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0615 - Der träumende Dämon

0615 - Der träumende Dämon

Titel: 0615 - Der träumende Dämon
Autoren: Werner Kurt Giesa
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müssen wir sowieso in seine Nähe kommen. Ich glaube, ich werde dich tragen können.«
    Zamorra runzelte die Stirn. »Tragen? Meinst du etwa…?«
    »Ich meine!« bekräftigte Fooly entschlossen. »Halte dich an mir fest, Chef! Das kriegst du doch wohl irgendwie hin, oder?«
    »Oh, nein«, murmelte Zamorra. »Mir bleibt heute wohl auch überhaupt nichts mehr erspart, wie? Zuerst Assi, dann diese total verrückte Traumwelt, und jetzt soll ich mich auch noch von dir fliegen lassen? Beim Wurzelbart der Panzerhornschrexe - womit habe ich das verdient?«
    »Nun halte dich schon fest«, verlangte Fooly. »Sonst können wir sie nicht mehr überraschen.«
    »Können wir das denn überhaupt noch?« überlegte Zamorra. »Du hast irgendwie Kontakt zu ihnen gehabt. Umgekehrt müssen sie aber auch deine Nähe gespürt haben. Die Corr sind nicht dumm, und sie verfügen über beachtliche Fähigkeiten und Kräfte. Ich bin sicher, daß sie von dir wissen. Also werden wir sie wohl kaum noch überraschen können, oder?«
    »Natürlich wissen sie von mir«, sagte Fooly. »Sie gehen aber garantiert davon aus, daß ich weiß, daß sie mich entdeckt haben, und ich mich deshalb viel vorsichtiger anpirsche, als ich es sonst zu tun pflege. Aber wenn wir jetzt einen Blitzangriff starten, erwischen wir sie noch mit heruntergelassenen Hosen.«
    »Wo hast du denn den Ausdruck her?« ächzte Zamorra, der sich nicht erinnern konnte, jemals in so lockerem Slang geredet zu haben. Den konnte Fooly nur in Mostaches Schnapsbude aufgeschnappt haben…
    Fooly verzichtete auf eine Antwort. Statt dessen begann er bereits heftig zu flattern. Zamorra beeilte sich, an ein paar der dreieckigen Hornplatten Halt zu finden, die vom Kopf bis zur Schwanzspitze über Foolys Rücken verliefen. Dabei wedelte der Drache dermaßen haarsträubend mit seinen Stummelflügeln, daß Zamorra aufpassen mußte, nicht aus Versehen davon getroffen zu werden.
    Foolys Flugkünste spotteten jeder Beschreibung. Ein liebeskrankes Huhn flatterte wesentlich eleganter. Das lag daran, daß Foolys Drachenschwingen eben zu klein waren. Allen Naturgesetzen zufolge hätte er sich damit nicht einmal ein paar Zentimeter hoch in die Luft erheben dürfen. Aber wahrscheinlich erging es ihm ähnlich wie der Hummel. Dieses Insekt ist ebenfalls viel zu schwer für seine Flügel; aller Physik nach kann es überhaupt nicht fliegen. Da das der Hummel aber bisher niemand gesagt hat, schert sie sich nicht um Schwerkraft, Gewicht und mangelnden Auftrieb und fliegt einfach trotzdem -zum Erstaunen der Wissenschaftler.
    Immerhin; bei Fooly ließ sich das Phänomen wenigstens noch mit Drachenmagie erklären, wenngleich der Drache in jüngster Zeit vehement abstritt, mittels Magie zu fliegen.
    Zamorra wollte es gerade jetzt auch gar nicht so genau wissen. Er wollte diese Prozedur nur so schnell wie eben möglich hinter sich bringen.
    Fooly nahm Maß - und jagte mit Zamorra direkt auf ein geschlossenes Fenster des Nachbarhauses zu.
    Und glatt hindurch!
    Unwillkürlich hatte Zamorra die Augen geschlossen, die Tollkühnheit des Drachen verflucht und - nichts war geschehen. Keine klirrenden Glasscherben, keine Schnittverletzungen, nichts! Als Zamorra sich umsah, stellte er verblüfft fest, daß das Fenster heil geblieben war!
    »Mauerwerk hält den Drachen auf - Glas nicht«, verkündete Fooly zur Erklärung. »Das wußten sogar schon eure alten Chinesen.«
    »Das werde ich mir merken«, murmelte Zamorra. »Und du selbst solltest es auch tun, Drache! Ab jetzt hast du nämlich keine Entschuldigung mehr, wenn du mal wieder durch ein geschlossenes Château-Fenster saust und einen Haufen Scherben hinterläßt…«
    »Kleingeist«, grummelte Fooly. »Du mußt nicht immer alles so verbissen sehen, ja? Jetzt hauen wir erst mal die Dämonen in die Pfanne!«
    Und schon stürmte er vorwärts; geradewegs durch eine bis dahin geschlossene Tür.
    Die war nicht aus Glas, das Drachen nicht aufhalten kann.
    Dafür aber im nächsten Moment restlos zertrümmert…
    ***
    An einem anderen Ort versuchte T'Carra noch einmal, zu träumen.
    Aber es gelang ihr nicht mehr. Zumindest nicht in der Form wie einst, daß sie in diesen Träumen Wahrheiten erleben und in die Gedanken und Erinnerungen anderer Wesen eindringen konnte, um jene Erinnerungen erlebnishaft nachzuvollziehen, als sei sie unmittelbar beteiligt oder es gar selbst…
    Doch sie konnte nicht mehr in die Traumwelt eintauchen. Es gab für sie keinen Weg mehr dorthin.
    Es gab nur
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