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061 - Im Reich der Tausend

061 - Im Reich der Tausend

Titel: 061 - Im Reich der Tausend
Autoren: Ronald M. Hahn
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Lautlos ließ er ihn niedersinken.
    Auch Hauptmann Tom kam nicht mehr dazu, eine Lautäußerung zu tätigen, als ihn Matts Faust unter dem Kinn erwischte, genau auf den Punkt. Nur ein schwaches Seufzen kam noch über seine Lippen. Die Handfeuerwaffe, die er bereits gezogen hatte, entglitt seinen kraftlosen Fingern. Matt fing sie auf, bevor sie zu Boden poltern konnte.
    Doch alle Vorsicht war vergebens, als die Tür aufschwang und ein weiterer Soldat den Raum betrat. Für einen Moment blieb er wie erstarrt stehen und starrte auf die Szene, die sich ihm bot. Dann fuhr seine Hand zur Waffe, während sein Mund sich öffnete und dissonante Töne von sich gab, die nach »Aaalaaarm!« und »Waaaacheee!« klangen.
    Matt konterte mit einem beherzten »Raus hier!«
    Gleichzeitig liefen sie los, stießen sich ab und hechteten durch das provisorische Fenster. Die Folie verwandelte sich in Fetzen. Sie tauchten in die eisige Außenluft, rollten sich auf dem schneebedeckten Boden ab und kamen fast synchron wieder auf die Beine.
    Hinter ihnen war das charakteristische Zischen einer Laserwaffe zu hören, doch der Soldat fand nicht die Zeit zum Zielen.
    »Weiter!«, keuchte Matt.
    »Moment!« Aiko stoppte abrupt. »Wo ist Aruula?«
    »In Sicherheit. Bei meinen Tovarischi.« Matt spurtete durch den Schnee; Aiko hielt mit.
    Schüsse krachten. Im Hintergrund wurden jetzt auch konventionelle Waffen abgefeuert.
    Der Soldat brüllte sich noch immer die Seele aus dem Leib.
    Im Laufen musterte Matt kurz die erbeutete Waffe. Sein Daumen ertastete den Sicherungshebel.
    »Tovarischi?«, fragte Aiko, als sie über den Hof stürmten.
    Matt grinste. »Ist eine lange Geschichte. Erzähle ich dir unterwegs.«
    Matt und Aiko jagten wie zwei Schatten über den weißen Boden, nutzten die klobigen Kettenfahrzeuge als Deckung und näherten sich dem Torbogen.
    Dort wartete die nächste unangenehme Überraschung auf sie: Offenbar waren nach Matts Eindringen zwei zusätzliche Wachen am Tor postiert worden, die nun das Feuer auf sie eröffneten. Rings um Matt und Aiko spritzte der Schnee auf. Sie mussten in Deckung gehen, wollten sie keine perfekten Ziele abgeben. Und saßen damit in der Falle zwischen Tor und Bibliothek!
    Matt hob seinen Schussarm über die Tonne, hinter der er untergetaucht war, und erwiderte blind das Feuer.
    Erst hielt das Gefecht an. Dann ertönte ein Schrei und die Schüsse blieben aus. Trotzdem jagte Matt noch ein paar Salven zum Tor.
    Ein russischer Fluch klang herüber, dann Stepaans Stimme: »Hör auf! Du triff st uns noch!«
    Matt erhob sich aus seiner Deckung und stellte fest, dass sich die zaristischen Mannen und Aruula der Wachen angenommen hatten. Der Weg war frei.
    »Das sind meine Tovarischi«, rief er Aiko zu, als sie die letzten fünfzehn Meter überwanden. Weitere Soldaten kamen schießend aus dem Gebäude, doch Nikolaai, Aljooscha und Diimitri gaben ihnen Feuerschutz.
    Das Blatt wendete sich erneut, als sie Aruula und die vier anderen gerade erreichten. Einer der Yukonier musste es zu den Panzern geschafft haben, denn plötzlich dröhnte ein schwerer Motor auf, und das Rasseln von Ketten drang an ihre Ohren. Aljooscha erbleichte, deutete durch den Torbogen und schrie: »Faschistskie Okkupanyj v'ataku!«
    »Bljath!«, zischte Nikolaai.
    Matts Kopf flog herum. Ataku konnte eigentlich nur so was wie Attacke bedeuten. Und in der Tat: Der zuvorderst stehende Panzer rollte auf den Torbogen zu. In seiner Deckung bewegten sich ein Dutzend Soldaten, die ihre Schießeisen schwangen.
    Sie feuerten aus allen Rohren auf den Panzer - ohne Erfolg. Ihre Kugeln zerkratzten höchstens die stählerne Außenhaut des Ungetüms, prallten ab und pfiffen als Querschläger davon.
    Matt sah über die Schulter zurück. Es war zu riskant, die offene Straße als Fluchtweg zu benutzen. »Ins nächstbeste Haus!« Er packte Aruulas Ellbogen und zerrte sie in den Hauseingang direkt hinter ihnen. »Und zur Hintertür wieder raus!« So würden sie zumindest den Panzer für eine Weile aufhalten.
    Aruula sprang in den Flur. Aiko und Aljooscha folgten ihr fluchend in das finstere Gemäuer. Nikolaai half dem greisen Gelehrten Stepaan, dessen Kräfte rapide nachließen. Diimitri gab ihnen Feuerschutz.
    Sie waren kaum in den Hausflur eingetaucht, als die Panzerkanone röhrte. Eine Druckwelle schleuderte sie als Menschenknäuel gegen die Wand. Der Boden unter ihren Füßen bebte, und ein heißer Hauch strich über sie hinweg.
    Als sie sich aufrappelten und ihre
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