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061 - Im Reich der Tausend

061 - Im Reich der Tausend

Titel: 061 - Im Reich der Tausend
Autoren: Ronald M. Hahn
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Nanuuk. »Die ganze Welt ist von Eis und Schnee bedeckt.«
    »Aber man hat uns verraten«, fuhr Matt fort. »Wir wurden erwischt und gezwungen, hier zu bleiben. Erst Aiko - der andere Mann, den ihr gefangen habt - war bereit, uns bei der Flucht zu helfen. Wir schulden unserem Herrscher keinen Dank. Im Gegenteil: Wir sind froh, wenn er abdanken muss.«
    Oberst Kevin schaute Hauptmann Tom an. »Und was verlangst du für dein… Entgegenkommen?«
    »Lasst Aruula und Aiko frei, und ich zeige euch den Einstieg ins Reich der Tausend.« Er schaute Kevin Hartwig an und sah, dass sich dessen Stirn in nachdenkliche Falten legte.
    Ich weiß, was du denkst, dachte er. Du fragst dich, was du machen sollst, weil Aruula euch längst entwischt ist. Wenn du sagst, dass sie weg ist, musst du damit rechnen, dass ich auf stur schalte. Also musst du jetzt Folgendes tun…
    »Da fällt mir ein«, sagte Hauptmann Tom Nanuuk plötzlich, und in seinen dunklen Augen glitzerte offenes Misstrauen, »woher hast du eigentlich gewusst, dass du in unserer Datenbank nach dem Begriff ›Camp Bismarck‹ suchen musstest?«
    Oberst Kevin zuckte zusammen. Seine Kinnlade sackte herunter.
    O Scheiße. Damit hatte Matt nicht gerechnet. Sein ganzer schöner Plan kam ins Wanken. Jetzt brauchte er schnell eine gute Erklärung!
    »Ich hab die Posten an der Tür belauscht«, sagte er. »Ich habe zwar kaum was verstanden, aber was ein Camp ist, weiß doch jedes Kind.«
    Tom und Kevin schauten sich an. Ihre Anspannung löste sich; der Bluff schien zu funktionieren.
    »Im Prinzip sind wir mit deinem Vorschlag einverstanden«, sagte Kevin Hartwig schließlich. Er schaute Tom an, dessen Stirn sich fragend runzelte, da er offenbar keine Ahnung hatte, was sein Kollege plante. »Allerdings müssen wir uns deiner Kooperation versichern - du weißt, was ›Kooperation‹ bedeutet?«
    Matt zuckte die Schultern. »Äh… nein.«
    »Ist ganz einfach: Wir tun was für dich, du tust was für uns. Wenn wir dir aber Aruula und Aiko geben, können wir nicht sicher sein, dass du nicht einfach mit den beiden das Weite suchst.«
    »Das würde ich niemals tun!«, empörte sich Matt im Brustton der Überzeugung.
    »Natürlich nicht. Aber sicher ist sicher«, erklärte Oberst Hartwig. Matt musste an sich halten, bei seinem Sesamstraßen-Tonfall nicht in Gelächter auszubrechen. »Schau mal: Wir geben dir Aiko, um dir unseren guten Willen zu beweisen. Dann zeigt ihr uns den Zugang zum Reich der Tausend. Und danach lassen wir auch Aruula frei. Na, was hältst du davon?«
    Das war genau mein Plan, Pappnase, dachte Matt. Ich hätte ihn nicht besser formulieren können. Laut sagte er: »O… okay. Einverstanden.«
    Oberst Kevin und Hauptmann Tom atmeten auf. Dann drehte Tom sich auf dem Absatz um und verließ den Raum. Matt lauschte seinen dumpfen Schritten, während er sich möglichst beiläufig im Raum umsah. Die transparente Folie, mit der das Fenster versiegelt war, schien nicht besonders dick zu sein. Mit genügend Schwung würde sie reißen. Denn eines war klar: Wenn eine Flucht gelingen sollte, dann sofort. War erst eine Mannschaft aufgestellt, die Aiko und ihn begleiten sollte, war es zu spät.
    Hauptmann Tom Nanuuk kehrte zurück, Aiko im Schlepptau. Man hatte dem Cyborg die Hände auf den Rücken gefesselt. Hoffentlich nicht mit einem Material, das zu stark war für seine bionischen Muskeln.
    Dass Aiko bei Matts Anblick keine Miene verzog, sprach für sein taktisches Denkvermögen: Da er nicht wusste, was hier gespielt wurde, und nicht ahnen konnte, was Matt den Fremden erzählt hatte, wollte er niemandem zeigen, wie er zu ihm stand. Er nickte ihm nur kurz zu.
    Matt stand auf und strahlte übers ganze Gesicht. »Aiko!«, rief er aus. »Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist. Bald wird auch Aruula frei sein und wir können endlich nach Süden fahren!«
    Aiko strahlte zurück, ersparte sich aber vorsichtshalber eine Antwort. Matt eilte auf ihn zu und umarmte ihn überschwänglich.
    »Schnapp dir den mit der Pelzmütze«, raunte er dabei, »und dann ab durchs Fenster!« Er konnte sicher sein, dass Aiko ihn verstanden hatte; dem verbesserten Hörsinn des Cyborgs entging fast nichts.
    Als sich Matt von Aiko löste, ging alles ganz schnell. Oberst Kevin sah nur noch einen Schemen auf sich zurasen, dann erwischte ihn Aikos gestrecktes Bein in der Magengrube und schleuderte ihn gegen die Wand. Noch während des Sprungs zerriss der Cyborg seine Fesseln und fing den Bewusstlosen auf.
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