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0602 - Brutstätte des Bösen

0602 - Brutstätte des Bösen

Titel: 0602 - Brutstätte des Bösen
Autoren: Jason Dark
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hätte das Messer schon getroffen. Der Teufel hat sie geleitet, nur der Teufel!«
    Er konnte erzählen, was er wollte, ich glaubte ihm nicht. Glenda hatte sich vor Rosa gestellt. Wenn der Abt noch einmal angriff, würde er sie treffen.
    »Mörder!« schrie ich ihm entgegen. »Sie sind der Mörder eines Unschuldigen. Sie…«
    »John, paß auf!«
    Glendas Warnung kam gerade noch rechtzeitig, denn ich sah, daß sich das in der Brust des Toten steckende Kreuz bewegte. Zuerst zuckte es nur, dann schnellte es hoch und verwandelte sich innerhalb einer Sekunde in eine unterarmlange, dünne, geschmeidige Schlange, die rote Augen besaß und mit einem fauchenden Laut über unsere Köpfe hinwegstrich. Keiner von uns konnte sie halten, sie hatte einen anderen Weg eingeschlagen und raste dorthin, wo der Abt stand. Er drehte sich auf der Stelle und flüchtete in die Richtung, aus der er auch erschienen war.
    Was mit ihm geschah, entzog sich unseren Blicken, zudem mußten wir uns um den Padre kümmern.
    Wir knieten uns neben ihn. Ich leuchtete mit der kleinen Lampe in sein Gesicht, das durch den harten Schein einen noch blasseren Ausdruck bekommen hatte.
    Er war nicht tot, seine Lippen bewegten sich zitternd. Dort aber, wo ihn die Waffe getroffen hatte, breitete sich ein großer feuchter Fleck aus, der immer mehr an Größe gewann. Das Blut strömte aus seinem Körper. Daß er noch lebte, glich einem kleinen Wunder. Lange würde es nicht mehr dauern.
    Seltsamerweise war sein Blick klar, mit dem er uns anschaute. Er sah mir direkt in die Augen, dabei bewegte er die Lippen und formulierte unter großen Anstrengungen einige Worte, die er uns als letzte Botschaft mit auf den Weg geben wollte. »Er… er hat gelogen … er will die Schuld auf andere abwälzen. Rosa ist nicht vom Satan besessen, sie ist unschuldig. Er hat sie nur töten wollen, damit sie nicht mehr mit euch gehen kann und das Höllentor aufreißt. Er ist der Grausame, der Schlimme. Rudolfo ist der Tod.« Er hob seine zitternde Hand und umklammerte mein Gelenk. »Du mußt es mir glauben, laßt euch nicht einwickeln.«
    Rosa weinte leise. Glenda hockte neben ihr und hatte einen Arm um sie gelegt. Aus ihren fest zusammengepreßten Lippen drang kein Wort.
    Der schwerverletzte Mönch bäumte sich noch einmal auf. In seine Augen trat ein starrer Ausdruck. Mich überkam das Gefühl, als stünden sie dicht davor zu brechen, aber das Fünkchen Leben entwickelte sich noch einmal zu einem regelrechten Funken, und so konnte er wieder mit uns reden. »Rudolfo hat recht gehabt, der Satan ist hier. Er hat wie damals seinen Platz zwischen den Mauern gefunden. Unsere Vorfahren haben nur den Körper vernichten können, nicht den Geist des Dämons. Ich weiß jetzt, wer der wahre Teufel ist. Nicht Rosa, wie Rudolfo sagte. Er ist es selbst.« Der Griff um mein Gelenk verstärkte sich. »Rudolfo ist der Dämon, der Geist steckt in ihm. Er ist der Günstling. Er beherrscht das Kreuz, das zur Schlange wird, wenn man es berührt. Er ist es, mein Gott…« Padre Marinus schrie die letzten beiden Worte. Blut sickerte aus seinem Mund, dann sackte er zusammen, wobei ein letzter, stöhnender, keuchender Atemzug über seine Lippen floß.
    Der Blick brach endgültig, und mein Handgelenk wurde von den starren Fingern eines Toten umklammert.
    Ich löste den Griff. Die Hand fiel klatschend auf den Boden. Dann schloß ich die Augen des Paters.
    Rosa war neben der Leiche zusammengesunken und weinte leise.
    Glenda sprach mich an. »Was ist mit den anderen Mönchen, John, oder was kann mit ihnen sein?«
    »Ich gehe davon aus, daß es ihnen so ergangen ist wie Padre Michaelis. Sie werden unter einem Bann stehen, aber nicht tot sein. Wir müssen uns auf Rudolfo konzentrieren.«
    »Dann glaubst du den letzten Worten?«
    »Natürlich, daran habe ich keine Sekunde gezweifelt. Marinus hatte den Durchblick.« Ich hob die Schultern. »Leider um einige Minuten zu spät. Rudolfo wollte durch den Messerwurf verhindern, daß uns Rosa das Höllentor öffnet, damit wir es später wieder verschließen können.«
    »Weshalb denn?« fragte Glenda.
    »Ich weiß es nicht, sorry.«
    »Aber du hast dir etwas dabei gedacht.«
    »Schon, eine Theorie. Hinter dem Höllentor muß das eigentliche Reich des Dämons liegen. Allein davon gehe ich aus. Er will nicht, daß es zerstört wird.«
    »Dann hat auch er Furcht?«
    »Es sieht so aus.«
    »Vor unserem Kreuz?« fragte Glenda und staunte mich an, als könnte sie es selbst nicht
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