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0614 - Der Clan der Wölfe

0614 - Der Clan der Wölfe

Titel: 0614 - Der Clan der Wölfe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hier abgesetzt, und jetzt war er überfällig.
    Es war eigentlich nicht seine Art, sich zu verspäten. In Feurs gab es nichts, was ihn hätte aufhalten können.
    Was Nicole sich vorstellen konnte, war eine Autopanne.
    Auch bei modernsten Fahrzeugen kam so was ja mal vor. Nur mit ihrem Cadillac-Oldtimer hatte sie noch nie Probleme gehabt. Der chromblitzende ’59er mit den riesigen Heckflossen war einfach nicht kleinzukriegen.
    Allerdings hegte und pflegte sie ihn auch ständig.
    Andere sahen in ihren Vehikeln kaum mehr als profane Fortbewegungsmittel und ließen sie gemütlich vor sich hin rosten.
    »Noch einen Apfelsaft?« fragte Mostache an.
    »Nee, aber ’ne Portion Geduld«, forderte sie. »Und wenn’s geht, ziemlich schnell…«
    »Hahaha«, machte Mostache finster. »Der Witz hat doch ’nen so langen Bart, daß damals schon mein Dinosaurier drüber gestolpert ist…«
    »Dann hol doch die Bartwickelmaschine aus dem Keller.«
    Wieder sah Nicole auf die Uhr. »Da ist doch was passiert!«
    Der Wirt setzte sich zu ihr an den Tisch. »Was soll denn passiert sein? Wie lange wartest du jetzt schon? Eine halbe Stunde? Vielleicht hat er nicht gleich bekommen, was er besorgen wollte. Vielleicht hat er tatsächlich ’ne Panne. Bei dieser ganzen tierischen Elektronik, die sie heute in die Autos bauen, weiß doch kein Mensch mehr…«
    Nicole preßte die Lippen zusammen. Natürlich hatte Mostache recht. Es gab keinen Grund, sich aufzuregen für eine halbe Stunde Verspätung. Wahrscheinlich tauchte Zamorra schon in den nächsten Sekunden auf. Und wenn es noch etwas dauerte - warum nicht?
    Aber da war etwas in ihr, das ständigen Alarm auslöste. Eine Art sechster Sinn, und der signalisierte ihr, daß Zamorras Verspätung keine normale, harmlose Erklärung fand.
    Daß ihm etwas zugestoßen war!
    Eine Art hellseherische Ahnung?
    »Mostache, kann ich dein Auto haben?« stieß sie plötzlich hervor.
    »Du hast doch selbst…«
    »Oben beim Château! Aber den Wagen bringen zu lassen, dauert, und ich glaube…«
    Sie verstummte.
    Mostache sah die Unruhe in ihr. Er griff in die Tasche und warf ihr den Schlüsselbund zu. »Wie man so was fährt, weißt du ja… aber bring ihn mir heil wieder!«
    »Danke.« Sie sprang auf, hauchte ihm einen Kuß auf die Wange und stürmte nach draußen.
    Überrascht tastete Mostache nach der Stelle, an der Nicoles Lippen seine Bartstoppeln berührt hatten. »Himmel, da brennt’s aber…«
    Der betagte Chevrolet Caprice-Kombi stand in der Garageneinfahrt neben dem Haus. Warum Mostache sich vor ein paar Jahren ausgerechnet einen alten amerikanischen Straßenkreuzer gekauft hatte, der Benzin faßweise soff, begriff Nicole immer noch nicht, weil dieser Chevy doch zu den Brot-und Butter-Autos seiner Zeit gehörte und nichts Besonderes war. Ein Kombi oder Van wäre für Mostache wesentlich praktischer gewesen. Oder ein richtiger Oldie als Liebhaberfahrzeug… aber der Caprice Station Wagon war ein reines Gebrauchsauto.
    Und dieses Gebrauchsauto jagte sie jetzt auf die Straße und aus dem Dorf hinaus.
    So irrational es war - sie konnte deutlich spüren, daß Zamorra in Gefahr war…
    ***
    Zamorras Sturz dauerte nur ein paar Sekunden. Dann landete er weich auf festem Boden. Ein Blick nach oben zeigte ihm lediglich Schwärze.
    Wie auch ringsum.
    Plötzlich griff jemand aus der Dunkelheit heraus zu, riß ihm Jacke und Hemd auf und zog ihm die Halskette mit dem daran hängenden Amulett über den Kopf. Zamorra griff sofort zu, wollte den Diebstahl verhindern, aber der andere war erheblich schneller.
    In der Schwärze schien er sehen zu können wie eine Katze.
    Andere Hände packten zu, suchten Zamorra nach Waffen ab und nahmen ihm mit dem Geschick geübter Taschendiebe Geldbörse, Ausweis und Armbanduhr ab. Das störte ihn mehr als der Diebstahl des Amuletts. Das konnte er schließlich jederzeit mittels eines telepathischen Rufes unmittelbar in seiner Hand erscheinen lassen.
    »Was soll das, zum Teufel?« stieß er hervor.
    Jemand lachte leise in der Finsternis.
    »Ich möchte sichergehen, daß Sie nichts gegen mich unternehmen. Professor.«
    »Wer sind Sie?« fragte Zamorra. »Was soll dieser blödsinnige Affenzirkus? Auf Kidnapping steht Gefängnis, und das nicht zu knapp.«
    »Niemand wird mich anklagen, niemand wird mich verurteilen, und niemand wird mich einsperren«, sagte der Fremde. »Licht.«
    Es wurde etwas heller, wenn auch nicht viel.
    Zamorra erkannte einen humanoiden Schatten, der sich
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