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0615 - Der träumende Dämon

0615 - Der träumende Dämon

Titel: 0615 - Der träumende Dämon
Autoren: Werner Kurt Giesa
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seiner Wunschvorstellung eine ganze Welt zerstören?
    Julian Peters kann das, durchfuhr es ihn. Julian, der Träumer! Aber Julian konnte nur Traumwelten wieder auslöschen, die er selbst geschaffen hatte!
    Das hier war etwas ganz anderes!
    »Du hast es tatsächlich getan«, sagte jetzt auch T'Carra, aber in ihrer Stimme klang kein Vorwurf auf, sondern zu Zamorras Verwunderung so etwas wie ehrfürchtiges Staunen. »Du hast den Weg zu den Träumen für immer geschlossen! Keiner von uns wird je wieder dorthin gelangen, und ich… ich werde nun immer so bleiben, wie ich jetzt bin.«
    Oh, verdammt! dachte Zamorra.
    Das nimmt sie mir nun übel! Und jeden Moment rechnete er damit, daß sie ihn jetzt mit ihrer Corr-Magie angriff, um ihn für seinen Frevel zu bestrafen.
    Denn wenn sie wirklich T'Carra war, dann war er jetzt zum zweiten Mal daran schuld, daß T'Carra ein anderes Aussehen hatte als die ›normalen‹ Corr!
    Doch T'Carra griff ihn nicht an.
    Sie lächelte auf eine sehr rätselhafte Weise; die legendäre Mona Lisa hätte es nicht besser gekonnt.
    Sie trat direkt auf ihn zu, ein bildhübsches Mädchen in einem kurzen weißen Kleid, das für die Jahreszeit viel zu dünn war, aber das Mädchen fror nicht. Ungewöhnlich - unmenschlich waren nur die farbenprächtigen Flügel und die spitzen Elfenohren.
    »Zamorra«, sagte sie.
    Fragend sah er sie an; er spürte, daß sie keine Gefahr für ihn darstellte - jetzt nicht mehr. Woher er diese Sicherheit nahm, konnte er nicht sagen. Aber er erwiderte T'Carras Lächeln und streckte ihr die Hand entgegen.
    Sie ergriff sie nicht.
    Aber sie sagte:
    »Dieses Aussehen wollte ich schon lange erreichen. Bisher war mir das nur in meinen Träumen möglich. Doch nun ist diese Gestalt für mich endgültig gefestigt. Das ist schön, Zamorra. Weißt du, wie wunderbar es ist, wenn ein Traum zur Wirklichkeit wird?«
    Zamorra nickte. »Ich kenne dieses Gefühl«, sagte er. »Man erlebt es leider viel zu selten.«
    »Aber es ist auch sehr schade, daß ich jetzt in meinen Träumen nicht mehr nach Wahrheiten suchen kann«, fuhr T’Carra fort. »Du hast Glück, Zamorra, daß ich inzwischen erfahren habe, was mir wichtig ist. Ich hätte dich sonst getötet. So aber sind wir quitt.«
    Damit schwang sie sich in die Luft und schwirrte mit schnellem Flügelschlag davon. Fooly breitete sofort seine eigenen Schwingen aus, um ihr zu folgen. Aber er brach den Versuch wieder ab. T'Carra konnte wesentlich besser fliegen als er und war bereits über den Hausdächern verschwunden, noch ehe er selbst sich halbwegs erhoben hatte.
    So blieben Zamorra und Fooly auf einer recht belebten Straße Roms zurück, umringt von Dutzenden von sensationshungrigen Menschen.
    Mit wildem Sirenengeheul näherte sich ein Einsatzwagen der Polizia municipale…
    ***
    »Das war T'Carra!« entfuhr es Zorak. »Und dort ist Zamorra! Sagtet Ihr nicht, T'Carra sei nicht in Gefahr? Aber sie befindet sich jetzt hier in dieser Welt, in der Zamorras Magie sehr wohl funktioniert und T'Carra töten kann! Ich…«
    Zarkahr unterbrach sie mit einer herrischen Handbewegung.
    »Das war T'Carra? Du redest im Wahn!« donnerte er.
    »Es war T'Carra«, versicherte Zorak.
    »Aber - sie hat nicht die geringste Ähnlichkeit mit…«
    »Mit einem Corr?« Zorak lachte bitter auf. »Das hatte sie doch noch nie. Habt Ihr das etwa vergessen, Herr?«
    Zarkahr antwortete nicht. Er war wie gelähmt. Daß T'Carra sich so sehr verändert hatte, damit hatte er nicht gerechnet. Es durchkreuzte fast alle seine Pläne. Er hatte gehofft, T'Carra für seine Intrigen im Kampf um noch mehr Macht und Einfluß benutzen zu können. Aber ein Wesen, das aussah wie eine Elfe, war seinen Plänen nicht gerade dienlich…
    Und - konnte er unter diesen Umständen die Falle überhaupt noch zuschlagen lassen? Zamorra vorzugaukeln, hier in der Wohnung befinde sich T'Carra, war jetzt ja wohl illusorisch, nachdem der Dämonenjäger Zoraks Bastard davonfliegen gesehen hatte.
    Aber in diesem Moment, in welchem Zarkahr in seinen Überlegungen verharrte, handelte Zorak.
    ***
    Nicole sah Zamorra, Fooly und das eigenartige Schmetterlingswesen im gleichen Moment auftauchen, in dem sie das Amulett zu sich rief.
    Daß sie dadurch auch Zamorra und die anderen zu sich gerufen hatte, konnte sie nicht ahnen. Die magischen Gesetze einer unbegreiflichen Welt wurden auf diese seltsame Weise wirksam.
    Genausowenig ließ sich mit endgültiger Sicherheit sagen, ob die Traumwelt tatsächlich verloschen
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