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061 - Im Reich der Tausend

061 - Im Reich der Tausend

Titel: 061 - Im Reich der Tausend
Autoren: Ronald M. Hahn
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höchstpersönlich! Das gibt ein Gemetzel…«
    Entweder dürstete es die mörderische Hoheit wieder mal nach Blut, oder sie hatte die Trägheit ihres Offizierskorps satt und glaubte, ein ordentliches Massaker unter Kriegsbedingungen sei genau das Richtige für ihre erschlaffte Familie.
    Dass sich Fjodoor der Gütige für sein Manöver ausgerechnet die Nachfahren einer deutschen Anti-Terror-Einheit als Gegner ausgesucht hatte, konnte sich nur als fatal erweisen.
    Diese Typen waren gründlich. Er ging jede Wette ein, dass sie fünfhundert Jahre lang eisern ihrer Zentralen Dienstvorschrift gefolgt waren.
    »Der Zar!«, keuchte der verdiente Gelehrte Stepaan und setzte sich erst einmal in den Schnee.
    »Kann mir mal jemand sagen…«, - Aiko deutete um sich -, »in was ich hier reingeraten bin?«
    »Dafür ist jetzt keine Zeit«, stieß Matt hervor. In seinem Schädel rasten die Gedanken.
    Mit welcher Fraktion, fragte er sich, konnte man besser reden? Fjodoor der Gütige hatte einen Sprung in der Schüssel. Er überschätzte die Schlagkraft seiner Truppen vermutlich maßlos und war so arrogant, wie man es von einem debilen Despoten erwarten konnte…
    Oberst Hartwig hatte relativ vernünftig auf Matt gewirkt - aber dem hatte Aiko in die Magengrube getreten. Würde er ihm noch vertrauen?
    »Davaj! Davaj! Wir müssen dringend etwas unternehmen, Lejtenant«, ließ sich Stepaan vernehmen. Seiner verzweifelten Miene nach zu urteilen hatte er erkannt, was ein Zusammenstoß der beiden Truppen bedeuten würde.
    Matt gab seinen Begleitern einen Wink. »Los, zurück ins Haus!«
    Zu spät; Lejtenant Iwaan, der neben Fjodoor dem Gütigen marschierte, hatte sie schon erspäht, denn er winkte ihnen heftig zu und machte auch seinen Großvater auf seine Entdeckung aufmerksam.
    Durch den Torbogen der Stadtbibliothek lugten nun zahlreiche Köpfe und die Läufe von Schusswaffen. Jemand schrie »Alarm!«. Sekunden später dröhnten die Motoren der beiden restlichen Panzer auf. Kurz darauf rollte das erste Fahrzeug dröhnend durch den Torbogen und schob das von Trümmern bedeckte Wrack zur Seite, um freies Schussfeld zu schaffen.
    Als Fjodoor der Gütige das Eisenmonstrum auf Ketten erblickte, brachte er seine Elitetruppe mit erhobenem Arm zum Stehen. Seine mit Pelzmützen und scharlachroten Jacken bekleideten Mannen huschten, alte israelische MPs in den Händen, in Hauseingänge und Einfahrten und nutzten jedes Stück Schrott als Deckung, das auf der verschneiten Straße lag.
    »Ergebt euch, faschistische Okkupanten!«, brüllte der Zar in russischer Sprache. Er riss seine Colts aus den Holstern und feuerte zwei Schüsse in die Luft ab. »Sonst werde ich unverzüglich die Kampfhandlungen einleiten!«
    »Wer ist dieser Kerl und was hat er vor?«, fragte Aiko. Stepaan erwachte aus seiner schockierten Erstarrung und übersetzte die Worte seines Herrschers. Danach blickte Aiko noch immer nicht klüger drein.
    Matthew Drax überlegte noch immer, aber er kam nur zu der Erkenntnis, dass er in seinem ganzen Leben noch nie in einer so ausweglosen Situation und derart zwischen den Fronten gesteckt hatte.
    Als der Panzer seine Kanone auf die Offiziersstreitmacht des Reiches der Tausend ausgerichtet hatte, traten Oberst Kevin und Hauptmann Tom auf die Straße hinaus. Ersterer hielt sich den Bauch, zweiterer das Kinn. Matt sah ihnen an, dass sie über das Auftauchen der scharlachroten Infanterie so überrascht waren wie er.
    Jetzt war es an ihm, zu handeln. Jetzt oder nie…
    Er trat aus dem Hauseingang und winkte dem Chef der Yukonier zu. »He, Oberst!«, rief er auf Deutsch. »Ich möchte mit dir sprechen!«
    Bevor der Offizier antworten konnte, richtete Fjodoor der Gütige seine Knarren auf ihn und feuerte. Oberst Kevin Hartwig ließ sich geistesgegenwärtig zu Boden fallen. Ein gutes Dutzend seiner Leute sprang mit gezückten Schießeisen vor, um ihm Feuerschutz zu geben, doch bevor sie einen Schuss abgeben konnten, verlor der Panzerkanonier die Nerven: Mit einem teuflischen Pfeifen schoss eine armlange Granate aus dem Rohr und schlug inmitten von Fjodoors Armee in die Straße ein.
    Matt und seine Gefährten sprangen zurück. Sie hörten das Krachen und das rollende Echo der Explosion, spürten die Druckwelle, die an ihnen zerrte.
    Als sie die Augen wieder öffneten, regneten ungefähr zwei Dutzend zaristische Elite-Lejtenants ringsum auf den harten Schnee der Straße nieder. Genau konnte man ihre Zahl anhand der Einzelteile nicht mehr
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