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061 - Im Reich der Tausend

061 - Im Reich der Tausend

Titel: 061 - Im Reich der Tausend
Autoren: Ronald M. Hahn
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Kevin bemerkte den Fauxpas seines Kampfgefährten und beeilte sich fortzufahren: »Im Camp herrscht das große Fracksausen. Wer kann, haut ab, um sein Glück anderswo zu suchen. Wir hatten die Legende vom 'Reich der Tausend' gehört und dachten uns, es wäre vielleicht ein wahrer Kern daran.«
    »Wenn man uns hier nicht aufnimmt, sind wir erledigt«, fügte Hauptmann Tom hinzu.
    »Für eine Rückfahrt reichen unsere Reserven nicht mehr aus.«
    »Ich kenne den Zaren«, sagte Matt. »Er glaubt, ich arbeite für ihn. Er ist ein unberechenbarer Bastard, aber ich denke, mit den richtigen Worten kann man ihn überzeugen. Ich versuche mein Bestes.«
    »Dein Wort in Ghus Ohr«, sagte Hauptmann Nanuuk.
    Matt nickte den beiden Offizieren zu, dann machte er sich, den weißen Fetzen schwenkend, auf den Rückweg.
    ***
    »Was soll ich tun?!«, kreischte Fjodoor der Gütige, nachdem Matthew Drax sein Ansinnen vorgebracht und der verdiente Gelehrte Stepaan es übersetzt hatte. »Ich soll faschistische Okkupanten in mein prachtvolles Reich aufnehmen?!«
    »Nun ja, Majestät…«, gab Matt zu bedenken, »mit der Pracht ist es nicht mehr weit her, wie Ihr zugeben müsst. Euer Reich zerfällt, weil es niemanden mehr gibt, der es repariert.« Er erntete eifriges Nicken ringsum.
    Nur der Zar blieb uneinsichtig. »Sie haben mit einem Schuss neunzehn meiner Lejtenants getötet!«
    »Ihr habt zuerst geschossen«, konterte Matt. »Die Yukonier«, - er hatte beschlossen, sie weiterhin so zu nennen -, »haben sich nur verteidigt. Und wenn sie noch einmal schießen, seid ihr erledigt.« Er drehte sich um und deutete auf die drohenden Rohre der leise vor sich hin wummernden Kampfmaschinen.
    »Und was haben diese Okkupanten anzubieten?«, schnappte der gütige Herrscher und gab sich die Antwort gleich selbst:
    »Faschistisches Gedankengut wie… äh… Kokakola, Mäckdonalds und Meikrosoft!«
    Matt war sich ziemlich sicher, dass Majestät nicht einmal den Hauch einer Ahnung hatte, von was er da redete. »Aber nicht doch!«, rief er, damit alle es hören konnten. »Sie bieten euch an, das Reich der Tausend zu reparieren, so dass es in altem Glanz erstrahlt!«
    Die pathetischen Worte taten ihre Wirkung. Lejtenant Iwaan, der bleich und käsig neben seinem Großvater stand, schaute auf einmal viel weniger skeptisch drein. Die überlebenden Zaristen diskutierten lebhaft. Die Stimmung kippte spürbar um.
    »Das wäre in der Tat ein Gewinn für unser Reich«, murmelte Lejtenant Iwaan.
    »Das ist Verrat!«, schrie Fjodoor der Gütige. »Nein, noch schlimmer! Es ist die Tyrannei der Demokraten!«
    »Die Alternative wäre der Verfall des Reiches«, warf Iwaan ein.
    Fjodoor stierte seinen Enkel an, als wolle er sein stählernes Gebiss in dessen Kehle schlagen. Rings um sie her wurden nun einige andere Stimmen laut und gaben Iwaan Recht.
    »Ich stimme Lejtenant Iwaan zu«, sagte Matt. »Die Yukonier sind, wie ich ausspioniert habe, verdiente Gelehrte und Ingenieure!«
    »Dann wollen wir uns mit ihnen verbrüdern«, ließ sich ein Lejtenant mit rotem Schnauzbart vernehmen. »Vielleicht können sie sogar das schreckliche Quietschen unserer Aufzüge abstellen!«
    »Ich bin davon überzeugt, dass sie das können - und noch vieles mehr!«, rief Matt, um den von Fjodoor abrückenden Offizieren den Rücken zu stärken.
    »Aber in unserem Reich leben doch schon tausend Menschen!«, jammerte Fjodoor der Gütige und warf halsstarrig die Arme in die Luft. »Mehr dürfen es nach den uralten Gesetzen niemals sein!«
    Matt deutete auf die verstreuten Überreste seiner Elitesoldaten. »Neunzehn Tote, sagst du, Fjodoor? Die Yukonier sind, glaube ich, auch neunzehn Mann. Wenn ihr sie aufnehmt, gleicht sich alles wieder aus.«
    »Ha!«, schrillte der Zar. »Und was ist mit dir und deinen Freunden?«
    Matt hob beschwichtigend die Hände. »Wir opfern uns der glorreichen Zukunft des Reiches und ziehen weiter«, sagte er, um einen bedrückten Ton bemüht.
    Bei so viel Opferbereitschaft gab Fjodoor auf. Seine Schultern sanken herab, die Unterlippe schob sich nach vorn, und er begann heftigst zu schmollen.
    Und Matt Drax drehte sich zu den falschen Yukoniern und seinen Freunden um und winkte ihnen zu. Aruula, Aiko, Nikolaai und Aljooscha traten ins Freie. Dann zeigten sich auch Oberst Kevin Hartwig und seine Truppe auf der Straße.
    ***
    »Ich schlage vor, Lejtenant«, sagte Matt zu Iwaan, »du stellst schon mal eine Delegation zusammen. Wegen der
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