in seiner Gewalt. Er schildert ihnen die Bedrohung, und mit anderen Geschichten gibt er ihnen wieder Hoffnung. So folgen sie ihm blindlings und werden alles tun, was er von ihnen verlangt -oder was er ihnen in seinen Geschichten vorgibt. Sie können nicht mehr anders, so wie wir auch nicht anders können. Die Macht seiner Worte ist zwingend.
    Diesmal beging er einen Fehler. Er erzählte euch in diese Wirklichkeit herein. Aber er hat euch unterschätzt. Als er es merkte, versuchte er, diesen Fehler wieder auszugleichen. Er mußte die Aska dazu bringen, daß sie euch nicht
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