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0602 - Brutstätte des Bösen

0602 - Brutstätte des Bösen

Titel: 0602 - Brutstätte des Bösen
Autoren: Jason Dark
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hinter dem Tor lag, darüber hatte sie bisher mit keinem von uns gesprochen. Ich riet auch nicht, stellte keine Fragen und wartete ab.
    Daß sie sich bewegte, war in der Finsternis mehr zu ahnen, denn über mein Gesicht glitt ein Luftzug. Wir hörten ihr Stöhnen und ein gleichzeitiges Scharren der Füße. Sie schaffte es nicht mehr, ruhig zu stehen. Die unheimliche Kraft mußte bereits auf sie übergeflossen sein.
    Auf einmal war das Licht da!
    Es explodierte vor uns und mußte einfach aus dem Körper des jungen Mädchens gedrungen sein. Ein knallharter, weiß und grünlichblauer Schein, der das Mädchen umtanzte wie ein Vorhang. Jede Einzelheit an ihr konnten wir erkennen und auch, daß sich die langen Haare aufrichteten.
    Glenda faßte mich an. »Das ist wie ein magischer Strom«, flüsterte sie. »Wie ein Strom.«
    Da hatte sie nicht unrecht, und dieser Strom blieb auch bei Rosa.
    Er verstärkte sich sogar, denn die geballte Kraft drang plötzlich aus ihren Augen.
    Sie bewegte zusätzlich heftig den Kopf nach rechts und links, so daß wir ihre Pupillen erkennen konnten, die in dem Sinne des Wortes keine mehr waren. Sie bestanden aus weißen Flecken, die ihre gesamte Augengröße einnahmen.
    Ein schlimmes Bild, etwas, das ein Mensch kaum mehr verkraften konnte, aber sie besaß die Energie und ließ die Blitze, die aus den Augen strömten, über das Höllentor zucken.
    Sie berührten dabei auch das Siegel, das ebenfalls eine andere Farbe bekam und wo der Riß sich vergrößerte, Fingerbreite bekam und anfing zu knacken.
    »Sie schafft es!« keuchte Glenda neben mir. »Ich spüre genau, daß sie es schafft. Es klappt, John, es muß einfach…«
    Glenda verstummte, weil Rosa einen leichten Schrei ausgestoßen hatte. Das helle Licht zuckte sogar aus ihren Fingern und drang ein in den schmutzigen Boden.
    Noch war das Tor geschlossen…
    Ich drückte ihr die Daumen. Längst hielt ich mein Kreuz in der linken Hand, mit der rechten holte ich den Silberdolch aus der Scheide.
    Auch Glenda umklammerte meine Beretta wie einen letzten Rettungsanker. Sie stand wie auf den Sprung, sie versuchte, sich zu beherrschen, was aber nicht klappte.
    Dann passierte es.
    Zuerst der Schrei!
    Er schnitt schrill und grell durch den Tunnel. Mit ihm zusammen vernahmen wir ein saugendes Geräusch, als hätte jemand die Tür eines Panzerschranks aufgezogen.
    Doch es war das Höllentor, das mit diesem satten Geräusch aufschwang. Vor unseren Augen kippte es nach vorn, prallte auf den Boden. Staub wallte auf, und Rosa schrie noch immer, als würde sie von unsichtbaren Händen in die Hölle gezerrt.
    Sie ging und blieb dabei wie eine Gestalt, die einem S.F.-Thriller entsprungen war.
    Nicht geschmeidig, nein, mit steifen Bewegungen überschritt sie die Schwelle zu einem Reich, in dem Menschen nichts zu suchen hatten, es sei denn, die dienten dem Teufel.
    Das taten wir drei nicht.
    Rosa ging den nächsten Schritt. Sie hatte Mut, diese Hölle zu betreten, und gleichzeitig verlöschte das unheimliche Schattenlicht, das ihren Körper umtanzte.
    Es wurde trotzdem nicht dunkel, denn hier, im Vorreich des Teufels, brannten sechs schwarze Kerzen, die ein düsteres Licht ausstrahlten und uns neben einer dumpf und krächzend klingenden Stimme willkommen hießen…
    ***
    Ich übertrat ebenfalls die Schwelle, während Glenda zurückblieb und mit der Beretta in einen Raum, ein Verlies zielte, in dem sich außer uns niemand befand.
    Es war ein uraltes Gefängnis, Staub der Jahrhunderte lag hier verteilt. Er klebte mehr als fingerdick auf einer alten Altarplatte, die von einem Gewebe aus feinen Spinnennetzen überzogen war. Die Kerzen standen unter anderem an den Rändern der Altarplatte, und mir rann eine Gänsehaut über den Rücken, als ich daran dachte, daß die Urchristen hier einmal ihre Messen gefeiert hatten.
    Jetzt war davon nichts mehr zu spüren. Der Raum befand sich in der Hand des Teufels. Überall strahlte das Böse. Ich sah es daran, wie sich mein Kreuz bewegte, eine optische Täuschung, denn das helle Licht rann über den Talisman hinweg.
    Spürte Rudolfo bereits die Energie?
    Rosa war erschöpft. Ich hörte sie jammern. An der Wand sackte sie in die Hocke.
    Ich aber ging vor. Nicht weit von der alten Altarplatte blieb ich stehen, das Kreuz hochhaltend und in das leere Verlies hineinrufend, dessen Wände meine Stimme irgendwie verfremdeten. »Rudolfo, Diener der Hölle, Günstling des Satans. Mensch, der du das Kreuz zur Schlange werden läßt. Ich
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